ABSCHIEDE

Ray Manzarek

IM SOMMER 1966 WAREN The Doors die angesagteste Band von Los Angeles. Das Quartett – Sänger Jim Morrison, Organist Ray Manzarek, Gitarrist Robby Krieger und Drummer John Densmore – galt trotz seines gerade mal einjährigen Bestehens bereits als Sensation, nicht zuletzt aufgrund von Morrisons erotischem, oft streitlustigem Bühnenverhalten.

„Und doch fiel vor allen anderen Bandmitgliedern Ray auf“, erinnert sich Jac Holzman, Gründer von Elektra Records, der die Doors im selben Sommer unter Vertrag nahm. Manzarek, der am 20. Mai im Alter von 74 an Gallenwegkrebs in einer Klinik in Rosenheim starb, „hatte ein höheres Level an Intensität erreicht als jeder andere, den ich je gekannt habe“, so Holzman.

Bei den Doors war er gleich für zwei Aufgaben verpflichtet worden: Weil die Band keinen Bassisten hatte, übernahm Manzarek diesen Part live auch noch – mit seiner rechten Hand. „Ray war eine Ein-Mann-Band“, sagt Krieger. „Er wusste intuitiv, welche Art Beat ein Song erforderte.“

„Wir waren eine Einheit“, meint Densmore zum Thema Doors-Sound. „Ray besaß die Fähigkeit, Jazz und klassische Motive in Hooks zu transferieren, die sich tief in unsere Psyche brannten.“ Zum Beispiel im rollenden Bach-Intro von „Light My Fire“, in der eleganten Tangofigur in „Moonlight Drive“ oder dem E-Piano in „Riders On The Storm“, das klingt wie ein mitternächtlicher Streifzug.

Raymond Daniel Manczarek wurde am 12. Februar 1939 in Chicago geboren (das C im Nachnamen ließ er später weg). Er studierte klassische Musik, saugte jedoch auch den Blues und Boogie Woogie seiner Heimatstadt auf. „Man muss wissen, wann man spielt und wie viel. Und wann man sich zurücknehmen sollte,“ erklärte er 1974, als er über den Einfluss von Rhythm’n’Blues auf sein Keyboardspiel sprach.

Manzarek traf den in Florida geborenen Morrison Anfang der 60er-Jahre in Los Angeles; beide besuchten die UCLA-Filmschule. Manzarek hatte damals bereits seine eigene Band Rick And The Ravens. Doch nachdem sich die beiden im Juli 1966 am Strand von Venedig wiedergesehen hatten, beschlossen sie, eine neue Band zu gründen. Für eine Weile schaffte es der vier Jahre ältere Manzarek, Morrison einigermaßen im Zaum zu halten. „Ray und Jim waren eng miteinander verbunden“, sagt Holzman. „Ray war wahrscheinlich der einzige Mensch, auf den Jim hörte.“

Manzarek bewahrte seine unerschütterliche Fassung auch nach Morrisons Tod. Als Trio machten die Doors noch zwei weitere Alben. Manzareks anschließende Solokarriere umfasst drei LPs. Zudem produzierte er die ersten vier Alben der L. A.-Punkband X. 2002 tourten Manzarek und Krieger gemeinsam, wurden jedoch von Densmore und Morrisons Erben verklagt, weil sie als The Doors auftraten. Danach verschlechterte sich Manzareks Gesundheitszustand. Unter anderen Umständen, so Krieger, hätte es sonst vielleicht sogar eine Reunion der verbliebenen Doors gegeben.

Georges Moustaki

1934 in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria geboren und aufgewachsen, ging Georges Moustaki zu Beginn der 50er-Jahre nach Paris, wo er bald schon mit seinen zartromantischen, freiheitsliebenden Chansons auf sich aufmerksam machte und in Georges Brassens seinen Mentor fand. Später schrieb er Musik für Sängerinnen wie Édith Piaf, Barbara und Juliette Gréco. Zum Solokünstler brachte er es jedoch erst Ende der Sechziger. In den folgenden Jahrzehnten avancierte er mit sanfter Stimme, opulenter Gesichtsbehaarung und poetischen Liedern zu einem der weltweit bekanntesten und verehrten Chansonniers. Moustaki starb am 23. Mai nach langer Lungenkrankheit in Nizza.

Trevor Bolder

Als Bassist einer Rockband über den Status einer Randgestalt hinauszukommen, ist bekanntlich schwer. Trevor Bolder hat diese Hürde genommen, indem er in den 70er-Jahren oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und sich mit seinem so druckvollen wie subtilen Stil in die unterschiedlichsten Songs einfühlen konnte. Als Mitglied von David Bowies legendärer Begleitband The Spiders From Mars war an den wegweisenden Alben „Hunky Dory“ und „Ziggy Stardust“ beteiligt, ab 1976 spielte er den Bass bei Uriah Heep. Anfang der Achtziger ergänzte er zudem für kurze Zeit die Rhythmussektion von Wishbone Ash. Am 21. Mai starb Bolder mit 62 Jahren an einer Krebserkrankung.

Marvin Junior

Es war vor allem Marvin Juniors kraftvoller Bariton, der von Fans und Kollegen immer wieder gerühmt wurde. David Ruffin von den Temptations bezeichnete seine Stimme einmal sehr treffend als „Iron Throat“. Mit der Vokalgruppe The Dells verband er bereits Mitte der 50er-Jahre Rhythm’n’Blues, Doo Wop und Soul und schrieb an vielen Songs der Band mit, etwa an ihrem ersten Single-Erfolg „Oh, What A Nite“ von 1956. Ihre letzten großen Erfolge hatten The Dells Anfang der Siebziger, auch wenn sie bis zum Jahr 2000 weiter Alben aufnahmen. Ihr wunderbarer Lead-Sänger verstarb am 29. Mai mit 77 nach Herz-und Nierenproblemen in seiner Heimatstadt Harvey, Illinois.

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