Christopher Walken – Der tänzelnde Schurke

Zum 70. Geburtstag von Christopher Walken.

Psychopathen und Bösewichte – auf diese Rollen ist Christopher Walken seit drei Jahrzehnten abonniert. Und auf Tanzszenen. Diese unwahrscheinliche Kombination ist bezeichnend für seine Schauspielkarriere und das Charakterprofil, das er sich trotz der Unterschiedlichkeit seiner Filme geschaffen hat. Im Gegensatz zu Schauspielern wie Al Pacino – mit dem er für einen seiner jüngsten Filme, „Stand Up Guys“, vor der Kamera stand – ist Walken eher Kult- denn Superstar: Er kennt keine Berührungsängste mit Trash- und B-Movies. Und nicht nur mit denen von Kritikerlieblingen wie Quentin Tarantino, etwa „Pulp Fiction“. Er spielte den bösen Erzengel Gabriel in „God’s Army I“ und gleich auch in den Direct-to-Video-Produktionen „God’s Army II + III“. Dass der Reiter in Tim Burtons „Sleepy Hollow“ das Antlitz von Christopher Walken trägt, ist keine Überraschung. Dass er im Musikvideo zu Fatboy Slims „Weapon Of Choice“ gekonnt und selbstironisch durch ein leeres Edelhotel tanzt, erstaunt schon eher. Doch Walken machte schon als Zehnjähriger auf dem Tanzparkett neben Jerry Lewis und Dean Martin in der Fernsehshow „The Colgate Hour“ seine ersten Schritte vor der Kamera, absolvierte später eine Ausbildung als Tänzer und tanzte in Musicals.

Mit der schmalen Figur, den langen Fingern und dem blassen Gesicht mit den diabolischen Zügen strahlt Walken eine unheimliche Unberechenbarkeit aus, die ihn zum perfekten Erzschurken für Hollywood macht: So stand er sowohl James Bond als auch Batman zum großen Endkampf gegenüber. Walken verkörpert die interessante Art von Bösewicht, den Psychopathen mit tragischer Geschichte. Und ist seine Figur einmal keine Gefahr für andere, dann für sich selbst – wie der selbstmordgefährdete Bruder von Annie Hall im gleichnamigen Woody-Allen-Film, mit dem Walken 1977 größere Aufmerksamkeit bekam. Oder Nick Chevatorevich aus „Die durch die Hölle gehen“, seine berühmteste Rolle, für die er 1979 den Oscar als Bester Nebendarsteller gewann, woraufhin Michael Cimino ihn in „Heaven’s Gate“ als schweigsamen Kopfgeldjäger besetzte.

Es blieb bei erinnerungswürdigen Nebenrollen, die beinahe Hauptrollen sind: Die in „7 Psychos“ (gerade auf DVD erschienen) ist vielleicht paradigmatisch für das Profil, das Walken in jeden Film einbringt, in Blödel-Komödien wie „Die Hochzeits-Crasher“ und „Wayne’s World 2“ oder Gangster-Filme wie „King Of New York“: Walken spielt den stoischen Ganoven Hans Kieslowski, der Hunde entführt und den ausgesetzten Finderlohn kassiert, um die Kankenhausrechnung seiner krebskranken Frau zu bezahlen. Dass der liebevoll neckende Ehemann ein Psychopath ist, der sich einst die Kehle durchschnitt, um dem Mörder seiner Tochter in die Hölle zu folgen – das ahnt der Zuschauer schon, bevor Kieslowski das Halstuch abnimmt, um die Narbe zu zeigen.

Auch in dieser makabren, etwas unübersichtlichen Burleske bewahrt Christopher Walken seine beinahe übermenschliche Ruhe: Sogar angesichts des Todes lässt er sich die Würde nicht rauben – und seine gemessenen, leichtfüßigen Schritte schon gar nicht. Am 31. März feiert Walken seinen 70. Geburtstag.

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