Chris Stills

ehrt Vater und Mutter und findet es nicht uncool

Berühmte Väter können eine Last sein, berühmte Mütter eine Plage. Beides zusammen allerdings ist – glaubt man Chris Stills – kein Problem: „Da kann man halt nichts machen“, lächelt er. Es gab zwar eine Zeit, da gründete Stills eine Band, um sich vor seinem Stammbaum zu „verkriechen“. Nun aber trägt er den Namen seines Erzeugers stolz auf dem Cover des zweiten, ansonsten titellosen Albums, und auch musikalisch ist der Einfluss von Vater Stephen, in den Sechzigern und Siebzigern mit Buffalo Springfield und Crosby. Stills, Nash & Young zu Ruhm gekommen, unüberhörbar: Harmoniegesänge, akustische Gitarren und der vorsichtige Einsatz von Country-Elementen prägen den Poprock des Sohnemanns. Auch Mama kommt zu Ehren: Hat Stills doch einen Teil seiner Kindheit in Paris bei Mutter Veronique Sanson verbracht. Die ist ein Chansonstar in Frankreich, traf und liebte Stephen Stills im Jahre 1973 und brachte Chris nur ein Jahr später zur Welt.

Heute singt Chris, um seine „doppelte Kultur, dieses Jekyll-and-Hyde-Ding zwischen Paris und L.A. auszuleben“, immer mal wieder einen Song in seiner Muttersprache und lässt sich beim Texten von Stephan Eicher oder Schriftsteller Philippe Djian („Betty Blue“) unterstützen. Am eindrücklichsten gelingt ihm der Spagat über den Atlantik auf dem Hidden Track, einer französischen Version des The Band-Klassikers „The Weight“. Auf dem in Kanada bereits im vergangenen Jahr veröffentlichten Album finden sich sogar nur drei Songs in Englisch, auf der hier erscheinenden Version ist das Verhältnis genau umgekehrt. Schade, denn nur wenn Chris Stills die gemeinsame Schnittmenge zwischen alter und neuer Welt vertont, ist er mehr als nur irgendein Singer/Songwriter.

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