Der schwache Glanz der Lethargie: Pavement schelten ihre Generation

So kann man sich täuschen. Es gab allen Grund, Pavement für eine Band zu halten, die einen ständig mit neuen Sachen vor den Kopf stößt Nach ihren Free-Style-Anfangen hatten sie einen großen Schritt gemacht: Das Debüt-Album „SlantedAndEnchanted“ war noch relativ formlos und fiel unter die Kategorie „ganz interessant“. Die zweite Platte „Crooked Rain, Crooked Rain“ dagegen hatte bereits Klassiker-Format und brachte statt Geräusch-Experimenten großen Pop.

Nun ist „Wowee Zowee“ da, und Pavement scheint ein Projekt zu sein, bei dem man auf Kontinuität Wert legt. Das fängt schon beim Titel an. Steckt hinter den Doppellauten aller drei bisherigen Titel ein Konzept? „Nein, eigentlich nicht“, nuschelt Steve Malkmus in Richtung Boden. „Höchstens, daß ich Wiederholungen dieser Art mag.“

Womit wir schon beim Thema wären: Wiederholungen. Etwas nochmal machen. Etwas variieren. Kaum eine Band hat das Dilemma der Postmoderne so ausfuhrlich behandelt wie Pavement In Songs „Cut Your Hair“ und „Fillmore Jive“ hatten sie die Mythen der Rockmusik verabschiedet und damit das Feld abgesteckt, auf dem es sich noch zu arbeiten lohnt: Post-Rock. Die verschlafenen, sich selbst kaum ernst nehmenden Stücke von „Crooked Rain…“ lebten von dem Bewußtsein, daß eigentlich schon alles gelaufen ist Das gibt auch eine schöne Freiheit.

Das neue Album macht dort weiter. Endgültig gibt es ihn, den typischen Pavement-Song. „Wir haben sicher mittlerweise so etwas wie einen eigenen Stil“, meint Malkmus etwas zerknirscht Gegen die vermutete Zunahme von klassischen Rock-Elementen als Parodie oder Zynismus erhebt er Einspruch: „So ist es auf keinen Fall gemeint Die Referenzen an die Pop-Geschichte sind vielleicht mal ein bißchen ironisch gemeint, aber sie deuten immer auf Musik, die wir gerne hören.“

Den ganz eigenen Klang, den die Musik von Pavement hat, und der sie über Referenz-Pop weit hinaushebt, hat nicht zuletzt mit Malkmus‘ Stimme zu tun. Sie spuckt und greift an, sie kann auch flehen und betteln, aber sie hat immer diesen leichten Glanz der Lethargie. Sind Pavement-Lieder coverbar? „Aber klar“, grinst Malkmus. „Man kann es zumindest probieren“. Die Tindersticks wollen einen Song von uns spielen.“

Inhaltlich hat sich die Band ein wenig abgekehrt von der „Abrechnung“ mit dem ewigen Hippie. Statt dessen sind auf „Wowee Zowee“ die Zeitgenossen dran: „Fight this Generation“, ruft Malkmus in einem Song – und attackiert damit seine Generation just in einem Moment, wo das angesagt zu sein scheint. Auch Mike Watt und Mudhoney haben jüngst einzelne Stücke voll programmatischem Gegenwarts-Ekel plaziert.

Der Verdacht, der Angriff richte sich gegen den retroseligen Teil der Jugend, läßt sich nicht erhärten. Malkmus: „Ich mochte das zweite Album der Black Crowes.“ Es bleibt die Erkenntnis, daß „Fight this generation“ nichts anderes bedeutet als „Fight this generation“.

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