Depeche Mode: Die Bonus-CDs zu „Sounds Of The Universe“ im Review

Das neue Depeche Mode-Album ist zeitgemäß in mehreren Varianten erschienen - die umfangreichste Version bietet zwei Bonus-CDs mit weiteren Songs und diversen Demos und Mixen. Wir haben uns das alles angehört.

Um eins vorweg zu nehmen: Allzu viel verpassen Sie bestimmt nicht, wenn Sie sich die Box sparen und nur das Standard-Album erwerben. Insgesamt gibt es nämlich nur fünf Bonus-Songs, die es nicht auf das Album geschafft haben, dafür aber diverse Remixe der LP-Tracks und zahlreiche Demos neuer und alter Songs.

Das erste Bonus-Stück „Light“ fällt zwar nicht weiter auf, beginnt aber immerhin etwas wie die „Kometenmelodie“ von Kraftwerk und hat eine durchaus interessante Klangästhetik inklusive verzerrter Stimmen. Eingefleischte Depeche Mode-Fans werden es nicht mögen, denn eingefleischte Depeche Mode-Fans wollen immer nur mitsingen und im Refrain baden.

Besser ist das von Martin Gore gesungene, im gedämpften Tempo verharrende „The Sun And The Moon And The Star“, ein traditionelles Klagelied, das sich auf „Sounds Of The Universe“ durchaus gut gemacht hätte.

„Ghost“ kann es mit seiner prägnanten Bassline locker in die Warm-up-Playlist eines Elektro-DJs schaffen, wäre als Instrumentalstück aber möglicherweise besser gelungen – und ist hörbar auf der Suche nach einer einprägsamen Melodie, die aber nicht kommen mag.

„Esque“ ist dann wirklich ein reines Instrumental, dass die Bassmembran meiner Boxen gehörig in Bewegung versetzt aber eben nur ein Durchlauferhitzer ist – zumindest aus Sicht der hitwütigen Depeche Mode-Traditionalisten. Denn: Soundscapes, Minimalismus, Musik für einen Experimental-Film und hoch interessant.

Das letzte Bonus-Stück ist „Oh Well“ und verstärkt den Ansatz, den Depeche Mode auch auf dem Album verfolgen: Weg vom Mitsing-Hit, hin zu Komplexität und Disco, zu Anspruch und Dauer. „Oh Well“ dürfte live für verschwitzte Depeche Mode-Fans sorgen: Der Beat stampft in technoider Standardmanier, eine Melodie wird zwar eingespart, die Soundkulisse ist aber mal wieder ausgetüftelt und energisch treibend. „Life won’t be the same without you“ barmt Dave Gahan in diesem Mantra mit kalter Club-Seele, und tatsächlich klingen Depeche Modes Original-Songs immer mehr wie ihre Remixe.

Die folgen auf die fünf Bonus-Titel und sind alle nicht der Rede wert – abgesehen von Thomas Fehlmanns gewohnt guter Arbeit bei „Little Soul“, aber das ist eher für DJs interessant und dürfte den normalen Depeche Mode-Fan – die, wir erinnern uns, am liebsten die alten Hüte nachdenkfrei mitsingen – eher kalt lassen. Auch die Demos sind weitestgehend unspektakulär, aber die faszinierend-morbide Version von „Sweetest Perfection“ hätte sehr gut auf „Black Celebration“ seinen Platz finden können. Und Dave Gahan hat durchaus Recht, wenn er sagt, dass die Demo-Version von „Nothing’s Impossible“ weit besser ist als die zuckrige Studioversion.

Ein ziemlicher Gemischtwarenladen also, den Depeche Mode ihren Fans da für viel Geld anbieten. Aber die Box sieht ja auch gut, macht sich prima im Schrank und ist daher möglicherweise unbedingt nötig.

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