Brian Eno in einer amüsanten Interviewparodie zum Release von „Small Craft On A Milk Sea“

Der Electro- und Ambient-Pionier Eno veröffentlichte am 29.10. sein neues Album, das man noch immer im Stream hören kann. Zudem gibt's nun ein wunderbares Fake-Videointerview.

Die Eno-Verehrer werden mit „Small Craf On A Milk See“ ihre Freude haben, verweist es doch eindeutig auf seine Ambient-Klassiker wie „On Land“ aus dem Jahre 1982. Eno-Verächter wiederum werden nach diesem Album mutmaßen, der nächste logische Karriere-Schritt wäre: „Brian Eno – jetzt auch als Handcreme“. Denn auch die mit Enos Kollaborateuren Hopkins (mit dem er bereits am „The Lovely Bones“-Soundtrack zusammenarbeitete) und Abrahams (der als Co-Produzent beim „Everything That Happens Will Happen Today“ fungierte) eingespielten Songs haben das, was unser Rezensent Jürgen Ziemer in der kommenden Ausgabe so treffend formuliert: „sich wie Blüten entfaltende Töne, warm, weich und wohlig wabernde Sounds, die eine Alliteration in der Beschreibung geradezu herausfordern.“ Und dieses Sanfte, Anschmiegsame und eben „Wohlig Wabernde“ muss man eben mögen.

Eno selbst hat die Herangehensweise an „Small Craft On A Milk Sea“ sehr gut beschrieben: „Die meisten Stücke auf diesem Album sind nicht das Resultat von ‚Kompositionen‘ im klassischen Sinne, sondern entstanden aus Improvisationen. Improvisationen sind nicht ergebnisorientiert, wollen keinen Song zum Ziel, sondern versuchen, eine Sound-Landschaft zu kreieren, wollen das Gefühl für einen Ort vermitteln, oder vielleicht ein Ereignis in Erinnerung rufen. Man könnte sagen, dass sie mit voller Absicht keine ‚Persönlichkeit‘ haben: es gibt keinen Sänger, keinen Erzähler, keine Anleitung, was oder wie man beim Hören fühlen sollte. Wären diese Tracks für Filme verwendet, dann würde der Film das Bild ergänzen. So wie sie sind, sind es eher spiegelverkehrte Stummfilme: nur-Ton-Filme, sozusagen.“

Man muss also schon die nötige Ambient-Empfänglichkeit und Freude am eigenen Kopfkino haben, damit sich die volle Kraft dieses Albums entfaltet – aber gerade das ist es ja, was man an Enos Musik so schätzt.

Erfreulich ist natürlich ebenso, dass mit Brian Eno und dem Traditionslabel Warp zwei Qualitätsnamen im Bereich der elektronischen Musik zusammengefunden haben. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich dieses neue Material auf Warp veröffentlichen kann, denn es ist seit langer Zeit eines der wirklich innovativen Labels. Ich freue mich darüber, mich in der Gesellschaft vieler Künstler zu befinden, deren Arbeit ich seit vielen Jahren verfolge und bewundere. Ich freue mich auf die interessanten Kontakte.“

Das mag ein wenig förmlich klingen, lässt aber hoffen, dass sich Eno vielleicht vom ein oder anderen Warp-Künstler zu einer weiteren Kollaboration hinreißen lässt. Hach, man mag sich ja gar nicht ausmalen, wie großartig ein Battle „Eno vs. Aphex Twin“ klingen könnte. Oder wie spannend es wäre, wenn die Battles mit ihrem harten und innovativen Drumsound eine Eno’sche Soundfläche zertrümmern dürften. Oder wenn Eno den Zappelphillip Jamie Lidell bändigen dürfte.

Bevor einem nun die Phantasie durchgeht, zurück zum Wesentlichen – hier gibts alle Songs im Stream. Gestern nun hat Brian Eno mit einem Videointerview seinen Humor bewiesen. Er lässt sich in dem zehnminütigen Clip von einem gewissen Dick Flash für das Pork Magazine interviewen. Flash ist dabei die herrlich übersteigerte Version eines Musikjournalisten, der schon alle Fragen samt Antworten vorbereitet hat und das Werk besser ergründen kann, als der Künstler selbst. Eno selbst kommt dabei natürlich eher selten zu Wort, aber genau das wird er im Sinn gehabt haben. Und wenn man ganz genau schaut, scheint es sich bei Mr. Flash um eine gute verkleidete Version von Eno selbst zu handeln…

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