Bloc Party – Imperium der Egozentrik

Nachdem sich Bloc Party mit absurder Ironie und ein paar Soloversuchen beinahe selbst ins Abseits befördert hätten, kehren sie selbstbewusst zurück

Es war längst an der Zeit wegzufegen, was sich an Auflösungsschlagzeilen und Gerüchten angesammelt hatte. Dabei ist es ja nicht verwerflich, dass sich die vier Londoner Brit-Rocker nach ihrem dritten Album „Intimacy“ eine kreative Auszeit genommen haben, um sich wie Sänger Kele Okereke solo auszuprobieren oder wie Bassist Gordon Moakes für Nachwuchs zu sorgen. Die Trennungsgerüchte, die sie aus einer flachsigen Laune heraus selbst inszenierten, wären ihnen aber beinahe zum Verhängnis geworden. Das wurde den Musikern selbst noch rechtzeitig bewusst – weshalb Bloc Party jetzt mit einem kaum mehr erwarteten Album zurückkehren.

Okereke, der für das Verwirrspiel verantwortlich ist, hat seine Lektion gelernt. „Wir hatten eigentlich schon mit dem Songwriting für das vierte Album begonnen. Ich habe die Jungs durch ein Fenster fotografiert und das Bild mit einem Fragezeichen im Internet veröffentlicht. Leider habe ich diesen waghalsigen Scherz, die Band plane etwas ohne mich, in Interviews nicht revidiert, sodass die Sache zu einem riesigen Eklat ausartete, der nicht beabsichtigt war.“ Nun will er in Interviews keine Lügen mehr verbreiten. „Es sei denn, ich bin mir wirklich sicher, dass sie völlig absurd sind.“

So ganz hält sich Scherzkeks Okereke an diesen Vorsatz aber nicht. Will er doch schon im nächsten Satz glaubhaft machen, ihr Management habe sie zu ihrer Rückkehr gezwungen. Tatsächlich wollte wohl keiner der Musiker die erfolgsträchtige Band aufgeben. Schlagzeuger Matt Tong sagt: „Wir alle haben Bloc Party sehr vermisst. Wie wir klingen und wie wir aus kleinen Riffs etwas Großes entstehen lassen – das hat uns im vergangenen Jahr zurück in den Proberaum getrieben. Zu dem Zeitpunkt wussten wir natürlich nicht, ob auch ein Album entstehen würde. Das Experiment war: nur wir vier und unsere Instrumente! Und einfach abwarten, was dabei herauskommt.“

Bloc Party haben ihren Sound nicht verloren, „nur wieder erobert“. Darin sind sich die vier Musiker einig. Ein Schritt nach vorn und einer zurück auf Anfang: Die vierte Platte mit dem schlichten Titel „Four“ verzichtet bewusst auf elektronische Spielereien. Im Vergleich zu früheren Alben mutet „Four“ weit härter an und tendiert stellenweise sogar zum Stoner-Rock, was die Band mit begeistertem Kopfnicken quittiert: „Wir sind schon immer eine Rockband gewesen. Auch wenn wir uns entwickelt haben – unser Fundament haben wir niemals verloren. Unsere Liebe zum Rock, die Liebe zu unserer musikalischen, natürlichen Interaktion trieb uns wieder zusammen. Sie ist hörbar festgehalten“, erklärt Moakes. „Es geht um Simplizität, die klassische Vierer-Besetzung jener Rockband, die wir schon am Anfang waren. Das ist das Konzept von ‚Four‘.“

„Für jeden Hörer ist eine andere Geschichte auf dem Album verborgen“, erzählt Okereke. Mal ginge es um einen teuflischen Pakt, mal um eine Wahnvorstellung. Nur wer Mary Anna in der ersten Single „Octopus“ ist, will er nicht sagen. Kein Geheimnis macht er indes aus seiner Überzeugung, dass es „Four“ auch gegeben hätte, wenn er solo „so erfolgreich geworden wäre wie Adele“. In dem Song „Coliseum“ gäbe es da eine Zeile, die dies treffend beschreibe. Wohl diese: „The empire never ended!“ Zumindest das Selbstbewusstsein von Bloc Party scheint intakt.

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