Band Aid 30: „Uncool, aber wichtig“ – Bob Geldof erklärt seinen Kampf gegen die Ebola-Epidemie

Bob Geldof kündigt gemeinsam mit Campino, Thees Uhlmann und Max Herre sein neues Projekt an: drei Versionen des bekannten Weihnachtsliedes, die Afrika helfen sollen, die Ebola-Epidemie einzudämmen. Am Montag (17.11.) wird die deutschsprachige Version aufgenommen.

Warum immer er, verdammt noch mal? Warum muss sich immer Bob Geldof um die Armen und Kranken kümmern? „Ich will nicht in einer Welt leben, in der Menschen so behandelt werden – in der Menschen sterben, weil sie arm sind, und wir tun nichts. Dann müssen eben wieder mal wir Popsänger etwas machen. Es ist das Uncoolste überhaupt, aber es ist auch das Wichtigste“, sagt er bei der Pressekonferenz am Donnerstag in Berlin. Er kündigt gemeinsam mit Campino, Thees Uhlmann und Max Herre sein neues Projekt an: „Band Aid Thirty“, neumodisch #BandAid30 – drei Versionen des bekannten Weihnachtsliedes, die Afrika helfen sollen, die Ebola-Epidemie einzudämmen.

Der Sänger der Toten Hosen bekam vor drei Wochen einen Anruf: Bob Geldof hier! Er hoffte, es ginge nur um das nächste Chelsea-Liverpool-Spiel, aber nein: Geldof wollte, dass er Kollegen zusammentrommelt, damit eine deutsche Version von „Do They Know It’s Christmas“ entsteht. Carla Bruni macht in Paris mit Daft Punk und anderen gerade das Gleiche auf französisch. Und in London gehen Bono, Coldplay, Adele und viele andere Stars am Sonnabend ins Studio, um ihre Zeilen zu singen. Andere Zeilen als 1984 übrigens: Dürre, Wassernot – das hätte jetzt nicht mehr gepasst. „Bono wollte seine Strophe damals schon nicht singen. Jetzt habe ich sie sowieso geändert“, sagt Geldof grinsend. Wer wissen will, wer am Ende was singt, kann über eine eigens erstellte Live-Aid-App direkt ins Studio schauen (und dabei gleich ein bisschen spenden).

Auf den Markt kommt der Song dann am 17.11. – an dem Montag nehmen die deutschen Musiker ihr Stück gerade erst auf. Bis zur letzten Minute wird Campino mit Uhlmann und Marteria an dem neuen Text sitzen. „Allen ist klar, dass es nicht um das Lied geht“, betont Campino – sondern darum, überhaupt etwas zu tun. Damit tröstet er sich wohl auch darüber hinweg, dass in der Eile am Ende vielleicht nicht jede Zeile genau sitzen wird.

Dann setzt Geldof zu einer langen Rede an. „Es begann mit einem nicht sehr guten Weihnachtslied“, sagt er etwas kokett, aber inzwischen habe Band Aid mehr als 250 Millionen Dollar eingespielt – nur durch das Lied, die „Live Aid“-Spektakel also nicht eingerechnet. Wobei da immerhin 1,8 Milliarden Menschen zusahen. Und ja, diese Zahlen seien wichtig, denn in der Politik gehe es nur um Zahlen, erklärt er mit einer Vehemenz, die keine Zweifel zulässt. Er berichtet von einer afrikanischen Krankenschwester, die starb, weil sie einem mit Ebola infizierten Kind die Tränen wegwischte. Und davon, dass in Deutschland nicht annähernd so viel für Afrika getan wird, wie Angela Merkel ihm einst beim G8-Gipfel versprochen hat – und viel, viel zu wenig bei der jetzigen Lage.

Nebenbei wirft Geldof noch ein fröhliches „Fuck you“ in Richtung Medien in die Runde: Man solle sich zwar ruhig weiter um den „internationalen politischen Gangster“ Putin und die Ukraine kümmern, aber doch bitte mindestens genauso um die Ebola-Katastrophe – und zwar am besten, bevor sie nach Europa kommt. Geldof ist wieder einmal wütend, und so ist er immer am beeindruckendsten: wenn er auf einer Mission ist. Lockerlassen ist nicht sein Ding.

In Großbritannien ist das neue „Do They Know It’s Christmas“ jetzt schon Nummer eins, so viele Vorbestellungen gibt es. Auf Spotify wird man es übrigens nicht hören können, man muss es schon kaufen. Thees Uhlmann sagt noch, man habe „alles gegeben, damit der Song modern und unpeinlich wird“ – und wo hört man schon mal Max Raabe gemeinsam mit Haftbefehl? Außerdem bei der deutschen Fassung dabei sein werden mehr als zwei Dutzend mindestens ebenso Prominente – darunter Udo Lindenberg, Wolfgang Niedecken, Clueso, Cro, Gentleman, Adel Tawil, Milky Chance, Jan Delay, Ina Müller und Michi Beck. Und ja, nicht alle wird man mögen, und nein, das ist kein Grund, das Projekt albern zu finden. Man kann den Zynismus auch mal lassen und einfach die Single kaufen (auf der die deutsche und die englische Version zu finden sein werden).

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