Auf Tour mit den Avett Brothers: The Charcoal Sunset aus Berlin

Die Berliner Band The Charcoal Sunset springt auf den Americana-Wagen auf und macht nostalgische Americana-Musik. Im August unterstützen sie The Avett Brothers auf ihrer Tour, bei uns sind sie diese Woche unser Artist to Watch.

The Charcoal Sunset aus Berlin wollen ganz hoch hinaus und orientieren sich deswegen auch an den ganz Großen. Wilco, Bob Dylan oder Bruce Springsteen nennt die Band als ihre Vorbilder – das hört man. Das Quartett um Sänger, Gitarristen und Mundharmonikaspieler Juri Member versucht mit aller Macht den Americana nach Deutschland zu bringen.

Und das funktioniert auch, denn das Debüt der Berliner transportiert mit Hammondorgel, Mundharmonika und den simplen Gitarrenparts auf die Route 66 und verpasst dem Hörer ein Roadtrip-Gefühl. Während die Combo live richtig Gas schon geben kann, klingt die Platte zwar noch etwas angestrengt – gefällt aber trotzdem. Deswegen haben Juri Member und Gitarrist Marlowe Regard und auch Rede und Antwort stehen dürfen.

Euer Debüt wurde schon am 1. April veröffentlicht, nun geht’s mit den Avett Brothers auf Tour. Wie feiert man so etwas als junge Band?

Juri: Feiern werden wir wohl erst nach der Tour, und dann… Na, ihr wisst doch, wie Rockbands feiern. Wir sind da keine Ausnahme.

Welchen Song vom Album mögt ihr am liebsten und was ist die Geschichte dazu?

Juri: Wenn ich einen raus nehmen muss, dann nehme ich „Longitude, Pt.2“. Da hat sich für mich während der Sessions ein neuer Horizont aufgetan, was man alles so hinkriegen kann als Songwriter und als Band, wenn man offene Ohren und open minds hat.

Marlowe: Fällt mir echt schwer, mich da zu entscheiden. Ich weiß nicht, ob’s mein Lieblingssong ist, aber „Missed Connections“ ist auf jeden Fall einer meiner Favoriten, erstens weil’s ein schöner, amerikanischer Rocksong ist und live immer gut abgeht. Aber auch, weil wir ihn auf der Platte genau so umgesetzt haben, wie ich ihn im Kopf hatte. Ich hatte die Lyrics geschrieben und dabei gedacht, den Song würde ich gern so machen, wie Springsteen ihn gemacht hätte, mit einer schönen Hammond und diesen typischen Roy-Bittan-Achtelnoten auf dem Klavier. Ich glaube, das ist uns echt gut gelungen, ist einfach schön, wenn ein Plan funktioniert.

Lasst ihr euch eher von Songs inspirieren oder von Künstlern?

Marlowe: Ich glaube, beides. Ohne den musikalischen Background, den einem die alten Helden geben, kann man keine guten Songs schreiben. Was wir beim Arrangieren aber vor allem versuchen, ist uns von dem Song inspirieren zu lassen, den wir gerade schreiben. Klingt vielleicht komisch oder esoterisch, aber man muss halt darauf hören, was der Song von einem will, irgendwie ist der schon vorhanden, bevor man ihn schreibt. 

Juri: Es ist natürlich auch total interessant und inspirierend, wie zum Beispiel John Lennon oder Bob Dylan mit der Presse umgegangen sind. Da kann man ja auch viel Inspiration draus ziehen. Diese ganze erste Generation von Riesenstars, die ja ein Leben geführt haben, dass niemand vorher gelebt hatte. Die haben dann natürlich auch Fehler gemacht, die viele ja auch zu Grunde gerichtet haben. Und die nachfolgenden Musikergenerationen können da viel von lernen. Machen sie natürlich aber auch nicht immer.

The White Lie by The Charcoal Sunset

Wo seht ihr euch in zwei oder drei Jahren?

Marlowe: Wir sind ehrgeizig und wollen natürlich möglichst viele Leute erreichen. Am schönsten wäre es, wenn wir es bis in zwei, drei Jahren geschafft haben, von der Musik leben zu können und uns voll und ganz darauf konzentrieren könnten. It’s a long way to the top.

Juri: Ja, könnte von mir aus auch ruhig schneller gehen. Dann könnten wir diese verdammten Day Jobs endlich kündigen.

Was macht euch mehr Spaß: Aufnehmen im Studio oder Konzerte spielen?

Marlowe: Beides ist ziemlich geil. Bei den Konzerten hast du natürlich den Vorteil, dass du sofort eine unmittelbare Reaktion bekommst und im besten Fall Bestätigung, was man ja irgendwie als Künstler braucht. Da ist dann sofort eine Energie im Raum. Wir basteln aber auch gerne im Studio an den Songs, das hat was sehr Befriedigendes, vor allem, wenn Du’s dann auch in Form von ner Platte in der Hand halten kannst.

Was würdet ihr niemals für eure Karriere tun?

Marlowe: In der O2 World spielen.

Juri: Einen Werbesong für eine Partei machen.

Wenn ihr die Chance hättet, mit einem Künstler oder einer Band zu touren, welcher wäre das und warum?

Marlowe: Kommt drauf an, vom Spaßfaktor hinter der Bühne vielleicht mit Motörhead? Musikalisch passender wären bestimmt eher Wilco, die wir sehr bewundern und als Vorbilder ansehen, aber Jeff Tweedy gilt ja eher als launisch.

Juri: Wir touren ja jetzt mit den Avett Brothers. Das ist schon mal keine schlechte Sache. Ansonsten auch gerne mit Glen Hansard – mit dem hab ich schon mal in Galway in Irland gespielt. Wenn der keine Zeit haben sollte, nehmen wir einfach die Stones.

Was ist euer Lieblingsgeräusch?

Juri: Der Sound den man hört, wenn man den allerersten Schluck einer frisch geöffneten Flasche Laphroaig oder Jameson eingießt.

Marlowe: Oh ja. Jetzt hab’ ich Durst.

Vier Dinge, die man als junge, neue Band nicht tun sollte:

Marlowe: Auf jeden Fall nicht verbissen auf den baldigen Erfolg hoffen, sondern einfach spielen.

Juri: Einen Major Plattenvertrag unterschreiben, einen Major Publishing Vertrag unterschreiben, sich selbst überschätzen.

Gibt es einen unbekannten neuen Act, den wir unbedingt im Auge behalten sollten?

Marlowe: Ihr behaltet ja wohl hoffentlich uns im Auge, da kommt nämlich noch einiges!

Juri: Reverend Shine Snake Oil Company sind eine Wahnsinnsband, die ich neulich in Berlin gesehen habe. Die haben sowas von den Blues und Entertainment Qualitäten, die Euch umhauen werden.

Hier noch die Daten für die Tour mit den Avett Brothers:

15. August Köln, Gebäude 9
16. August München, Muffatwerk
17. August Berlin, Astra Kulturhaus
25. August Hamburg, Fabrik

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