Eier der Ewigkeit oder wie der Italo-Pop Leben retten kann

Sommer. Der Mensch liegt in Öl. Heiter ist der Geist, träge der Körper. Und die Musik? Ja, die Musik ...


Folge 56

Aus vergleichsweise naheliegenden Gründen habe ich mich dazu entschlossen, die dieswöchige Folge des Pop-Tagebuchs ausschließlich um ein Thema kreisen zu lassen. Als ich zu Beginn der sogenannten Achtziger Jahre mit meinen Eltern Urlaubsfahrten gen Süden unternahm, da wurde unser Umherknattern auf der dieselgeschwängerten Strada del Sole (Rainhard Fendrich) stets von Italo-Pop-Cassetten bedudelt, die wir an italienischen Tankstellen erwarben. Zurück daheim erstand man sogleich für den heimischen Partykeller epochale Alben wie „Italo Pop-Hits 1982“, auf denen abermals die Hits der Saison in schamloser Weise aneinandergehängt wurden. Wie es so ist mit der Musik, die einem in Jugendjahren als Soundtrack gereicht – irgendwann, nach Jahren der Geschmacksverbildung, landet man wieder dort und die Melodien klingen süßer als je zuvor. Ich besitze inzwischen bestimmt 50 dieser Italo-Pop-Compilations und mehr Singles als meiner unmittelbaren Verwandschaft lieb sein kann. Heute nun, liebe Leserin, möchte ich nur für Sie meine zehn liebsten Italo-Pop-Schlager in einer kompakten Liste versammeln (Celentano, Battisti und andere Schwergewichte fallen raus – das sind keine Italo-Popper, sondern Planeten). Sie können sich dann die zehn Lieder runterladen, auf eine CD brennen und bei der Überfahrt des Brenners lautstark meinen Namen verfluchen. Los geht’s.

Alan Sorrenti – Tu sei l’unica donna per me

Alan Sorrenti, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere über einen eindrücklichen Schnauzbart gebot, kam ursprünglich vom Prog-Rock. Eigentlich kommen ALLE italienischen Musiker dieser Ära vom Prog-Rock, vielleicht kommen ja sogar alle Italiener vom Prog-Rock. Ende der Siebziger wandte sich Sorrenti zunehmend der musica leggera, dem leichten Lied, zu. Bei Sorrenti fiel die Sache geradezu Baiser-artig süß aus. Sein größter Hit war das oben genannte Stück, das etliche der typischen Frühachtziger-Italo-Pop-Merkmale in Perfektion aufweist: gedoppelte E-Gitarre, wattiges Schlagzeug, Fistelstimmen-Gesang. Sorrenti versichert hier einer Dame, die einzige Frau für ihn zu sein. Es gibt auch eine deutsche (deutlich schlechter produzierte) Fassung von Hoffmann und Hoffmann titels „Alles, was ich brauche, bist du“: „Ich brauch keinen Whiskey und keinen Psychiater / Alles, was ich brauche, bist du“. Auch Alan Sorrentis anderen Riesenhit „Non so che darei“ coverten die Hoffmänner als „Wenn ich dich verlier“. Von „Non so che darei“ gibt es bei YouTube ein tolles Filmchen, das Sorrenti bei der Livedarbietung des Titels in aller Pracht zeigt: lila Hose, weiße Krawatte, weiße Slipper und die Schultern bis zum Schnurrbart hochgezogen. Favoloso!

Alice – Per Elisa

Wenn die Sängerin Alice Anfang der 80er bei „Bananas“ oder in Ilja Richters „Disco“ auftrat, sorgte dies bei meinen älteren Rock-Freunden für lautstarke Verächtlichkeitsbekundungen – und bei uns präpubertären Jungs für Wallungen, wie wir sie bis dahin höchstens beim Betrachten von Olivia-Pascal-Postern in der „Bravo“ erleben durften. Indes: Alice sah nicht so aus, als könnte man ihr mal eben ganz charmant eine Beule in die Vespa fahren. Nein, die schöne Dame gab sich unnahbar und hatte sichtlich keinen Bock auf Mucken! Musikalischer Beleg dieser These ist auch der vorliegende Hit der Frau aus Forli, denn die besungene Elisa ist eine ziemlich blöde Gans, die den im Song angeredeten Herrn seiner letzten Würde beraubt. Wegen Elisa wisse er ja nicht mal mehr, welcher Tag heute ist, „e poi non è nemmeno bella““, dabei ist sie noch nicht mal schön!

Alice, die mit bürgerlichem Namen Carla Bissi heißt, schrieb den Großteil der Stücke auf ihren ersten Alben „Capo Nord“ und „Azimut“ selbst, als Arrangeur fungierte der berühmte italienische Cantautore Franco Battiato, der seit 2012 in der sizilianischen Regionalregierung als Dezernent für Tourismus, Sport und Veranstaltungen wirkt. Dies nur als Info für alle Leute, die sich weniger für Italo-Pop, dafür aber umso mehr für Dezernenten interessieren.

In Deutschland erinnert man sich an Alice heute vermutlich vor allem für „Zu nah am Feuer“, ihr Duett mit Stefan Waggershausen. Als ich letztes Jahr für mein erstes Album einen Song namens „Süden“ aufnahm, konnte ich der Versuchung, Alice für ein neuerliches Duett anzufragen, nicht widerstehen. Und siehe da: Es bestand sogar lindes Interesse, wenngleich Alices Management sich auch mitzuteilen beeilte, dass Alice „very busy“ sei. Die Sache verlief sich dann, ich habe mich nicht mehr darum gekümmert. Vermutlich habe ich die Chance meines Lebens vergeigt. Waggershausen aber auch: Er ist seit 1993 Mitglied im GEMA-Aufsichtsrat und Mitglied im Kuratorium der Deutschen Phono Akademie.

Umberto Tozzi – Eva

Der Turiner Umberto Tozzi konnte sich nie recht entscheiden, ob er nun das leichte Pop-Parkett betänzeln oder lieber in der Tradition der Cantautori kritisch-nachdenkliches Liedgut veräußern wollte. Womöglich tat er gut daran. Nachdem er in der ersten Hälfte der Siebziger vorrangig für andere Musiker komponiert hatte, etablierte er sich ab 1977 zunehmend mit eigenen Platten als Sänger. Drei seiner größten Hits stammen noch aus den Siebzigern: „Ti Amo“, „Tu“ und „Gloria“. Letzteres ist eines der wenigen italienischen Popstücke jener Zeit, die auch in englischsprachigen Versionen zu Hits wurden; im Falle von „Gloria“ war es Laura Branigan, die das famose Stück in einer eher müden Fassung noch mal in die Charts bugsierte. Ich möchte heute aber ein anderes Tozzi-Stück preisen, das 1983 veröffentlichte Hochglanz-Wunder „Eva“. Wer bei Synthie-Flächen und matschigen Simmons-Drums sofort Herpes bekommt, sollte hier fernbleiben, alle anderen dürfen auf die Tanzfläche, um sich hier an einem perfekten Achtziger-Popsong mit einem grandiosen Refrain zu erfreuen. Molte bene, wie wir Eigelsteiner sagen! Der Text kombiniert Liebesschwur mit Endzeitstimmung: „… über uns Schwärme von Atomgeiern (…) / Eva, unsere Liebe ist das letzte Raumschiff / Eva, es wird eng sein, aber sie rettet uns wie ein Ei der Ewigkeit“. Das bräuchte die Welt auch heute mehr denn je: ein Ei der Ewigkeit! Wikipedia weiß übrigens zu berichten, dass viele Italiener Tozzis „von Schüchternheit herrührende Zurückhaltung bei öffentlichen Auftritten als Gefühlskälte“ fehldeuteten. Nun, das geht mir auch dauernd so. Das von Tozzi mit Gianni „Riesen-Pranke“ Morandi und Enrico Ruggeri 1987 gemeinsam intonierte Lied „Si può dare di più“ diente einige Jahre der Nazionala italiani cantanti, einer italienischen Sänger-Fußballmannschaft, die 1981 von Tozzi, Mogol, Ricardo Fogli, Pino D’Angio, Sandro Giacobbe und anderen italienischen Sängern gegründet wurde, als Aufmarschmusik. Möglich, dass die vereinten Cantautori bei der letzten WM mehr hätten reißen können als Pirlo und seine Freunde. Doch zum nächsten Ei der Ewigkeit …

Claudia Mori – Non succedera più

Wer zu Adriano Celentano vorgelassen werden will, der muss an Claudia Mori, seiner Ehefrau und Managerin vorbei. Und: Die Frau lässt so gut wie niemanden durch, was ich schon einige Male erleben durfte. Seit den Achtzigern leitet die Mori die Geschicke der Firma Clan Celentano, Europas ältestem Indie-Label, das Celentano bereits Mitte der Sechziger gründete. In diese Zeit fällt auch die Eheschließung von Celentano und Mori; die beiden lernten sich 1964 beim Dreh zum Celentano-Film „Un strano tipo“ kennen, der vom späteren Splatter-Gott Lucio Fulci („Woodoo – die Schreckensinsel der Zombies“) inszeniert wurde. Meines Wissens wirkte die Mori zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn als Tänzerin, bekam aber schon früh von Celentano die Gelegenheit, auf seinen eigenen Alben zu singen. Ganz besonders zu empfehlen sind zwei frühe Duette des schönen Paares: Da wäre zum einen „La coppia più bella del mondo“ (zu deutsch: Das schönste Paar der Erde). Es handelt sich hier um nicht weniger als den besten Hochzeitswalzer der Welt, in welchem unter anderem die zutiefst italienische Weisheit verkündet wird, dass die wahre Liebe stets im Ring vereint werde. Ebenfalls ganz toll ist die recht seltene B-Seite „Due nemici innamorati“. Der vorliegende Song aber ist perfekter Italo-Achtziger-Pop: Eine Pseudo-Police-Gitarre tuckert vor sich hin, ein Chor säuselt, dann setzt Claudia Moris schöne Alt-Stimme ein. Ekki Maas behauptete unlängst, die Band werde hörbar schneller, aber so etwas entgeht mir freilich in meiner Begeisterung. Besonderer Clou des Songs: Nach zwei Strophen hat Adriano einen singenden Gastauftritt, womit er dann also doch in dieser Liste hier aufgetaucht wäre. Das Cover der Platte zeigt Signora Mori im Badeurlaub. In der Ecke prangt der Satz: „Questa foto me l’ha fatta Adriano“.

Viola Valentino – Sola

Der Song zeigt, wie sehr meine beiden großen Leidenschaften, der Italo-Pop vergangener Dekaden und das italienische Genre-Kino, miteinander verzahnt sind. Dieses Lied hätte ich vermutlich nie kennengelernt, hätte ich nicht Bruno Corbuccis Polizeifilm-Klamotte „Delitto sull’autostrada“ mit meinem Lieblingsschauspieler Tomás Milián komplett durchgesessen. Milián spielt hier wieder seine Paraderolle, den prügelnden und plaudernden Proll-Cop Nico Giraldi (in Deutschland: Toni Maroni), der im Zuge seiner Ermittlungen an die Sängerin Anna Danti (Viola Valentino) gerät. In meiner Lieblingsszene schmettert  Danti/Valentino den Song in einem Club, der aussieht wie eine ZDF-Nachmittags-Kinderdisco und Giraldi/Maroni/Milian schmilzt kaugummikauend dahin. Wie auch anders: Das Lied ist denkbar einfältig, aber mindestens so betörend wie Valentinos Lipgloss. Extrapunkte gibt es für Viola Valentinos Lächeln während der auf YouTube zu bestaunenden ZDF-Kinderdisco-Performance. Wenn man so will, ist die Dame der Gegenpol zu solch charmanten Kratzbürsten wie Alice und Loredana Bertè. Der Drumcomputer-Sound ist identisch mit dem von Hubert Kahs „Sternenhimmel“. Auch das musste mal geschrieben werden.

Loredana Bertè – Non sono una Signora

Wo eben schon der Name Loredana Bertè fiel … Die Bertè ist eine ziemliche Rakete, in vielerlei Hinsicht. Die Kalabrierin begann ihre Karriere bereits 1974 und konnte kurz darauf erste große Hits landen. Meine Lieblingsplatten von Frau Bertè stammen aus den späten Siebzigern. Damals gefiel es der Sängerin mit Hang fürs Grelle, bald lässige bald kratzbürstige, oft mit Reggae-Anleihen hantierende Pop-Songs zu singen. Sehr zu empfehlen ist das 1979er-Album „Bandabertè“, für das Lucio Battisti und Mogol zwei Songs schrieben. Arrangiert wurde die Platte von dem britischstämmigen Musiker Anthony Rutherford, der unter anderem auch Celentanos tolles Album „Un po’ artista un po’ no“ auf dem Kehrblech hat.

Das vorliegenden Stück – quasi ein Signatur-Song – produzierte Loredana Bertè in New York. Sie sei keine Signora, informiert die Sängerin, vielmehr eine, für die der Krieg noch nicht vorbei ist. Man glaubt es ihr aufs Wort! Anders als viele Kolleginnen inszenierte sich Loredana Bertè stets als exaltierte Primadonna, die an grellen Kostümen ebenso viel Freude hatte wie an polterndem Auftreten. Ende der Achtziger war sie mal mit Björn Borg verheiratet, aber schon nach vier Jahren war Schluss mit Tennis. Inzwischen trägt sie komische Perücken und blafft im italienischen Fernsehen Kollegen an. Ich finde, wer so tolle Platten gemacht hat wie Loredana Bertè, darf das.

Ricchi e Poveri – Sarà perché ti amo

Ich muss einfach einen Song von Ricchi e Poveri reinnehmen, obwohl oder gerade weil die Band wohl am schamlosesten simple Italo-Klischees in massenkompatible Popmusik überführt hat. 1968 gegründet, debütierte die Band beim legendären Cantagiro, einem fahrenden Musikwettbewerb. Ursprünglich zu viert, musste man sich leider im Jahr 1981 von der zweiten Sängerin Marina Occhiena verabschieden, die ein Verhältnis mit dem Gatten von Sängerin numero uno, Angela Brambati, eingegangen war. Zurück blieben neben Angela noch die beiden Herren Franco Gatti und Angelo Sotgiu. Zu dritt sind sie unschlagbar: Links steht der für die hohen Gesangsparts zuständige Franco Gatti, der in etwa ausschaut wie Italiens Antwort auf Sascha Hehn, ein Papagallo vor dem Herrn. Rechts erscheint dem ungläubigen Betrachter Angelo Sotgiu, Typ: freundlicher Pizzeria-Besitzer, er singt stets tief. Und in der Mitte hüpft in steter Aufgekratztheit Angela Brambati herum, deren erklärte Lieblingsbeschäftigung das Augenaufreißen zu sein scheint. Den schlichten Liedern von Ricchi e Poveri kann man wahrlich alles vorwerfen, was gerne dem gesamten Italo-Pop angekreidet wird: Ständig wird von blauem Meer, blauem Himmel und blauen Bohnen gesungen. Aber wissen Sie was: Ich mag das. Häufiger Songschreiber der Band ist übrigens ein Dottore namens Dario Farina, der auch „Felicità“ von Al Bano und Romina Power verbrochen hat. Vor ein paar Jahren machten Ricchi e Poveri bei der italienischen Reality-Musik-Show „Music Farm“ mit. Ebenfalls mit dabei: Loredana Bertè.

Antonello Venditti – Buona Domenica

Jetzt wird’s wieder seriöser. Eigentlich gehört Antonello Venditti nicht in diese Liste, ist der stets sonnenbebrillte Römer doch kein Italo-Popper, sondern ein typischer Cantautore. Sein Hauptthema: Rom und die Römer. Ganz toll in diesem Zusammenhang ist das frühe Lied „Roma Capoccia“, das Tomás Milián am Ende des Films „Il Gobbo“ im Auto hört, kurz bevor er von der Brücke rast. Zwei spätere Songs Vendittis wurden Ende der Siebziger im Zuge des Italo-Booms in Deutschland als Singles veröffentlicht und dürfen mit viel gutem Willen Eingang in diese Liste finden. Da wäre zum einen „Bomba o non bomba“, das von zwei Musikern handelt, die versuchen im Italien der Siebziger trotz der Attentate der Brigade Rosse nach Rom zu gelangen. Zum anderen ist da „Buona Domenica“, ein hörbar von Fleetwood Mac beatmeter Song über einen Mann, der seinen freien Sonntag daheim vertut, weil er auf einen Anruf der Angebeten wartet. Vielleicht ist’s ja die Elisa aus dem Alice-Song, der wären derlei Divenhaftigkeiten zuzutrauen. Zuletzt sah ich Venditti in Paolo Sorrentinos mit einem Oscar belohnten „La grande belezza“, in dem er einen kurzen Cameo-Auftritt hat. Dialogsatz: „Wow – du kennst Antonello Venditti?“

Gianna Nannini – Latin Lover

Ich habe ein wenig mit mir gerungen, aber klar doch, Gianna Nannini muss rein in diese Liste. Gianna Nannini hat in ihrem Leben viel Murks fabriziert, unter anderem hielt sie es für nötig, zusammen mit Sting eine Fassung der „Dreigroschenoper“ einzusingen. Niemand, wirklich niemand sollte mit Sting die „Dreigroschenoper“ singen! Aber einige von Nanninis Songs aus den frühen Achtzigern haben genau jene Aufgekratztheit, die beim Autofahren in Italien dabei helfen kann, sich dann und wann etwas besser durchzusetzen. Auch ist die Dame natürlich alleine deswegen interessant, weil sie eine der ersten prominenten Frauen im katholischen Italien war, die feministische Gesinnung und Homosexualität offen und publikumswirksam thematisierten. „Latin Lover“ habe ich aber vor allem darum ausgewählt, weil mein Nachbar und Lieblingsschlagzeuger Jaki Liebezeit (ehemals CAN) darauf spielt. Am Bass wirkt Wolf Maahns Bruder Hans Bäär, die Keyboards bedient Annette Humpe: Deutschrock und Italo-Pop in friedlicher Eintracht courtesy of Conny Plank. Auch Annie Lennox klimpert auf dem Album mit, allerdings nicht bei diesem Song. Trotz anhaltenden Erfolgs in Italien war Giannas Nannini zuletzt wenig Glück beschieden: Im April beschlagnahmte die Guardia di Finanza wegen der Steuerhinterziehung von 3,7 Millionen Euro die Villa und den Reitstall der Toskanerin.

Oliver Onions – Lulu

Die Brüder Guido und Maurizio de Angelis scheinen mir genau die richtigen Gesellen, um mit einem ihrer quietschfidelen Lieder diese Liste zu beenden. In Deutschland liebt und verehrt man die Gebrüder Ween des Italo-Pop freilich auch für ihren Gnadenkracher „Santa Maria“, der – im Original mit elektrisierender Kopfstimme vorgetragen – von Roland Kaiser kongenial auf deutsch dargeboten wurde: „… und tief in ihrem Innern verborgen brannte die Sehnsucht, den Schritt zu wagen, vom Mädchen bis zur Frauuuuuuu“. Die ewige Zuneigung aller Fans zupackender B-Movies verdienten sich die beiden Männer aus Rocca di Papa jedoch vor allem mit ihren unzähligen Filmmusiken. Nicht nur die Bud Spencer/Terence Hill-Klamotten erfuhren durch die Zwiebelbrüder eine eklatante Aufwertung, auch ernste und teilweise brutale Schund-Action wussten die beiden Musiker mit fetzigen Klängen zu unterlegen. Alleine die lustige Leonard-Cohen-Ehrerbietungsmusik zum Franco-Nero-Western „Keoma“ sollte jeder, der an einem besseren Leben interessiert ist, mehrfach täglich hören.  Das vorliegende Stück „Lulu“ stammt aus dem Jahr 1981. Im Internet findet sich ein TV-Auftritt der Brüder (mutmaßlich aus „Bananas“), bei dem sie die ganze Zeit ausschauen, als müssten sie sich gleich wegschmeißen.

Das war es auch schon für heute. Allen die durchgehalten haben, wünsche ich einen schönen Sommer. Möge das „Radio Gelato“ ewiglich plärren. Fahren sie in den Süden (in welchen auch immer), schauen sie möglichst viele alte TV-Auftritte von Oliver Onions und denken Sie daran: Die Eier der Ewigkeit werden uns retten!

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