Das Honigkuchenpferd Gottes

Der ewige Kampf zwischen Gospel und Soul tobte in keiner Brust länger als in der von Al Green. Nun endlich, im Herbst seiner Karriere, hat der 61-Jährige Frieden geschlossen mit sich, seinem Talent, seiner Religion und den Songs, die ihm einst den Beinamen "Prophet des Sex" eingebracht hatten. Auf seinem aktuellen Album "Lay It Down" jubiliert Reverend Green wie dereinst in den Siebzigern über die Freuden der Liebe - hosianna!

Auf dem Elvis Presley Boulevard Richtung Süden: Die Villa des Kings kündigt sich schon meilenweit im voraus an, vor allem mit Souvenirshops. Ein Straßenschild markiert die Abfahrt zum „Stax Museum of American Soul“, einem großspurigen Neubau mitten im schwarzen Getto. Dort, anstelle der einstigen Stax-Studios, versuchen heute Video-Animationen und Memorabilia in Glasvitrinen die einstige Aufbruchstimmung um Otis Redding, Isaac Hayesund Booker T. Et The M.G.’szu vermitteln. Ab und zu leuchtet eine Bierreklame in Gitarrenform auf, ansonsten aber hat dieser Teil von Memphis das Flair eines Autobahn-Grünstreifens – Body Shops genannte Autowerkstätten sowie immergleiche Hamburger-, Donuts- und Taco-Drive-Ins wechseln mit verfallenden Ziegelflachbauten und gammeligen Grünflächen.

Hier muss Al Green 1976 kurz nach den Aufnahmen zu seinem „Belle“-Album in seinem Ford Mustang entlanggefahren sein, als er plötzlich die Stimme Gottes vernahm. Sollte er etwa, so dachte der Soulsänger, „Graceland“ besuchen? Nein. Statt dessen passierte er (Green: „Von einer höheren Macht geführt!“) die bekritzelte Mauer mit den Touristenschlangen davor, ließ Elvis Flugzeug- und Rasenmäher-Ausstellung links liegen und bog einige Meilen weiter südlich in die Hale Street ein, ein schmales, durch Buschland und Brachen führendes Teerband. „For Sale“ verkündete ein Schild. Und Al Green wusste, was zu tun war: Mit den Tantiemen solcher Hits wie „Call Me“, „Let’s Stay Together“ und „Love And Happiness“ kaufte er das leerstehende Gotteshaus, ließ sich zum Reverend ausbilden und zog einen Schlussstrich unter sein Wirken im weltlichen Showbusiness.

„The Full Gospel Tabernacle Church, Rev. Al Green“ prangt drei Jahrzehnte später auf dem Leuchtschild vor dem achteckigen Kirchenbau. Es ist Sonntagmorgen, und ein vielkehliges „Halleluja!“ donnert durch das Gotteshaus, bis hinaus auf den asphaltierten Parkplatz. Eine von mehreren weißuniformierten Gottesdiensthelferinnen – ihre Funktion wird erst später ersichtlich – hält dem Besucher die Tür auf. „This little light of mine, let it shine…“ Hinterm Altar schmettert ein Gospelchor in roten Roben zum Lob des Allmächtigen, wobei einzelne Sänger immer wieder wild gestikulierend nach vorne stürzen. Ein Prediger ist noch nicht zu sehen. Dessen ungeachtet steigert sich die Euphorie mit jedem Song. Immer mehr Gemeindemitglieder schwenken ihre Hände in die Höhe, schaukeln rhythmisch vor- und zurück. Für den Tag des Herrn haben sie sich in Schale geworfen: Die schwarzen Frauen mit extravaganten Hutschleifen, ihre Männer im Anzug, die Kinder in Lackschuhen. Nur die drei Dutzend Touristen in den hinteren Bänken fallen aus dem festlichen Rahmen. Ungeduldig rutschen sie auf ihren Jeans hin und her und mustern verwundert die kitschigen Ölschinken an der Wand, auf denen Autos ineinander krachen und ein Jumbojet in ein Hochhaus fliegt, während ein entrückter Jesus über dem Chaos schwebt – und warten nur auf ihn: den Reverend und ehemaligen Sex-Propheten Al Green. Den Mann, der einst reihenweise nicht nur die Mädchen im Publikum um den Verstand sang, der auf den Covers seiner Soulalben gerne mit nacktem Oberkörper und laszivem Playboy-Lächeln posierte und bei Konzerten im hautengen Strassanzug über die Bühne tänzelte.

Die Mehrzahl der Besucher ist bereits von den Sitzen gesprungen, da endlich tut sich was: Ein energischer kleiner Mann mit Aktentasche tritt durch den Seiteneingang. „Hosianna!“ ruft er in den Saal. Seine Ausstrahlung ist bis in die letzte Reihe zu spüren, dabei erinnert der heute 61-Jährige, in Pullunder und Bundfalten hose gekleidete Green kaum noch an den Ladies‘ Man von einst. Per Handzeichen grüßt er einzelne vertraute Gesichter. Dann schlüpft der ein wenig füllig gewordene Soulman in den schwarzen Talar. „God is love.“ Die modische Hornbrille verleiht dem von einem verzückten Lächeln umspielten Gesicht einen sonderbar offiziellen Anstrich. „God is love“ wiederholt er, nun lauter. Und schließlich brüllt es aus ihm heraus: „God is love!“

Einige der Touristen fahren erschreckt zusammen, der Reverend aber lacht selig, klatscht in die Hände. Ein Honigkuchenpferd Gottes, das mit verklärtem Grinsen und schmachtender Stimme zum Mikro greift: „Let me tell you about the power of love…“ Nach jedem improvisierten Gesangsschwall ein vielstimmiges „Praise the Lord!“

„Wer erinnert sich an „Let’s Stay Together'“, fragt der Reverend, von einer plötzlichen Laune erfasst. Und während ihm die ersten Silben seines Frühsiebziger-Hits über die Lippen schlüpfen, nimmt die kleine Combo mit Orgel, Bass und Schlagzeug dankbar jeden Einwurf des Meisters auf. „Anybody remembers ‚L-O-V-E? ‚Let’s Get Married? It’s what the Lord told us to do…“ Der liebe Gott hat Green offensichtlich wieder erlaubt, die alten weltlichen Liebeslieder zu singen, und der sichtlich erfreute Reverend macht von seiner Freiheit ausgiebig Gebrauch, winselt die Melodie von „Love And Happiness“. Die Band pumpt dazu einen schweren Bluesgroove durch das Gotteshaus: „Love will make you do right – love will make you do wrong – make you want to dance – love and happiness.“ Gänsehaut.

Er kann’s noch immer: Welch gepresstes, um Erlösung flehendes, von erotischen Zuckungen durchtränktes Falsett! Auch dreieinhalb Jahrzehnte nach seinen großen Hits wohnt die Metaphysik des Sex in Al Greens Stimmbändern, vermag er noch immer wie kein Zweiter auf dem dünnen Grat von Erfüllung und Entsagungsqual zu balancieren. Feierlich blickt der Reverend in die Runde: „Diese Songs sind auch 2008 noch gültig. Denn die Liebe kann alles machen, sie kann alles hoffen, sie kann niemals scheitern.“

Eine hart erkämpfte Einsicht, die nun die eigentliche Kraft hinter seinem neuen, von James Poyser und The-Roots-Drummer Ahmir ?uestlove Thompson produzierten Album „Lay It Down“ bildet: Auch die irdische Leidenschaft hat Gottes Segen. 30 Jahre lang war Al Green abstinent geblieben, hatte die alten Verführungsdramen aus seinem geläuterten Herzen verbannt und nur noch Gospels aufgenommen. Erst mit den 2003 respektive 2005 eingespielten Alben „I Can’t Stop“ und „Everything’s Okay“ näherte er sich schrittweise wieder seiner Vergangenheit. Zumal seine Stimme auf der Kanzel keinen Deut anders klingt als im Tonstudio, er selbst Bibelzitaten jede Menge erotische Untertöne zu entlocken pflegt und auch das Telefonbuch von Memphis, vorgetragen von diesem Hohepriester des erotischen Gurrens, so manch gläubige Seele verzücken würde. „Lay It Down“ jedenfalls zeigt, dass in Al Greens Seele nach einem Vierteljahrhundert im Kirchen-Exil noch immer die Ekstase seiner frühen Aufnahmen wohnt. Und dass ?uestlove gut daran tat, das Album ganz und gar auf Greens intuitiven Gesang zuzuschneiden: mit den Dap-Kings-Bläsern, Duettpartnern wie Anthony Hamilton, John Legend und Corinne Bailey Rae sowie unverhohlen auf die siebziger Jahre schielenden Arrangements. Zuvor jedoch musste der Sänger in biblischer Manier mit seinen Dämonen ringen: „Um Klarheit zu gewinnen“, erzählt Green, „hatte ich mich in eine kleine Hütte in den Bergen zurückgezogen. Im Kühlschrank standen nur ein paar Flaschen Wasser, sonst nichts. Warum, betete ich zu Gott, hast du mir erst all diese Liebeslieder gegeben und mich dann zu einem Priester gemacht? Ich wollte so lange bleiben, bis er mir eine Antwort geben würde. Und plötzlich verstand ich meine alten Songs wie ,Love and Happiness‘ ganz neu: Be good to me – I’ll be good to you – we’ll see each other walk away with victory. Ist das nicht ein wunderbares göttliches Gebot?“

Botschafter Gottes versus Sex-Prophet: Diesem Konflikt fiel nicht nur Al Greens Karriere beinahe zum Opfer, schon vor ihm hatten Soulkollegen wie Sam Cooke und Marvin Gaye mit ähnlicher innerer Zerrissenheit gekämpft. Green aber hat im Unterschied zu den Genannten überlebt. Und scheint endlich Frieden geschlossen zu haben mit den alten Dämonen. Es war die Nacht zum 18.10.1974, als sich sein Traum endgültig in einen Alptraum verwandelte: Al Green – er stand mit fünf Hitsingles in Folge und 20 Millionen verkauften Platten gerade auf dem Höhepunkt seiner Karriere – wollte sich, frisch von einer langen Aufnahmesession zurückgekehrt, gerade duschen, als seine eifersüchtige Freundin ihn mit einem Topf kochenden Grießbreis überschüttete und sich anschließend mit Greens Revolver das Leben nahm. Dabei war Mary Woodson nur eine kleinere Nummer in der langen Parade von Frauen, die dem Soulsuperstar zu Willen waren. Viel mehr beschäftigten seine Phantasie zum Beispiel Juanita, eine Hure, die er an weiße Geschäftsmänner vertickte, oder seine Sekretärin Linda Wells, die ihn wegen tätlicher Übergriffe angezeigt hatte. Der Mann aber, der mit seinem sanftem Gurren einen neuen Soundtrack zum Verlieben geschaffen hatte, konnte sich selbst nicht lieben: Weil er glaubte, in Gottes Schuld zu stehen. Während Green mit lebensgefährlichen Verbrühungen im Krankenhaus lag, begann er die Bibel zu lesen. Prompt hörte er nachts in einem Hotelzimmer in Floridas Disneyworld die Stimme des Herrn. Noch hielten ihn die weltlichen Geschäfte gefangen. Doch als er sich 1977 in Cincinatti bei einem Bühnensturz schwer verletzte, nahm erden Zwischenfall als einen weiteren Fingerzeig Gottes, mit dem säkularen Pop zu brechen. Und endlich zurückzukehren zur Musik seiner Kindheit.

Als Junge schon war der Sohn eines Pachtbauern mit seiner Familienband durch Revival Meetings im ärmlichen Mississippi-Delta getourt, später gründete er in Grand Rapids, Michigan, mit seinen Brüdern ein Gospelquartett. Vielleicht wäre aus Albert ja ein Gospelstar geworden und nicht das schmachtende Sexsymbol – hätte der streng religiöse Vater den 16-Jährigen nicht eines Tages rausgeschmissen. Das Vergehen des Jungen: Er hatte heimlich die weltliche Popmusik von Jackie Wilson gehört. In der Folge gründete Al Greene (vom letzten e sollte er sich erst als Solostar trennen) mit ein paar Freunden eine eigene Rhythm’n’Blues Band, die Soulmates, und landete 1967 einen ersten überregionalen Hit. „Backup Train“ öffnete ihm unter anderem die Türen des „Apollo“ in Harlem. Dort schrieb er Geschichte: Neunmal (!) holte ihn das Publikum zurück auf die Bühne, um den Song noch einmal zu singen. Während einer Tournee in Texas 1968 dann die entscheidende Begegnung: Al Green traf auf Willie Mitchell. Der renommierte Big-Band-Leader verpflichtete den aufstrebenden Soulstar umgehend mit einem Vorschuss von 1.500 Dollar in seine Royal Recording Studios nach Memphis. Allerdings klingelte Al Green erst ein halbes Jahr später an der Studiotür, für Mitchell eine erste Ahnung von den Launen seines Schützlings. Trotzdem hatte er mit Green die beste Investition seiner Karriere getätigt. Schließlich fehlte dem Vizepräsidenten und musikalischen Direktor des einst auf Rockabilly und Instrumentalmusik spezialisierten Hi-Labels nur noch die richtige Stimme zum großen Coup: 1969 war er von Labelbesitzer Joe Cuoghi dazu ermächtigt worden, unter dem Traditions-Logo seine eigenen Klangvorstellungen zu verwirklichen: Southern Soul plus sophistication. Fortan machte Mitchell den benachbarten Stax-Studios in jeder Hinsicht Konkurrenz – zum Team gehörten Hi Rhythm mit den Brüdern Leroy, Charles und Teenie Hodges als musikalischem Rückgrat. Wichtigster Joker in diesem Vorhaben aber blieb die Stimme Al Greens.

Zurück in die Gegenwart: Dort entpuppt sich der Mythos von Hi Records als unprätentiöser Ziegelsteinbau. Das ehemalige Kino mit der Adresse Lauderdale Street 1320 ziert ein schmuckloses Klingelschild, Aufschrift: „Royal Recording Studios“. Rundherum blättert die Farbe von den Fassaden. Und auch sonst keine Hinweise, dass sich hier einst Memphis-Soul-Legenden wie Al Green, Ann Peebles, Otis Clay, Syl Johnson und O.V. Wright die Türklinke in die Hand gaben. Produzent Willie Mitchell lümmelt im Vorraum herum, ein Zigarillo im Mundwinkel, die Füße auf dem Tisch. Mittagspause während einer Aufnahmesession mit Wet Wet Wet. „Das Studio steht offen“, sagt der weißhaarige Produzent und deutet auf eine Tür, hinter der sich ein mit groben Sackleinen ausgehängtes Loch verbirgt, modrig riechend noch dazu. Eine Alchemistenküche des Soul. Von den Ergebnissen künden ein Dutzend Goldene Schallplatten über der Herbstwaldtapete in Mitchells Büro – in fast alle ist derselbe Namen eingraviert: Al Green. Nicht, dass es heute an Kundschaft mangeln würde, lokale Blues- und Rapbands sowie europäische Talente, die das Soulrevival ins Haus spült, zehren von Mitchells gutem Namen. Doch letztlich hat der weißhaarige Mann immer auf die Rückkehr seines Meisterschülers gehofft: „Al kann alles mit seiner Stimme machen, er ist der Beste.“ Jahrelang hatte der Produzent an Al Greens Stil gefeilt, aus dem konventionellen Shouter einen samtig-geschmeidigen Crooner gemacht, und dessen wollüstige Stimme in Streicher und Mollakkorde gepackt. Leicht sollte es klingen, fließend. Und ohne jede Aggression. „Er war manchmal so wütend“, erinnert sich Mitchell an seinen vom Gesangsunterricht Mary Woodson nur eine kleinere Nummer in der langen Parade von Frauen, die dem Soulsuperstar überforderten Schützling, „dass er eine Stunde lang Powerslides auf dem Parkplatz fuhr. Dann kam er zurück und sang mit dem entspanntesten Flow.“ Dutzende von Welthits resultierten aus der kongenialen Partnerschaft: Songs wie „Call Me“, „Take Me To The River“, „I’m Still In Love With You“.

Doch der Erfolgsgarant von Hi Records sollte schließlich zu dessen Totengräber werden. Als Green 1977 beschloss, dem Soul den Rücken zu kehren, entzogen die örtlichen Banken und Hoteliers Willie Mitchell panikartig die Gelder. Der frischgekürte Reverend kam nur noch sporadisch vorbei, um Demo-Aufnahmen zu schneiden. Bestenfalls ließ er Mitchell mal ein Gospelalbum mischen. Ohne Green war Hi nur noch die Hälfte wert. Bis 2003, als Green seinem alkoholkranken und psychisch gebrochenen Mentor Mitchell noch einmal die volle Kontrolle über sein Comebackwerk „I Can’t Stop“ und dessen Nachfolger „Everything’s Okay“ anvertraute – eine Geste der Versöhnung. Alles sollte wieder so klingen wie damals. Doch die Neuauflage fiel gegen die Klassiker ab, immer noch großartige Musik, aber eben nicht ganz mit der Magie von einst. Vielleicht bedurfte es eines jungen HipHop-Musikers wie ?uestlove, um diese Magie aus den Siebzigern ins Hier und Jetzt zu beamen. ?uestlove und einigen anderen gelang genau das, sie kitzelten gleichsam den alten Glamour-Al aus dem Reverend heraus (siehe ?uestlove-lnterview rechte Seite). Und trotzdem: Greens neue Platte „Lay It Down“ beschwört eine dem Rhythm’n’Blues längst abhanden gekommene erotische Metaphysik und zärtliche Verzweiflung – und Willie Mitchells Genie schwingt dabei deutlich spürbar durch die Noten.

Nicht, dass der mehrfache Familienvater Al Green heute Wert darauf legen würde, sich wie einst von weiblichen Fans mit BHs bewerfen zu lassen und deren sexuelle Hysterie auszukosten. Aber in Ohnmacht singen kann er seine Zuhörer immer noch: In der „Full Gospel Tabernacle Church“ ist der Gottesdienst schon drei Stunden im Gang und ein Ende nicht abzusehen. Der Reverend wischt sich den Schweiß von der Stirn, predigt über den Tanz um das goldene Kalb, und streut dabei auch Kommentare zum horrenden Benzinpreis, den gestiegenen Lebenshaltungskosten und den eleganten Anzügen seiner Diakone ein. Green redet wie er singt: immer der Intuition folgend. Und dem heiligen Geist auf der Spur – mit scheinbar irrsinnigem Lachen und Fußstampfen.

Nun aber wird es ernst: Reihe um Reihe leeren sich die Bänke, um sich schließlich wieder mit zitternden, weinenden und glücklich vorsich herstammelnden Menschen zu füllen. Der Aufmarsch der Gottesdienstbesucher läuft nach genau festgelegten Regeln ab. Einzeln treten sie vor den Reverend und lassen sich von ihm die Hand auflegen. Wie in seinen besten Soulschmachtern steigert sich Greens Stimme vom leisen Gurren zum gospelnden Overcome, rutscht sie genau im richtigen Augenblick in flehendes Falsett. Ein gesungener Coitus interruptus. Niemals dauert es länger als zwei Minuten: Schon schwankt der Angesungene von einer Seite zur anderen, verliert seinen Halt und sinkt in die Arme der weißuniformierten Frauen hinter ihm.

Nein, ohne jeden Zweifel: Wenn ein liebender Gott sprechen kann, dann hat er Al Green seine Stimme geliehen. „Praise The Lord!“

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