Drew Barrymore

Die pikanten Abenteuer von Miss Drew Barrymore, in denen unsere Heldin ihr Leben und Seelenheil riskiert , mit Haien schwimmt und aus Flugzeugen springt, nur um doch noch die wahre Liebe zu finden

Worin Miss B mit ihrer Furcht fertig wird

Um das neue Millennium zu feiern, flog sie mit Freunden auf eine Meine hawaiianische Insel. Um zwölf, nach dem Abendessen an einem abgelegenen Strand, schrieben alle ihre guten Vorsätze fürs neue Jahr auf Ideine Zettel, rollten sie zusammen und zündeten sie an. Dann hoben sie in der Nähe des Wassers ein Loch im Sand aus und vergruben die Asche.

Am nächsten Tag sprang Barrymore einen acht Meter hohen Wasserfall hinunter. Sie hatte zwar Angst, es könnte Fels unterm Wasser sein, doch nichts passierte. Ein Hochgefühl! Die Luft, so fiel ihr auf, fühlt sich ganz anders an, wenn man einfach durch sie hindurchfallt Noch einen Tag später sprang sie aus 15 Metern. Wieder war ihr speiübel, aber wieder fühlte sie sich hinterher bärenstark.

Sie wusste, dass das alles zumindest teilweise zur Vorbereitung auf ihre nächste Rolle als Dylan in, JDrei Engel für Charlie“ gehörte. Denn so leicht und locker dieser Film auch werden würde, musste sie doch erst etwas in ihrem Inneren entdecken, um so tough und cool agieren zu können, wie die Rolle es erforderte. Das war ein Grund, weshalb sie ihr furchtsames Ego der hawaiianischen Höhenluft aussetzte.

Es gab noch andere. Dinge tief in ihrem Innern, mit denen sie sich wohl auseinandersetzen musste, wenn sie ein glücklicherer Mensch werden wollte. Sie hatte ein schwieriges Jahr hinter sich: Ihre Beziehung mit Schauspieler Luke Wilson war gescheitert; gleichzeitig musste sie als Co-Produzentin von „Drei Engel für Charlie“ den Film durch eine zermürbende Planungsphase bringen. Und nebenbei schlug sie sich noch mit einigen Leichen im Keller ihres Unterbewusstseins herum, die sie stets ignoriert hatte. Die Worte, die sie in Hawaii aufschrieb und dann ihrer Auflösung in Sand und Wasser überließ, lauteten: „Ich werde keine Angst mehr haben. Ich werde die Angst, die mich vom Leben abhält, überwinden.“

Als „Drei Engel für Charlie 1976 das erste Mal ausgestrahlt wurde, war Barrymore gerade ein Jahr alt Sie mochte Kelly immer am liebsten: ,Jaclyn Smith strahlte immer so eine Ruhe aus – sie musste sich, ihre Sexualität und ihre Schönheit nicht beweisen. Das fand ich total scharf. Kate Jackson als Sabrina war tougher, und Farah hatte so was Flirtiges. Aber Jaclyn besaß dieses immense Selbstvertrauen, und das fand ich immer extrem sexy.“

Barrymore und ihre Co-Produzentin Nancy Juvonen hatten erfahren, dass Columbia Pictures einen auf der Serie basierenden Kinofilm entwickelte, und boten ihre Mitarbeit an. Zu dem Zeitpunkt lag ein Drehbuch vor, das ihnen überhaupt nicht gefiel – ein futuristischer Plot über geklonte Supermodeis. Sie entschieden, die drei Angels (Cameron Diaz und Lucy Liu waren inzwischen mit von der Partie) sollten gerade frisch zu Tbwnsends Detektivagentur gestoßen sein – als hätte das Team seit 1981, seit dem Ende der TV-Serie, immer wieder gewechselt. Und um dem Film eine eigene Attitüde zu geben, entschied man, die Angels würden keine Schusswaffen tragen. Einerseits war das Barrymores Reaktion auf die Schießereien an US-Schulen („Die Leute verstecken sich hinter ihren verfluchten Waffen und können mit einer Fingerbewegung jemanden töten – das ist so feige“), andererseits „hab ich das einfach schon tausendmal in Filmen gesehen“. (Sie betont allerdings, sie sehe das nicht dogmatisch: Wenn angebracht, wird sie in künftigen Filmen durchaus den Finger am Abzug haben.) Barrymore und McG, der Videoregisseur, der mit „Drei Engel“ sein Spielfilmdebüt gibt, hatten kaum angefangen, die Charaktere der drei neuen Engel zu entwickeln, da war ihr auch schon klar, welcher sie sein wollte: „Dylan war die Wilde, die aus der Besserungsanstalt, ein absolutes Luder. Rock’n’Roll, sozusagen die Wendy O der EngeL“

Und warum sprach dich diese Rolle so an?

„Weil ich schon so viele nette Mädchen und Verliererinnen gespielt habe; Mädchen, die nie geküsst werden oder ganz puritanisch drauf sind, oder so tapfere, saubere Typen mit lauter guten Absichten. Ich wollte endlich mal eine spielen, die auch mal säuft, die Nacht zum Tag macht und Eier aus Stahl hat. Und von ’nem verdammten 20-Meter-Haus springt, ohne sich zu fragen, ob sie das übersteht Ich wollte ein kleines Luder sein, die sich für nichts schämt und ihre Sexualität lebt und um ihren Mut weiß.“

Deshalb also hatte sie das Gefühl, sie müsse sich selbst ein wenig verändern – um zu so dieser Frau zu werden: „Ich musste eine verdammte Superheldin werden. Zu allem bereit, alles im Griff, tapfer, keine Angst, hemmungslos, mit Eiern und Rock’n’Roll.“

Worin Miss B für die Liebe den Schokoladentod riskiert

ENDE DES LETZTEN JAHRES TRAF SICH Barrymore mit MTV-Komiker Tom Greene zum Essen, um mit ihm über eine eventuelle I— 1 Barrymore mit MTV-Komiker Tom Greene _J __ Jzum Essen, um mit ihm über eine eventuelle Rolle in „Drei Engel“ zu sprechen. Ihre Motive waren nicht ganz unschuldig. „Ich fuhr total auf ihn ab“, sagt sie. „Ich hab jahrelang nicht ferngesehen, erst seinetwegen hab ich wieder eingeschaltet. Ich hatte von ihm gehört, wollte mir das eines Abends mal ansehen und war sofort völlig von den Socken.“

Du fandst ihn also gleich auch als Mann attraktiv? ,Ja, ich dachte: ,Ein Date mit diesem Mann, und ich wäre überglücklich.‘ Sein Humor, sein Aussehen… Ich war schlicht ein bisschen verliebt Obwohl die Situation dann nichts von Casting-Couch hatte. Wir trafen uns zusammen mit seinem Manager und meinem Regisseur. Alles ganz zivilisiert Insgeheim dachte ich natürlich: ,Wow, wenn er sich jetzt bloß mit mir verabreden würde.‘ Tat er aber nicht“

Später jedoch, nachdem im neuen Jahr die Dreharbeiten begonnen hatten, bat er sie doch um ein Rendezvous. Bei diesem ersten Treffen überredete er sie, eine Praline zu probieren. Drew isst nie Schokolade, weil sie sich „irgendwie wie Kacke anfühlt“. Sie aß die Praline trotzdem. „Um ihn zu beeindrucken“, lacht sie. Und beschreibt ihre Reaktion auf den verbotenen Genuss: „Krämpfe, buchstäblich. Ich ging die Wände hoch. Würgte.“ Und dachte, jetzt habe sie ihren Schwärm auf ewig verschreckt Dass er denken müsse: „,Whoa, ich steh ja auf verrückte Sachen, aber du bist mir ’ne Nummer zu hart drauf.“

Sie irrte. „Bei diesem Film hab ich einen neue Liebe gefunden“, erklärt Barrymore. „Ich hab mich in einen unglaublich netten Menschen verliebt, und dieser nette Mensch geht so gut mit mir um« Und jetzt denk ich nur noch drüber nach, wie ich diesen Menschen glücklich machen und ihn in seiner Arbeit unterstützen kann – und, das Wichtigste, wie ich bei all dem ich selbst bleiben kann. Ich hab so einen lächerlichen Wunschzettel, den ich schon als kleines Mädchen anfing zusammenzustellen – und wundersamerweise erfüllt dieser Mensch alle meine Wünsche. Er ist witzig und aufregend, ich bewundere seine Arbeit; wir können über unser Leben reden und zusammenarbeiten und uns gegenseitig inspirieren. Ich hab das Gefühl, ich kann ihm alles erzählen, ohne dass er über mich urteilt Ich spüre eine ganz neue Ruhe, und viel weniger Angst. So als würde ich lachend einschlafen und lachend aufwachen.“

Worin Miss B Kung Fu kennenlernt

IM APRIL, AN EINEM RAREN DREHFREIEN Tag, spaziert Barrymore am Strand von Santa Monica und fotografiert die Möwen, die um uns I Tag, spaziert Barrymore am Strand von Santa “ Monica und fotografiert die Möwen, die um uns herum durch die Luft sausen. Sie hatte mir angeboten, hin und wieder Zwischenbericht zu erstatten. Rief dann etwa an und erzählte, dass sie gerade vom Überfall auf das Vfersteck des Bösewichts nach Hause kommt „Es ist alles verdammt anstrengend, aber wir haben einen Heidenspaß“, sagt sie dann. „Die Mädchen und ich, wir kommen unglaublich gut miteinander aus. Irgendwie komisch. Als würde ich jetzt doch noch erfahren, wie das ist, wenn man Schwestern hat Wir lachen einfach dauernd und kichern und erzählen dreckige Witze und machen unappetitliche Sachen und reden über Schwänze und reden über Jungs und helfen einander bei persönlichen Problemen. Und dann stürzen wir uns wieder in die Arbeit und überlegen, wie man das alles am besten macht, und wenn wir’s rausgefunden haben, sind wir total konzentriert, und dann kippt’s wieder um, und wir sind ein Haufen kichernder Gören.“

Sie haben sich Spitznamen gegeben: Pussy Liu, Pussy Drew und Pussy Poo. Cameron Diaz – Pussy Poo – war der zweite Engel an Bord. (Barrymore rief Diaz auf deren Handy an und redete so lang auf sie ein, bis der Akku den Geist aufgab.) Die Beiden kennen sich schon, seit Barrymore 14 war und Diaz – damals frischgebackenes Model – 16 („Sie war damals genau so, wie sie heute ist“, sagt Diaz. „Voller Leben. Ich dachte: ,Wow, das ist mal ein cooles Mädchen!'“) Die beiden begannen, für ihre Rolle zu trainieren. Nachdem auch Lucy Liu gecastet war, stand vor allem Kung Fu auf dem Programm. Als ich später Barrymores Autobiografie „Litde Girl Lost“ lese (publiziert, als sie 14 war!), stolpere ich über die Geschichte ihrer allerersten Kung-Fu-Lektionen: Ihr Vater, ein Freund von David Carradine, ging durch eine extreme Kung-Fu- und Tai-Chi-Phase und brachte ihr einige Kicks bei. Dass er ihr dabei weh tat, schien ihn nicht zu kümmern. „Warum tust du mir immer so weh?“, fragte sie irgendwann. „Was meinst du, Kleine?“, fragte er zurück, und als sie es ihm sagte, befand er nur, sie kenne doch noch gar keinen richtigen Schmerz, griff nach ihrer Hand und hielt sie in eine Kerze.

Drew erwähnt, sie habe jetzt auch mit Ttbga angefangen. Irgendwie sei es unausweichlich gewesen, sage ich, dass sie bga entdecken würde. „Du kennst mich“, antwortet sie. „Zur Hälfte bin ich das Corona-Marlboro-Shit-Toilet-Mouth-Girl, zur anderen ein kleiner Hippie…“

Bei dir krachen Yin und Yang eben voll aufeinander, sage ich. „Wie zwei Eier im Sack“, ergänzt sie quietschend.

Worin Miss B in eine Besenkammer hüpft

DREW BARRYMORE WOLLTE IMMER schon mal aus einem Flugzeug springen. Bei -Drei Ensrel für Charlie“ rab es zwar I 1 schon mal aus einem Flugzeug springen. F S Bei „Drei Engel für Charlie“ gab es zwar ein Flugteam, aber die drei Actricen durften da nicht mit Aber in der letzten Drehwoche tat sie ihr Vorhaben kund. „Ich sagte spontan: .Dann organisier das gleich für zwei‘ „, erzählt Cameron Diaz, die auch noch ihren Boyfriend Jared Leto einschleuste. Drews Lover Green dagegen zögerte: „Das war eine von den Sachen, die ich definitiv nie tun wollte. Es ist einfach ein unnötiges Risiko. Ich trau mich ja einiges, aber aus einem Flugzeug zu springen – davor hatte ich eine Phobie.“ Er lacht.,,Der Gruppendruck war stärker.“

„Das stimmt doch gar nicht“, widerspricht Drew. „Du hast mich gebeten, dich unter Druck zu setzen.“

Als er mit ihnen losfuhr, habe er nur zuschauen wollen, erklärt Green. „Aber auf der Fahrt wurde mir klar, dass ich mir hinterher doch blöd vorkommen würde, wenn ich als einziger nicht gesprungen wäre.“

Das Flugzeug stieg auf. Drew ging es bestens. Sie war aufgeregt und ungeduldig: „Ich dachte: ,Los jetzt, macht endlich, schmeißt mich raus da, ich will’s einfach machen.“ Auf 2000 Meter realisierte sie, dass das noch nicht mal die halbe Absprunghöhe war. Worauf sie plötzlich still wurde. Sie sagte Green, sie liebe ihn, dann brachte sie nichts mehr raus. Schwindlig wurde ihr und übel, und ihr Mund war trocken wie noch nie. Sie wurde hysterisch – noch nie in ihrem Leben war sie ohnmächtig geworden, aber jetzt stand sie kurz davor. „So ist das also, wenn man ohnmächtig wird“, dachte sie, „wie interessant.“ Und sprang dann in über vier Kilometer Höhe doch als erste. „Ich dachte: ,Okay, Mädel, jetzt hast du’s'“, erinnert sich Diaz. „Da ist Drew und fällt aus einem Flugzeug.'“

Gleich nach dem Absprung (an einen Lehrer geschnallt) ging Drew auf, dass es bei all ihren vorherigen Sprüngen etwas gegeben hatte, was sie auffing. Diesmal fiel sie einfach immer weiter. Ihr Mund war immer noch trocken vor Angst, und sie konzentrierte sich einfach— aufs Atmen. Und entschied, so müsse man fallen: beflissen, sorgfältig. Sie lauschte der Stimme in ihrem Kopf: „Ich atme. Ich bin Zen, Ich atme™ Ich bin Zen. Kann man von sowas einen Herzschlag kriegen?… Atmen, atmen… Was? Darüber also denke ich nach bei diesem Fall, über meinen Atem? Das ist alles? Wow, die Erde sieht schön aus von hier oben. Wahnsinn… Ich atme.- ich atme… Ich frag mich, wann dieser Fallschirm wohl aufgeht Ich atme, ich atme…“

Dann öffnete sich der Fallschirm, und sie schwebte nur noch. „Und… mein Gott, genauso sind meine Träume immer. Ich lebe gerade tatsächlich das Unbewusste aus meinen Träumen in der bewussten Welt.. Ich kann fliegen… ich dachte, ich würde das können, und ich kann’s tatsächlich!… Wahnsinn… Und um mich herum nichts. Ich atme, ich atme.“

Sie landete. Alle landeten. „Drew lächelte von einem Ohr zum anderen“, beschreibt Diaz, „und dann sagte sie: ,Los, noch mal!'“ Stattdessen gingen sie in einen mexikanischen Imbiss, wo Diaz einen Glassplitter in ihrem Burrito fand. „Das war schon verrückt, dass man aus einem Flugzeug springen konnte, um dann hinterher am Essen zu sterben“, sagt Barrymore. „Das war nun wirklich ironisch gewesen.“

Dann schauten sie sich Greens Film „Road Trip“ an. „Im Kino lachten wir über Tom und wie radikal er war und amüsierten uns, und dann™, kann ich das mit der Wäschekammer erzählen?“ Sie dreht sich zu Green. „Ich wollte mit ihm knutschen, drum gingen wir in die Wäschekammer, die’s da gab.“

Sie schüttet sich vor Lachen. „Wir wollten uns einfach irgendwo küssen. Also verzogen wir uns in diesen kleinen Raum und zogen die Tür zu und küssten uns. Und plötzlich-.“ – sie imitiert ein Klopfen – „-.und an der Tür wird gezogen. Lauter kleine Kinder vor der Tür. ,Tom? Tom? 1 Und ich sagte: ,Wow, wegen dir werden wir erwischt – das ist ja lustig.‘ Wir gingen raus, und plötzlich hat Tom diesen Besen in der Hand und fegt den Boden. Dann drückt er den Besen den Kindern in die Hand. Sie reden alle durcheinander, und keinem fallt auf, dass wir aus dieser komischen Kammer kommen…“

„Die waren alle erst sechs“, meint Green, „die hatten keine Ahnung, was wir da drin gemacht haben könnten. Die dachten wohl, wir sind die Hausmeister.“

Sie schauten sich an jenem Abend noch Tod Brownings Stummfilm „The Unknown“ an. Drew blickt zu Tom. „An dem Abend war ich total ruhig“, sagt sie. „Ich weiß noch, wie wir da standen und den Film ansahen; ich hatte meinen Rücken gegen deine Brust», gelehnt und fühlte mich so glücklich und gelassen die Welt war okay, und überhaupt war alles okay.“

Worin Miss B Ferien macht und an Mutter denkt

EIN PAAR WOCHEN DANACH MACHT Barrymore fünf Tage Urlaub – von Silvester auf Hawaii abgesehen der einzige in 18 Mol—l Barrymore fünf Tage Urlaub – von Silvester * J auf Hawaii abgesehen der einzige in 18 Monaten. Ich fliege mit (wir sind seit Jahren befreundet). Auf der Reise sind wir nur zu dritt (Barrymore, Diaz und ich); ihre jeweiligen Partner, beide noch mit Arbeit beschäftigt, werden in zwei Tagen nachkommen. Drew verkündet, sie sei bei einem Foto-Shooting gewesen. Und statt eines Mittagessens habe sie ihre „Bikini-Zone“ mit Wachs behandeln lassen. („Ich dachte an die anderen bei dem Trip“, sagt sie, „und dass es doch für alle angenehmer ist, nicht ständig meinen wild wuchernden Busch vor Augen zu haben. Es sind schöne Schamhaare, und sie zu entfernen war wie ein Sakrileg, aber ich dachte, sie gehören in meinen Bikini und sollen nicht aussehen, als würden sie für einen Rave anstehen und nicht reingelassen werden…“) Green begleitet Barrymore noch zum Flughafen. Während sie warten, versuchen sie, Lucy Liu ans Telefon zu kriegen. Green schlägt aus dem Gedächtnis eine Nummer vor – so entschieden, dass Diaz sie ausprobiert. Der Anruf weckt seine Eltern, die in Kanada selig geschlafen hatten. Am Ende fallt ihnen zwar Lius Hotel ein, nicht aber der Name, unter dem sie eingecheckt hat „Wir sind die Angels, falls das was hilft“, verrät Diaz dem Concierge. Es hilft.

Schon vor Jahren hatte Drew in einer Zeitschrift das Foto von einem Hotel auf Bora Bora gesehen. Sie riss die Seite heraus – was sie selten tut. Die weißen Strände und Hütten am Wasser hatten sie verzaubert. „Ich dachte: ,Eines Tages, wenn ich genug gearbeitet und es mir verdient hab, dann flieg ich da hin‘.“

Am ersten Abend, nachdem Cameron sich ins Bett verabschiedet hat, geht Drew zum Pier, um die Fische mit Brot zu futtern. Sie schwärmen durch das von unten beleuchtete, blaue Wasser. Sie gefallen Drew. So sehr, dass sie ein paar Schritte zurücktritt, Anlauf nimmt und in voller Montur zu den Fischen ins Wasser springt Am nächsten Tag machen wir zu zweit den ersten Tauchgang unseres Lebens – nach zwei Minuten Ausbildung. „Ich hatte nur noch ganz friedliche Gedanken“, sagt sie hinterher. „Ich hab mich immei; wenn ich Fische sah, gefragt, wie die sich fühlen. Ich bin nämlich Fisch. Jetzt hab ich das endlich mal erlebt Es war friedvoll und stilL Irgendwie liebe ich in letzter Zeit die Momente, wenn du zu niemandem sprechen kannst, und keiner spricht mit dir.“

Wir sitzen auf dem Deck, während die tahitische Sonne versinkt In der Ferne sieht man einen krausen weißen Rand, wo mächtige Wellen auf das Riff klatschen. „The clouds are white and sparse and like electric-blue white“, murmelt Drev/,“and the tnoon is shiningfull and bright, and it’s castingperfect stars over the ocean. Bora Bora Bora Bora.“ Sie singt einen von Tom Greens Songs vor sich hin. „Seme Songs gehen mir unablässig durch den Kopf“, sagt sie.

„Mein ganzes Jahr 1999 war von der Angst beherrscht“, erinnert sich Drew. „Ich hatte Angst vor allem. Vor Bazillen und Essen und Liebe und dem Fliegen und meiner Sterblichkeit und der Erde und den Leuten und wo es mit uns hinging™“ Sie zog sich in sich selbst zurück. Vielleicht übertrieb sie es damit „Ich wurde eine Einzelgängerin“, sagt sie. Ein Satz des Dalai Lama, den sie in L.A. sprechen hörte, holte sie zurück. „Er sagte, dass jeder ein gewisses Selbstbewusstsein braucht, aber dass das größte Glück im Leben immer von anderen kommt Als ich raus ging, schwor ich mir, nicht weiter in diese Richtung abzudriften.“

Zu ihrem 25. Geburtstag im Februar schickte Drews Mutter Jaid Barrymore ihr ein Buch, das sie sehr berührte: „Gespräche mit Gott“. Vor allem das Kapitel über Beziehungen sprach sie an. „Ich hab’s 20 Tage lang jeden Abend gelesen.“ Ich frage, ob sie mit Green über diese Dinge spricht ,Ja. Ich will ja unbedingt dieser vergeistigte, erdige Fisch-Hippie-Freak sein, und er ist immer sehr ruhig und beisammen. Was unsere Spiritualität anlangt, sind wir völlig gegensätzlich. Seine ist gut geerdet, meine schwebt eher in der Luft“

Das Geburtstagsgeschenk ihrer Mutter hat sie überrascht „Wir haben neun Jahre nicht miteinander geredet Nur einmal hat sie mir ein Geschenk geschickt – zu meinem 2L Geburtstag -, da bemühte sie sich um Kontakt, aber ich hab nicht reagiert. Seit ich 16 war, hab ich sie dreimal gesehen, nie mit ihr telefoniert und nie geschrieben.“ Als jedoch das Buch kam, sprach Drew mit ihrer Ratgeberin Lori Cerasoli darüber, dass sie gern Kontakt zu ihrer Mutter aufnehmen wolle. „Sie reagierte etwas zögerlich“, erinnert sich Drew, „aber ich hatte das Gefühl: Ich bin jetzt soweit. Komischerweise trugen einige Gespräche mit Tom auch dazu bei Bei dem ist es so völlig normal, dauernd mit seinen Eltern zu reden.“ Also hatten Drew und ihre Mutter ein Gespräch. Seither stehen sie in Kontakt haben sich allerdings noch nicht wieder getroffen. Zuletzt sprachen sie sich am Muttertag-Wochenende – kurz nachdem Jaid wegen Waffenbesitzes verhaftet worden war. Wenn ich was über Jaid lese, sage ich, dann hab ich immer den Eindruck, sie kann nicht ertragen, dass du berühmt bist und sie nicht Ja“, antwortet Drew zögernd, „ich bin fast sicher, dass das stimmt Weil mich die Indizien und allerlei mathematische Gleichungen zu dem selben Ergebnis gebracht haben. Und ich kenne sie nicht gut genug, um sagen zu können, dass es nicht stimmt Ich kenne sie überhaupt nicht“

Jetzt scheint die Zeit gekommen, das zu ändern.

„Weißt du was? Ich bin 25. Mir ist egal, was die Leute denken. Und wenn das bedeutet, ein Wesen da draußen, das mir mein Leben gegeben hat, nicht mehr unter meiner Distanziertheit leiden zu lassen, nur weil mir etwas peinich war… Mich machte die Vorstellung fertig, dass sie vielleicht in einem Kino sitzt, um wenigstens ein bisschen Kontakt zu dem Menschen zu haben, den sie aus ihrem Körper heraus geboren hat..

Das war der niederschmetterndste Gedanke meines Lebens. Dass sie am Muttertag oder an meinem Geburtstag vielleicht denkt: Jch hab dieses Geschöpf zur Welt gebracht, und jetzt spricht es nicht mehr mit mir.‘ Das kann ich niemandem antun. Nicht mehr.“

Worin Miss B es mit Haien zu tun bekommt

Am folgenden Morgen kommt Green früher als erwartet und überrascht Drew beim Zähneneputzen. Ein Schrei hallt durch das Hotel™ Heute tauchen wir mit Haien. Draußen auf dem Meet; gleich außerhalb des Riffs, verliert Drew die Nerven. Das Meer ist nicht leicht einzuschätzen, und ihr kommt es so vor, als würde uns die nächste große Welle unter sich begraben. Sie ist den Tränen nah.

Drew hat Angst vor dem Meer, seit sie mit 14 einmal beinah ertrunken wäre. Das war auch in Hawaii. Damals kam sie gerade vom Entzug und wohnte ein halbes Jahr lang bei David und Jan Crosby, die sie mit in ihren Weihnachtsurlaub nahmen. Sie geriet in eine Strömung, gewaltige Wellen brachen über ihr, und sie wurde immer weiter nach draußen gezogen: „Ich hatte nie in meinem Leben solche Angst Ich dachte wirklich, ich müsste sterben…“ Da griff eine Hand nach ihrem Arm. Der Mann zog sie aufsein Surfbrett, fuhr sie an den Strand, legte sie in den Sand und ging. „Ich glaube, das war ein Schutzengel“, erklärt sie.

An diesem Nachmittag vergeht ihre Panik, sobald sie unter Wasser ist. Umkreist von Haien. „Ich war ja mit meinem Tauchkumpel unten, war also alles cool“, beschreibt sie es später. „Ich konnte kaum glauben, wie ich plötzlich überhaupt keine Angst mehr hatte. Ich liebe diesen Begriff des Tauchkumpels, weil ich den mit Liebe gleichsetze: Jemand, der dir hilft und dem du hilfst; man nimmt sich bei der Hand, betritt neue Welten, erlebt etwas zusammen und staunt“

Sie nahmen unter Wasser beide ihre Regulatoren ab und küssten sich, als wäre der Sauerstoffder Luxus, nicht die Küsse. „Wir tanzten unter Wasser und legten uns auf den Boden und schauten hinauf zu den Sonnenstrahlen. Es war wunderschön und romantisch. Im Universum ist alles eine Frage des Timings. Ich sollte früher noch gar nicht tauchen, weil ich da meinen Tauchkumpel noch nicht hatte. Jetzt hab ich ihn.“

Eines Abends sitzen wir draußen an einem anderen Strand, Green liegt in einer Hängematte. Seine allererste Hängematte, verkündet er. Drew sinniert noch über „Drei Engel für Charlie“. Auch wenn sie’s toll fand, war es kein leichter Dreh. „Manchmal schien der Weg durch die Hölle zu führen. Aber in Wirklichkeit waren wir gut versorgt und kreativ und experimentierfreudig.“

Dabei kursierten ja Gerüchte, ihr hättet euch ständig Konkurrenzkämpfe geliefert…

Ja“, nickt sie, „deswegen telefonieren wir ja auch ständig miteinander. Wir sind unzertrennlich, machen sogar Urlaub zusammen. Das gibt’s eigentlich gar nicht, dass sich drei Frauen so lieben. Daher war ich perplex, dass die Leute dachten, wir wären verfeindet! Viele Leute fanden es wohl unterhaltsamer, diese drei Frauen als neurotische Zicken darzustellen.“

Dann war da der Krach mit Bill Murray (es hieß, er und Liu hätten sich lautstark gefetzt, worauf Murray den Set wütend verlassen habe. Die Meldungen zitieren meist eine Äußerung Murrays, der Film sei „der anstrengendste Mist, den ich je gemacht habe“.) „Das lag daran, dass Murray zu den Dreharbeiten kam, als wir schon halb fettig waren, dann aber auch mitreden wollte“, erklärt Barrymore. „Es war schwierig, nun plötzlich die Gangart zu ändern und alles nach seinen Vorstellungen zu machen. Lucy war eine Woche lang für ,Ally McBeal‘ weg gewesen, wusste nichts von der neuen Situation, und als sie wieder dazu kam, hat’s eben gekracht“ Wir sitzen eine Weile schweigend im Dunkeln.

Am nächsten Morgen kommt ihr Frühstücksomelett irrtümlich mit Huhn, worauf sie in Tränen ausbricht Sie bekommt ihre Tage. Und als wir später mit zwei Booten durch die Lagune zu einer Insel fahren und Moskitos ihr den Rücken zerstechen, verliert sie noch einmal die Fassung. Wir picknicken, trinken Bier und treiben in der Lagune. Vorhin auf dem Boot fühlte ich mich wie ein Vogel, der in vielen Ländern und Kontinenten herumgeflogen ist; und dass ich nun ausgerechnet auf diesem Baum, mit diesen anderen Vögeln gelandet bin, hat mich umgehauen.“

Worin Miss B mit der Achterbahn fährt

Barrymore, Green und ich fliegen mit einem Privatflieger nach Papeete, der Hauptstadt von Tahiti, von wo unser Rückflug nach LA. geht Es ist ein winziger Flieger, und Drew hat Angst Sie kriegt keine Luft. Green holt einen Hotelprospekt hervor, deutet auf Menschen oder Gegenstände und macht für jeden unterschiedliche Geräusche. Es entsteht eine richtige Nummer daraus, sein Finger zuckt hierhin und dorthin, und er findet zu jedem Objekt das passende Geräusch. Irgendwann lacht Drew zu heftig, um noch Angst zu haben. Zur Sicherheit leckt er noch ihre Nase ab und preist sie als „salzig und köstlich“. Später wird sie über den Flug sagen: „Kennst du das, wenn Leute fragen, wann du gemerkt hast, dass es/irr immer ist? Das war einer dieser Momente. Schon seltsam, wenn jemand komische Geräusche macht und dir dabei klar wird: Bei dem möchte ich bleiben.“

In Papeete haben wir ein paar Stunden Zeit Green setzt sich ans Steuer des Mietwagens. Im Radio läuft alberner Europop von den Vengaboys. Wir kommen an einen Kreisverkehr am Stadtrand, und Green fährt hinein. Er ignoriert die letzte Ausfahrt und fahrt einfach weiter im Kreis. Nach der zweiten Runde setzt allgemeines Kichern ein. Nach der vierten ist es nicht mehr lustig. Nach der siebten wieder zum Brüllen. Nach zehn Runden nimmt er die Ausfahrt Wir landen in einer Karaokebar. Green wählt einen Song, verrät aber nicht, welchen. Zuerst kommt „Gold Dust Woman“, Drews Wahl. Sie steht am Balkon und schmettert’s hinaus; Green wiederholt jede ihrer ‚Zeilen mit quäkender Sprechstimme. Drew will noch mal und füllt den Zettel aus. „Ich habe was von Springsteen genommen“, sagt sie. „Ich will einfach mal diese Zeile singen: ,At night I wake up with the sheets soaking wet/And a freight train running through the middle of my head‘.“

Dann kommt Greens Song. Er verdreht seinen Körper wie ein Verrückter und plärrt den Text auf eine manische, überbetonte Art „Papa don’t preach! Fm in trouble deepL. But Fve made up my miiiind! Fm keeping my baby!“ Drew singt ihren Springsteen, und ich auch noch irgendwas. „So much fucking fun!“, quietscht sie. „Good Chinese food and rad fucking karaoke beer-drinking fun!“

Den Herbst müssen Drew und Green größtenteils getrennt verbringen. Er dreht in Vancouver; sie spielt in „Riding In Cars With Boys“ unter der Regie von Penny Marshall. Sie schreiben sich jeden Tag. Permanent kommen Blumen in New York an. Einmal, als ich mit Drew telefoniere, hält sie kurz inne, und ein schepperndes Geräusch ertönt „Hast du gehört?“, fragt sie. „Das war der Briefkasten. Heute hab ich ihm eine Woody-Allen-Postkarte mit einem Gedicht geschickt und ein Mini-Reiseset mit Lippenbalsam.“

Außerdem fotografiert sie in diesen Tagen Bäume. Jeden Tag eine andere Art. „Das ist eine echte Herausforderung in Manhattan, besondere Bäume zu finden“, sagt sie. „Aber inmitten von lauter Chaos wirkt es komischerweise echt therapeutisch.“

Sich selbst hat sie für den Artikel im Rolling StONE erstaunlich freizügig fotografieren lassen. „Darauf steh ich zur Zeit total“, erklärt sie. „Sei ruhig peinlich! Versteck dich nicht dauernd hinter allem! Nicht hinter deinen Klamotten, nicht hinter deinem Image! Trau dich. Riskier, dich zu blamieren. Nichts vorzuspielen hat so was Befreiendes.“

Anfang September besuche ich sie in New York. Die Pinwand ist voller Telefonnummern und Sprüche. ,,Nicht unnötig aufregen“, lautet einer. „Männer brauchen etwas, worauf sie stolz sind“, ein anderer.

„Normal ist das, was wir alle gern wären, aber unserem Gefühl nach nie sind“, ein dritter. Auf einem Tisch liegt das Taschenbuch von „Riding In Cars With Boys“, fast jede Seite vollgekritzelt mit Notizen.

Drew spielt ein Mädchen namens Beverly, die auf ihrem Weg zu sich selbst folgenreiche Fehler im Umgang mit Eltern, Sex, Drogen und Kindern macht. Beverly zu sein zehrt an Drew.“In letzter Zeit weiß ich nicht mehr, woran ich glaube… Ich hab einfach den Kontakt ein bisschen verloren“, sagt Drew und spielt an ihrem Halskettchen. Von Dylan-Power und Engel-Enthusiasmus ist nichts mehr zu spüren. „Ich bin mit meiner Arbeit glücklich, und in meiner Beziehung meist auch, aber in meinem Kopf geht alles durcheinander“, erklärt sie. „Ich hab dauernd das Gefühl, ich komm nicht voran, dabei hab ich so viel zu tun.“

Und doch, selbst während sie das erzählt, hört sie wieder mal „Don’t Think Twice, It’s Alright“ von Dylan und sagt: „Das ist mein Lieblingslied von ihm.

Da denke ich immer an die perfekte junge Liebe, obwohl der Song ja davon handelt, jemanden zu verlassen. Aber daran denk ich nie. Denn ich glaube, dieser Mann liebt mich“, sagt sie über Tom. „Und das zu sagen ist für mich eine gewaltige Sache, weil ich eigentlich glaube, dass ich nicht in der Lage bin, geliebt zu werden. Was vermutlich von diesem ganzen Klischeescheiß kommt – dass mein Vater nichts mit mir zu tun haben wollte und meine Mutter komisch drauf war. Und dass ich mich als Kind total allein fühlte.“

Obwohl Drew jetzt in New York ist – wo ihre Mutter wohnt -, hat sie niemanden angerufen, ist nur in ihrer Rolle aufgegangen. Als wir an diesem Abend über die Verwirrung in unseren Köpfen reden, kommt sie auch auf ihren Vater zu sprechen. „J)er Affe im Käfig‘, sagt mein Vater dazu. JDer wütende Affe im Käfig.‘ Als war das Hirn ein Gitter, und in dem rennt ein wilder Affe rum und kreischt und springt die Gitterstäbe hoch und rüttelt daran. Er sagt das dauernd. Manchmal spricht er auch vom flackernden Buddha in der Zimmerecke.“

Manchmal spricht Drew mit ihrem Vater john Barrymore Jr. Sie kümmert sich um seine juristischen Probleme und hat kürzlich eine neue Bleibe für ihn gefunden, wo man sich um ihn kümmert. Als ich sie frage, ob er bei Verstand wirke, wenn er von wilden Affen und flackernden Buddhas spricht, sagt sie: „Ich kann seine klaren Momente nicht von den wirren unterscheiden – das verschmilzt alles. Ich denke, er muss im Moment egoistisch sein, weil er sich auf das konzentriert, was sein Gehirn durchmacht.“ Als ich frage, was sein Gehirn durchmacht, sagt sie: „Weiß ich nicht – wahrscheinlich blitzartige Szenen seines Lebens, arrangiert von einem durchgedrehten Dirigenten, der während der Oper unsinnige Sachen schreit™ Ich schätze, in jeder Familie hockt jeder in seinem Kopf und dreht ab und zu ein bisschen durch. Mein Dad dreht nur zufällig dauernd durch. Manchmal kann ich’s mit Humor nehmen, manchmal nicht.“

ENDE SEPTEMBER HABEN WIR EINEN Streit und wechseln harsche Worte. Kurz daraufruft Drew an und sagt: , Jetzt hast du also Beverly getroffen.“ Sie habe die ganze Woche emotionsgeladene Szenen gedreht und sei schräg drauf. Heute hat sie etwa den größten Teil des Tages weinend vor der Kamera verbracht und immer wieder „Tangerine“ von Led Zeppelin gehört. Ihre selbstauferlegte Isolation hat sich noch verschärft. „Ich hab allen Menschen in meinem Leben gesagt, dass ich erst im Januar wieder mit ihnen reden kann. Und ich hab mir mehr Feinde eingehandelt, als ich zugeben möchte, weil ich mit der Außenwelt einfach nicht klarkomme. Ich lebe nur in dieser Frau-. Ich hab absichtlich den Kontakt zu meinem Ich verloren.“

Barrymore lässt einen Teil von sich heraus, den sie immer weggesperrt hatte: „Wir tun alle immer so, als wären wir so verdammt gut. Und ich hab für diese Rolle eine Tür in mir geöffnet, und dahinter war Wut und Schmerz und Traurigkeit und Verwirrung und“ -sie wird lauter – „Reue. Ich hab mein Leben lang gesagt, ich bereue nichts, und das ist Schwachsinn.“

Wir reden über ihre Vorsätze zu Silvester. In der ersten Hälfte des Jahres, der Hälfte mit Dylan und Tauchen und Fallschirm und Haien, hatte sie die Angst aus ihrem Leben verbannt. Jetzt ist sie ganz woanders, und freiwillig. Jetzt geht es darum, ganz und gar von Angst umschlossen zu sein“, sagt sie. Und vielleicht lernt sie zu unterscheiden – zwischen den Ängsten, die einen vom Leben abhalten, und denen, die einen einfach daran erinnern, dass man lebt Im August, kurz bevor sie gen Osten flog, um sich in das Mädchen Beverly zu verwandeln, hat sich Drew mit Tom Green verlobt Er machte mit ihr einen Abstecher zu einem ihrer speziellen Orte, „diesem Teil des Ozeans, den wir so lieben“. Sie war morgens mit der Gewissheit aufgewacht, Green würde ihr einen Heiratsantrag machen, hielt sich aber gleichzeitig für bescheuert, so was auch nur zu denken. „Er machte es sehr schön und traditionell“, erzählt sie. „Und als er mich fragte, war ich buchstäblich außer mir, außerhalb meines Körpers. Ich dachte ernsthaft:,Was sind die Gedanken in meinem Kopf? Die wahren Gedanken? Ob ich sie nun jemals ausspreche oder nicht, aber ich muss wissen, was ich wirklich denke – also kommt wahre Gedanken, ich lade euch ein.‘ Und ich hatte keinen einzigen negativen Gedanken. Alles, was ich dachte, war: Ja!“ Hinterher legten sie sich hin, schauten in den Himmel und sahen den Möwen nach. „Ich werde die Farbe des Himmels an diesem Tag nie vergessen.“

Am Tag danach fuhr Drew zum Magic Mountain. „Ich war so glücklich, dass jetzt nur noch eines mit meinem rasanten Glück mithalten konnte: eine Achterbahn.“ Nichts anderes passte besser – und das kann nur sie so sagen – zu „der Geschwindigkeit meiner Seele, die vorwärts brandete in Zufriedenheit Aufregung und Perfektion“. Und als dann die Erde unter ihr wegfiel und in der nächsten Kurve wieder auf sie stürzte, in dieser wilden Mischung aus Freude und Angst da stellte sie erfreut fest dass sie Recht hatte.

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