111 Songs: Foyers Des Arts – „Eine Königin mit Rädern untendran“

In der Rolling-Stone-Beilage: "Pop in Deutschland" haben unsere Autoren 111 Bands und ihre besten Songs zusammengetragen. Maik Brüggemeyer erklärt, warum „Eine Königin mit Rädern untendran“ von Foyers Des Arts einer davon ist.

Dem Schriftsteller Max Goldt (mit bürgerlichem Namen: Matthias Ernst) verdanken wir nicht nur den einzigen überlieferten Bericht des ersten Deutschland-Konzerts der damals 19-jährigen Björk (als Sängerin der Band KUKL vor etwa 20 Gästen im Berliner NOX), zahlreiche hochkomische „Titanic“-Kolumnen und (gemeinsam mit dem Zeichner Stephan Katz verfasste) Comic-Strips, sondern auch wunderbare avantgardistische Synthie-Pop-Platten mit Titeln wie „ Von Bullerbü nach Babylon“, „Die Unfähigkeit zu frühstücken“ und „ Ein Kuß in der Irrtumstaverne“, die er in den Achtzigern mit dem Musiker Gerd Pasemann aufnahm. Die beiden hatten sich 1978 kennengelernt und damals ihre erste Band, Aroma Plus, gegründet. 1981 benannten sie sich in Foyer des Arts um und hatten mit dem herrlichen „Eine Königin mit Rädern untendran“ ihren ersten kleinen Hit, und das, obwohl hier eigentlich nichts so richtig zusammenging: der Mitklatsch-Rhythmus, eine Prog-Gitarre, ein bombastisches Streicher-Synthesizer-Arrangement und ein absurder, surrealer Text zwischen Dada und Kindertheater: „Kikakuki Königin mit Rädern untendran/ Oh Kikakuki Königin, wärst Du gern Untertan?“

Foyer des Arts habe im Berlin der Achtziger in keine Szene hineingepasst, erinnert sich Wolfgang Müller von Die Tödliche Doris und später Mutter in seinen Erinnerungen, „Subkultur Westberlin 1979-1989. Freizeit“. „In die damals aktuelle Kunstszene passten sie ebenso wenig wie in die Punkszene. Für die Genialen Dilletanten klingen sie zu professionell, und um eine Neue-Deutsche-Welle-Band zu sein, fehlt der unbekümmert fröhliche Hit à la Ideal: ‚Ich steh auf Berlin!‘.“ Stattdessen hatten Foyer des Arts ein subversives Liedchen mit dem Titel „Wissenswertes über Erlangen“, in dem Goldt seine Erfahrungen als Fremdenführer ironisch verarbeitete und das sie sogar in der ZDF-„Hitparade“ bei Dieter Thomas Heck aufführten.

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