Bringing Out The Dead

Mit „Taxi Driver“ drehte Scorsese 1975 einen der schönsten Filme aller Zeiten: betörend zerbrechliche Bilder voller Ecken, Kanten und Emotionen. So großartig er seine späteren Star-Filme auch inszenierte, die damalige Vitalität erreichte er nicht mehr. Fast alle seine Filme spielen in New York, jetzt kehrt er in die nächtlichen Straßen des Big Apple zurück. Wieder sitzt der Held (Nicolas Cage) am Steuer, aber jetzt hat er einen Beifahrer (John Goodman) und eine hehre Aufgabe: Er ist ein Rettungssanitäter. Doch ebenso einsam wie Taxikutscher De Niro ist auch Cage. Seinen Engel Patricia Arquette lernt er bei einem Einsatz kennen und sieht sie immer wieder in der überquellenden Armen-Ambulanz, wo sie das das langsame Sterben ihres Vaters begleitet. Ihr einziges müde gequältes Lächeln erntet Cage bei den gemeinsamen Zigaretten vor der Tür. Gegen diese Konstellation des Drehbuchs, wie bei „Taxi Driver“ von Paul Schrader, hat Cage gar keine Chance, als einen triefenden Softie zu spielen. Keine Frage: Cage ist ein Star, sein Regisseur ist ein Star, und die Handlung klingt nach einem positiv gewendeten „Taxi Driver“. Und die Magie verschwimmender Straßenfahrten zum jazzigen Score von Bernard Herrmann scheint sich tatsächlich zu wiederholen, hinter den kunstvoll verfremdeten Bildern der heutigen Straßen kommt aber nicht mehr viel. Die Story passt zu einem geläuterten, in allen Ehren ergrauten Mann, der längst nicht mehr den Zorn hat wie Scorsese als jener Taxigast mit dem legendären Monolog („Das ist meine Frau, aber nicht mein Appartment“) über die Vorzüge einer 45er Magnum.

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