Bens Vorstadt-Blues

Hallo, ich bin’s, Ben.“-, ,Hi Ben, wie geht’s, wo bist du gerade?“-„Oh, mir geht’s gut. Ich bin auf Tour… im Tourbus … in, äh, Toronto“ „Oh, wie spät ist’s denn bei Euch?“ „Wie_. spät? Ahm, keine Ahnung™ hm, wir sind gestern Nacht über die Grenze und… hm…“. Ben Folds ist auf Nordamerika-Tour und sitzt leicht orientierungslos im Tourbus. Wenn jemand, der immer unterwegs ist und – wie Folds sagt – lange Zeit nirgendwo so richtig zu Hause war, ein Album über die amerikanischen Vorstädte macht, so kann man davon ausgehen, dass er dies mit der nötigen Distanz und vielleicht auch Despektierlichkeit tut. „Oh nein, Mann. Die Leute in den suburbs versuchen mit ihrem kleinen Gehalt ein annehmbares Leben zu fähren. Es sind Spießer, die pünktlich zur Arbeit erscheinen aber, hey, durch sie läuft erst alles rund.“

Seit Folds mit seinen zweijährigen Söhnen und seiner Frau in Adelaide wohnt, scheinen ihn die Lebensentwürfe dieser Leute sehr zu beschäftigen. So ziehen sich Themen wie Herkunft, Erwachsenwerden und Alter durch das gesamte Album: „Ich habe mich immer mit sowas beschäftigt. Als ich sah, wie mein Sohn bei der Geburt da rauskam, dachte ich: ,Mann, tut mir leid, das sieht nach harter Arbeit aus.‘ Da stellt man sich schon die Frage, was das alles bringt, mit dem Leben und dem Alterwerden, wenn es schon so eine Anstrengung ist, erst mal auf die Welt zu kommen. Das Leben ist doch ein ständiger Kampf.“

Ob der Split der Ben Folds Five ein Grund war, persönlichere Themen aufzugreifen, will ich wissen. Doch Folds fühlt sich, da er nun alles selbst spielt, eher auf musikalischem Gebiet freier, inhaltlich habe er nie Probleme gehabt, seine Ideen unterzubringen. „Meine Songs sind immer persönlicher, als ich es eigentlich vertragen kann. Ich schreibe sie, nehme sie auf und dann kommen sie raus und ich denk: .Das ist nun doch ein bisschen zu hart. ,The Luckiest‘ zum Beispiel: Unsere Generation kann keine love songs schreiben; was im Radio läuft, ist immer ganz fürchterlich. Doch ich wollte in meinem Leben einen love song schreiben. Ich habe dann nur noch Nat King Cole gehört. Und dann habe ich ,The Luckiest‘ geschrieben.“ Bei den anderen Songs des Albums kommt der typisch Foldsche Sarkasmus aber wieder durch: „Viele Leute verstehen das aber auch falsch und denken, wenn sie hören, wie ich in ,Rockin‘ the Suburbs‘ die Paranoia mancher Vorstädter parodiere, diese träfen auch auf mich zu, und ich hätte beispielsweise Angst vor Farbigen. Das ist das Tolle an Randy Newman: Den tangiert es nicht, wenn er missverstanden wird. Als ich ihn damals bei ,Saturday Night Live‘ sah, wo er J’m gonna take off my pants‘ sang, dachte ich, sowas möchte ich auch machen, wenn ich groß bin.“

Niemand konnte natürlich damit rechnen, dass Folds das so ernst und wortwörtlich nahm, dass er auf der ROL-LING STONE-Roadshow dann tatsächlich einmal nur mit Cowboyhut bekleidet auf die Bühne kam, um Fran Healy seine Gitarre zu bringen. „Oh, yes, that was fiin.“ Beware of the naked man!

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