Emanzipation im Rampenlicht

Andy burrows musste sich erst sagen lassen, dass er ein guter Solokünstler ist. Von seinem Label, vom Editors-Sänger, von Johnny Borrell. Nun hat er es verstanden

I really should be moving on“, singt Burrows im Titelsong seines Albums „Company“. Und tatsächlich macht er auf dieser klangreichen, bisweilen sehr schönen Platte genau das: Er geht einen Schritt weiter, diesmal auf seiner eigenen Karriereleiter. Bisher stand Andy Burrows eher neben Musikern, die einen stärkeren Drang zum Rampenlicht hatten.

Oder vielmehr: Er saß. Andy Burrows spielte bis zum März 2009 die Drums bei Razorlight und wechselte dann „aus persönlichen Gründen“, wie es damals hieß, zu We Are Scientists. Dennoch fällt kein schlechtes Wort über die Band um Johnny Borrell, für die Burrows immerhin den erfolgreichsten Song, „America“, mit geschrieben hat. „Johnny hat mich immer ermutigt, eigene Songideen einzubringen. Ich habe ihm viel zu verdanken.“

Schon im vergangenen Jahr sprachen wir mit Burrows, damals noch über sein Weihnachtsalbum mit Tom Smith, der Stimme der Editors. Diesmal treffen wir ihn beim Reeperbahn-Festival, wo er (seekrank) einen Akustik-Gig auf einer Hafenrundfahrt spielte und eine Clubshow in ausverkauftem Haus. Die Phase mit Smith hat er in guter Erinnerung. „Es war eine tolle Zeit – die Shows, die Interviews, alles. Tom und ich sind sehr gute Freunde, deshalb fühlte es sich an wie ein langer Urlaub mit dem besten Kumpel. Und: Die Platte funktionierte – obwohl die Idee auf dem Papier natürlich grässlich klang.“

Und die Konzerte waren der erste Schritt zu „Company“, dem „ersten richtigen Soloalbum“, wie Burrows es nennt. „Es gibt sehr viele Menschen, die mich als Songwriter schätzen, aber kein Vertrauen in meine Fähigkeiten als eigenständiger Künstler haben. Mir haben die Konzerte mit Tom den letzten Kick gegeben, selbst aktiv zu werden. Ich saß da neben einem etablierten Sänger, wir haben uns mit den Vocals abgewechselt, und die Leute haben zwar gefragt: Wer ist der Typ? – aber keiner hat gefragt: Wann verschwindet der endlich?“ So starke Selbstzweifel? „Na ja. Ich weiß schon, was ich kann. Aber vielleicht musste es mir noch mal jemand deutlich sagen. Auch mein Label hat mir da sehr geholfen: PIAS wollte, dass ich eine Platte mache. Also dachte ich: Wenn die dran glauben, dann mach ich es eben.“

Das Ergebnis ist nun also „Company“, auf dem sich auch ein Song namens „Because I Know That I Can“ findet – einer der besten, der genau das beweist, was der Titel verspricht. Eingespielt hat Burrows das Stück fast komplett allein. Ob es überhaupt ein Instrument gibt, das er nicht beherrscht? „Ja. Die Flöte. Aber ich gebe zu, dass ich mich nicht so oft an ihr versucht habe. Ansonsten bin ich ein guter Drummer, am Piano und an der Gitarre bin ich nur so leidlich bewandert, aber immerhin. Ich war in der Schule ein richtiger Versager – Musik konnte ich dagegen schon immer ganz gut.“

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