Ennio Morricone verwendete ungenutzte Musik aus Horror-Klassiker für „The Hateful Eight“

Einige Teile des von Morricone geschriebenen Scores von "The Thing" wurden von Regisseur John Carpenter im Jahr 1982 nicht verwendet, deshalb hat der Komponist sie für den neuen Film von Quentin Tarantino wieder ausgegraben.

Wer für weit über 500 Filme Musik schreibt, muss nicht nur eine geradezu masochistische Beziehung zur eigenen Arbeit haben, sondern auch ein gutes Verständnis dafür, wie bereits Geschriebenes und eventuell nicht Benutztes noch einmal oder andersartig verwendet werden kann.

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Quentin Tarantinos erzählte in einem Gespräch mit Regisseur Christopher Nolan im DGA Theater in Los Angeles, wie es zu der Zusammenarbeit mit dem berühmten Filmkomponisten kam und dass einige Teile des neuen Soundtracks eigentlich aus bereits bestehendem Material recycelt wurden – und zwar aus dem Score, den Morricone eigentlich für „The Thing“ (1982) produziert hatte.

Relativ schnell, nachdem der „Pulp Fiction“-Regisseur den berühmten Filmkomponisten an der Angel hatte, stellte sich heraus, dass dieser nicht die Zeit haben würde, einen vollständigen Score für „The Hateful Eight“ zu schreiben. Tarantino hatte den Film allerdings schon abgedreht, war mitten in der Schneidephase und brauchte in weniger als vier Wochen Musik, erzählte er in dem Gespräch.

Morricone fand „The Hateful Eight“ viel zu gewalttätig

Als Morricone dann die ersten Szenen von „The Hateful Eight“ sah, las er seinem Auftraggeber erst einmal die Leviten. Für den Italiener, der nun zum ersten Mal seit 40 Jahren wieder einen Western musikalisch untermalt, waren die meisten Szenen viel zu grausam. Letztlich war er aber auch etwas nervös, mit Tarantino zu arbeiten.

Der schlug ihm dann auch vor, Fragmente, die nicht für „The Thing“ von John Carpenter verwendet wurden,  einfach in seinen neuen Film einzubauen. Morricone hatte für den Horror-Klassiker gleich zwei Soundtracks eingespielt, einen für das große Orchester und einen für Synthesizer. Weil sich Carpenter, der zuvor in allen seinen Filmen selbst die Musik geschrieben hatte, nur den einen Synthesizer-Track als Basis für die Klangkulisse für „The Thing“ verwendete, blieb das restliche Material im Archiv.

Nun ist es, neu bearbeitet, in „The Hateful Eight“ zu hören. Allerdings war Morricone schlussendlich dermaßen begeistert von der Zusammenarbeit mit Tarantino, dass er weitere 25 Minuten neue Musik komponierte. Übrigens könnte dieses komplexe Abmischverfahren mit neuen und alten Klängen dazu führen, dass „The Hateful Eight“ in der Soundtrack-Kategorie nicht für den Oscar nominiert wird (dafür aber immerhin für einen Golden Globe), weil die Academy nur gänzlich neu geschriebenes Material für eine Nominierung anerkennt.

„The Hateful Eight“ startet am 26. Januar 2016 in den deutschen Kinos.

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