Die Wiesbadener READYMADE spielen großen Gitarren-Pop mit rasenden Melodien über die Kleinigkeiten des Jungseins

Wenn Verwerfungen der Seele in der Kindheit begründet liegen, hat Zachary Johnson ein wahrlich niedliches Motiv zu bieten. „The only thing I wanted growing-up/ Was to drive a garbage-truck“, schwärmt der Gitarrist im Song „When I Grow Up“. Die Saiten sirren, das Schlagzeug gibt den Takt an, und der Baß erhebt sich genußvoll wie das Brummen eines amerikanischen Straßenkreuzers: „Oh man, garbage-truck driver, won’t you take me for a ride.“ Springsteens Buick, mit dem er die Mädchen am Highway einlud – ein schnödes, stinkendes Vehikel.

Zwanzig Jahre später ist die kindliche Romantik Sinnbild einer adoleszenten Verwirrung mit der einzigen Gewißheit: „Es ist schwerer zu wissen, was man will, als zu sagen, was man nicht will.“ Rhetorisch heißt das Debüt von Readymade daher „It Doesn’t Make Sense“, das ihre Sehnsüchte und Suche, Orientierungslosigkeit und Ortsbestimmung, Wollen und Müssen sinnig in zehn Liedern episodenhaft verhandelt, verknüpft, verdichtet. Die Zweifel über „All These Things“, die man längst hätte tun können, die man spürt, jedoch nicht benennen kann – und die zu der Tristesse an „One Of Those Days“ führen. Bei „The Way It Has Turned“ seufzt Zachary zu süß-sinistren Akkorden: „I would miss the guy at the bar/ I think he was an/ astronaut, a president, a pilot man/ a poet or a football star“ – was als Option natürlich nicht gewollt ist.

Natürlich gab es Alternativen, so Bassist Chris, der Zivildienst abgeleistet hat. Gitarrist Steffen ist Kinderkrankenpfleger. Zachary, ein in Wiesbaden aufgewachsener Amerikaner mit melancholischem Blick, ist von der Schule geflogen wie Schlagzeuger Udo, ein hübscher und redseliger Bursche. Und die Wahl, die in den Texten noch quält, ist bereits gefallen. Geschult an MTV, wo sie jene „Musik aufschnappten, die wir uns beim Jammen gegenseitig beibrachten“, so Steffen, spielen sie verblüffenden College-Rock. Die Melodien plätschern, die Gitarren rasen in getragener Euphorie. Der erhebende Schönkrach von „Stromgitarre“ ist als Feedbackstrom die Essenz ihrer Spielart, „a certain atmosphere“, wie Zachary kurz singt. Und „No Deadline“ klingt wie von Cracker, huldigt mit der Zeile „I’m a drinker but I’m a thinker, palace brothers here’s to you“ jedoch Will Oldham.

Ihr komplexes Gespür für Musik und Lyrik beweisen sie vor allem bei „Friday Night“ und „Saturday Morning 3 a.m.“ – zwei Variationen eines Songs. Erst der Rausch, dann die balladesk geschrammelte Ernüchterung. „Ich langweile mich in Clubs oft“, so Udo. „Die Hoffnung ist da, aber am Ende ist nichts passiert. Das ist bei allen Erwartungen im Leben möglich.“

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