Blues an Bord

Aus dem Logbuch eines Kreuzfahrers: Die Ultimate Rythm & Blues Cruise, begleitet u.a. von Dr. John und Taj Mahal, verbindet touristische mit musikalischen Attraktionen.

Jeder, der einmal in einem Karibischen Freihafen wie Philipsburg (Sint Maarten) oder Willemstaad (Curacao) war, kennt das Elend: Da laufen urplötzlich auf Schiffsrümpfe geschraubte Hochhäuser in den Hafen ein und spucken lausende von geriatrischen Figuren aus, die nichts Eiligeres zu tun haben, als schnurstracks die örtlichen Juwelier-Läden leerzukaufen. Kreuzfahrer nennt man diese menschliche Plage. Doch wer jetzt bei der Ultimate Rhythm & Blues Cruise (kurz URBC) an das „Traumschiff“ denkt, der ist definitiv auf dem falschen Dampfer!

Nein, eine URBC ist so ganz anders. Wie die folgenden Auszüge aus dem Logbuch belegen:

8.Januar. Im Hafen von Port Canaveral/Florida liegt die SS „Atlantic“ aus der Kreuzfahrtschiff-Familie „The Big Red Boats“. Der knallrote Kahn ist so „big“, daß neben den 700 Mann Besatzung die rund 1300 Passagiere nicht nur recht viel Platz haben, sondern sich obendrein noch in diversen Bars, Swimmingpools und einem Kino amüsieren können. Und ihr Geld dürfen die Kreuzfahrer in einem Spielcasino und einer Shopping Mall loswerden. Doch was hier die im Laufe des Nachmittags an Bord eintrudelnden Alt-Rocker, Alt-Hippies und Alt-Freaks primär vereint, ist nicht die christliche Seefahrt, sondern die Musik genauer gesagt: Rhythm & Blues. Neun Acts werden an sieben Tagen fast rund um die Uhr im Einsatz sein: Dr. John, Taj Mahal, Denise LaSalle, Rod Piazza, Luther Johnson, Lil‘ Ed &The Blues Imperiais sowie John Mooney & Bluesiana.

Kaum hat der Dampfer jedoch an diesem Freitag, dem 13., endlich abgelegt, geht es los: die Musik – und der Sturm. Der Kahn schwankt gewaltig, es schüttet wie aus Kübeln, und das Gros der Passagiere läßt die Musiker buchstäblich im Regen stehen und verzieht sich in die Kabinen.

14. Januar. Ein ganzer Tag auf hoher See, und das Wetter ist keinen Deut besser. Die vielen Siechen bleiben unter Deck und die Musiker mehr oder minder unter sich. Aber bei Terrance Simiens R&B/Cajun-Potpourri geht zumindest innerlich die Sonne auf.

15. Januar. Die mexikanische Insel Cozumel ist in Sicht, die Sonne gibt sich endlich karibisch, und die See ist spiegelglatt. Der anschließende Landgang – abgerundet durch Tortillas, Bohemia-Bier und Tequila weiß für die Unbill der beiden letzten Tage zu entschädigen. Und das abendliche Konzert von Dr. John hat das Attribut „Highlight“ verdient 16. Januar. Die „Atlantic“ erreicht Grand Cayman, eine Karibik-InseL die eher an eben Vorort von L.A. gemahnt – Fast-Food-Ketten haben die Gastronomie hier voll im „Würge“griff. Dafür wird der nächtliche Auftritt von Taj Mahal unter einem buchstäblichen Postkarten-Sternenhimmel zum Leckerbissen.

17. Januar. Wir sind in Odio Rios/Jamaica angelangt Was man schon an den vielen Dope-Dealern merkt, die das auf Reede liegende Schiff mit Jet-Skis umkurven und lauthals Heroin oder Crack offerieren. Da gönnt man sich doch lieber an Bord den Gig von Amerikas bestem Harmonica-Spieler, Rod Piazza, begleitet von seinen in jeder Hinsicht „Mighty“ Flyers.

18.Januar. Wieder ein Tag auf hoher See, doch diesmal einer, der musikalisch wie wettermäßig Hitzerekorde aufstellt Lil‘ Ed gerät über sein eigenes Gitarrenspiel derart in Wallung, daß er nur mittels herausgezogenem Stecker zu bremsen ist 19.Januar. Verdutzt reibt man sich morgens die noch etwas müden Augen und stellt mit Wohlwollen fest, daß man bereits in Nassau/Bahamas ist Wen die imposante Kolonial-Architektur der Hafenstadt nicht beeindruckt, der ist spätestens beim Anblick der vielen Strände überzeugt: It’s better in the Bahamas. Müßig zu erwähnen, daß nach einem Tag Hedonismus pur abends an Bord noch einmal alle Register gezogen werden und man die Bands mehr oder minder von den Bühnen prügeln muß. Aber eine R&B-Cruise, auch wenn sie sich Ultimate nennt, geht leider einmal zu Ende.

Wer nun dem nächsten Winter ein Schnippchen schlagen und bei heißer Musik durch die Karibik cruisen möchte, der wende sich an: URBC – Hannes Mierswa, Wilhelm-Leuschner-Str. 5, D-65719 Hofheim, Tel. (06192)232 28 Fax:(06192)254 14

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