Beigelegt: New Noises Vol. 105

My Morning Jacket hören Thai-Soul, Thees Uhlmann fliegt, Grönemeyer lauscht, Mona treten ein Erbe an, Okkervil River lieben das Drama – alles auf der Juni-CD. Hier alle Songs und Infos.

Als Jim James kürzlich am Wühltisch alte Platten durchblätterte, stieß er auf ein obskur anmutendes Kleinod: „Siamese Soul: Thai Spectacular 1960s-80s, Volume 2“ enthält wenig bekannte Klassiker der thailändischen Popmusik. Einer dieser Cuts, „E-Saew Tam Punha Huajai“ von Kwan Jai & Kwan Jit Sriprajan, inspirierte James zu „Holding On To Black Metal“, dem ambitioniertesten Song auf dem neuen My Morning Jacket-Album, „Circuital“. Ein eher untypischer Beitrag für eine Platte, auf der sich Morning Jacket auf das besinnen, was sie am besten können: eine psychedelisch-rockige Version der Americana. 

Beinahe hatten wir Cake vergessen, da stürmten die Amerikaner mit ihrem ersten Album seit 2002 überraschend die US-Charts und erreichten die Nummer eins. „Showroom Of Compassion“ bündelt die klassischen Tugenden der Band um John McCrea, weist aber auch in die Zukunft. Unser „New Noises“-Track „Sick Of You“ zeigt, wie Cake 2011 klingen: kauzig wie ehedem, aber mit einem Schwung, den man ihnen nicht mehr zugetraut hätte.

Bereits vergangenen Monat stellten wir Mona vor, die sich auf den Spuren der Kings Of Leon und von U2 bewegen und die nächste große Stadion-Rock-Band werden könnten. Der Sänger Nick Brown vereint zumindest das Charisma des potenziellen Massen-Hypnotiseurs mit einem ausgewiesenen Händchen für hochmemorable Melodien, wie das nicht auf dem unbetitelten Mona-Debüt enthaltene „Brick Shoes“ beweist.  

Wie ein alter Bekannter mutet derweil der Songschreiber Nik Freitas an. Neben seiner Mitgliedschaft bei Conor Obersts Mystic Valley Band und den Broken Bells schichtet Freitas in seiner Freizeit mit großer Könnerschaft jauchzend-melancholische Harmonien auf, wie aktuell für „Saturday Night Underwater“. Wir präsentieren „In The Frame“.  

Ein bisschen erinnert  „Hunger Song“ von der australischen Band The Middle East an Crowded House – weiß Gott nicht die schlechteste Referenz. Auch sonst gilt: So lange Sie nicht versuchen, „The Middle East“ zu googeln, wird Ihnen das zweite Album, „I Want That You Are Always Happy“, Freude bereiten.

Es ist faszinierend zu be­obachten, wie sich die Karriere von Okkervil River über die Jahre entwickelt hat und mit welcher Virtuosität Will Sheff inzwischen melodramatische Mini-Epen wie „Rider“ zu immer neuen Höhen treibt. Wahrlich nicht der einzige Höhepunkt auf „I Am Very Far“, dem neuen Okkervil-River-Album.

Ständig vergleicht man Scott Matthew mit britischen Melancholikern wie dem frühen David Bowie. Sicher nicht zu Unrecht, doch lässt ein Song wie „The Wonder Of Falling In Love“ auch eine Liebe zu Brian Wilson  erkennen. Sollte der Segen der Liebe Matthew tatsächlich ereilt haben, so weiß er diesen Umstand gut zu verstecken: Auf seinem neuen Album, „Gallantry’s Favorite Son“, leidet er so formvollendet wie eh und je. 

Ein interessantes Konzept kommt bei den Lesungen des Autors und Musikers Nagel zum Tragen. Anekdotisches und Passagen aus seinem aktuellen Buch „Was kostet die Welt“ (Heyne, 2010) verknüpft  Nagel mit Projektionen und anderen Hilfsmitteln zu  einem audiovisuellen Gesamterlebnis. Da ist es nur konsequent, dass Nagel Tracks wie „Tel Aviv“ für eine Spoken-Word-EP mit Texten aus seinem Buch und elektronischer Untermalung einspielte.

Als Thees Uhlmann von einem befreundeten Booker auf eine neue Band hingewiesen wird, springt er ins nächste Flugzeug, trifft sich mit Young Rebel Set und nimmt sie unter Vertrag. Nur die Kurzversion der Geschichte einer besonderen Band, die in England vom Oasis-Management vertreten wird. Nun erscheint das Debüt „Curse Our Love“, und man kann sagen, der Flug hat sich gelohnt – lauter Indie-Folk-Rock’n’Roll-Preziosen wie „Measure Of A Man“.

Ebenfalls unter den Fittichen eines prominenten Musikers steht die norwegische Songschreiberin Susanne Sundfor: Ihr Debüt „The Brothel“ erscheint auf Herbert Grönemeyers Label Grönland, der Chef ist häufig zu Gast bei Konzerten der bisweilen an Joanna Newsom erinnernden Frau und lauscht dann Kleinoden wie  dem Titelsong.

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Melodisch intensive Rockmusik brachte der Berliner Band Leyan den Sieg beim von der Köstritzer Brauerei ausgelobten Talentwettbewerb Echolot. Inzwischen liegt mit „Dancing Sculptures“ ein Album vor, wir präsentieren „Promises“.

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