D’Angelo live in Berlin: Funk aus der Tiefe

Funky, dicht, politisch: D'Angelos triumphales Comeback mit Band

Lange nicht mehr gesehen, die Black-Panther-Faust, und hier, von der Band auf der Bühne in die blaudiesige Luft der überhitzten Columbiahalle gereckt, hat die Geste etwas Selbstverständliches, obgleich sie natürlich erkennbar Teil der fantastischen Inszenierung ist, wie D’Angelos Stars-and-Stripes-Umhang über der Bikerjacke, wie Ballonmützen, Sonnenbrillen, überdimensionierte Goldketten und Schmetterlingsarme der Band. All diese Zeichen und Gesten erzählen Geschichte, sie illustrieren die von D’Angelo und seiner ungemein tighten Band, The Vanguard, inhalierten Großmeister James Brown, Sly Stone, George Clinton, Prince, und sie führen nach Ferguson, zu Polizeigewalt und Rassismus. Nach anderthalb Stunden explodiert die Refrainzeile aus „The Charade“, D’Angelos Kommentar zu Ferguson:

„All we wanted was a chance to talk/ Instead, we only got outlined in chalk“, viel zitiert und gepostet und nun auch als T-Shirt am Merch-Stand zu haben.

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Ein langes, intensives Konzert, das immer wieder, bei „Brown Sugar“ und vor allem bei den Zugaben, in eine diszipliniert bebende Funk-Jam ausufert. Die Musiker sind großartig: Ex-The-Time-Gitarrist Jesse Johnson brilliert auch bei gelegentlichen Rocksoli, Bassveteran Pino Palladino, der sonst bei The Who (!) aushilft, spielt ungemein roh und smart zugleich – überhaupt ist der Bass-Schlagzeug-Dialog grandios, ein tief wühlender Groove, der den Saal vibrieren lässt wie eine Auster unter Strom. Punktabzug gibt’s einzig für den mitunter dumpfen Hallensound. Im Gegensatz zu vielen zweifelhaften Comebacks ist D’Angelos Rückkehr ein Triumph.

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