Sopa & Skin – Die neue Sphinx aus Eis der Boheme

Die als Soap & Skin agierende Anja Plaschq weiß sich in Szene zu setzen - HAMBURG, KAMPNAGEL.

Über den Bühnenboden wallt weißer Kunstnebel und am Klavier steht ein Strauß weißer Lilien. Man meint es gut mit Anja Plaschq in der Theater-Fabrik und übertreibt dabei maßlos. Als Soap & Skin ist die 18-jährige Wiener Kunststudentin ein faszinierendes Medien-Phänomen. Nur ein einziger ihrer tief traurigen Songs wurde bisher auf CD veröffentlicht – seltsamerweise auf einer Compilation des Berliner Techno-Rock-Labels Shitkatapult. Trotzdem sind heute über 200 Bohemiens und Bescheidwisser gekommen, um die schöne Anja leiden zu sehen. Wie ein Geist huscht das schwarzgekleidete Mädchen dann auf die Bühne, die langen Haare zu einer ausladenden Gothic-Frisur toupiert.

Auf ihrer stark frequentierten My-Space-Seite sieht man Plaschq ebenso unschuldig wie nackt zwischen einem Dutzend Schweinen kauern, im Stall ihrer Eltern. Zärtlichkeit und Seltsamkeit bilden hier ein berührendes Paar. Solche Selbstinszenierungen, die surrealen Zeichnungen (Anja studiert in der Klasse von Daniel Richter) und natürlich ihre Lieder haben bereits vor der Veröffentlichung der ersten EP für eine stetig wachsende Fan-Gemeinde gesorgt. Am Ende des umwerfenden Selbsterfahrungs-Trips „Spiracles“ braust

ein Beifall auf, als hätte Soap & Skin soeben ihren Mega-Hit gespielt. Was irgendwie ja auch stimmt, nur dass der Song offiziell erst Anfang Februar erscheint.

Schwer in Moll und moosig romantisch sind die Akkorde und Läufe, die wir zu hören bekommen. Immer wieder werden bizarre Sounds und Orchester-Passagen aus dem Notebook abgerufen.

Natürlich erinnern die Traurigkeit, die Art des Gesangs, eigentlich die ganze Performance an Nico, deren “ Janitor Of Lunacy“ die Wienerin auf ihrer ersten EP covert. Im November wird man Fräulein Plaschq deshalb auch in den Berliner Sophiensaelen erleben können: In Oliver Sturms Inszenierung von Werner Frischs „Nico – Sphinx aus Eis“. Eine Kopie indes ist diese Frau mitnichten, eher ein Versprechen.

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