Eric Pfeils Pop-Tagebuch: Marzipan in Michigan

Haben Sie sich eigentlich nie gefragt, was es mit der Frisur auf sich hat, die Bob Dylan im Video zu "Sweetheart Like You" auf dem Kopf trägt?


Folge 46

Eigentlich wollte ich dieses Mal über die Frisur schreiben, die Bob Dylan im Video zu „Sweetheart Like You“ aus dem Jahr 1984 auf dem Kopf trägt. Dann aber kam wie so oft alles anders. Ich wurde gebeten in einer Kadettenschule in Helsingør einen Vortrag über das Thema „Seltsames Verhalten von Rockmusikern“ zu halten. Während der Vorbereitung stieß ich auf erstaunliche Informationen. Da ich nicht alle Rockmusiker-Schrullen und Geschichtchen in der zwölfstündigen Vorlesung unterbringen konnte, möchte ich einige an dieser Stelle nachreichen.

Wussten Sie beispielsweise, dass Rod Stewart so stolz auf den Fußballplatz ist, den er auf seinem Anwesen in Essex angelegt hat, dass er ihn während der Dürreperiode 2006 jede Nacht sechs Stunden wässern ließ? Zugegeben: Das Beispiel ist blöd. Es ist durchaus vernünftig einen Fußballplatz während einer Dürreperiode zu wässern. Ich persönlich kenne viele Fußballplatzbesitzer, die da ganz ähnlich verfahren würden. Doch zurück zu Stewart: Die Rede an seine zweite Frau Rachel Hunter auf der Hochzeitsfeier des Paares begann der Mann, der laut Auskunft seiner Haushälterin regelmäßig den Pegel der Flaschen in seiner Hausbar markiert, mit den Worten: „What can I say? You’ve all seen my wife. I’m happy as a dog with two dicks.“

Das ist Ihnen zu unseriös? Sie haben Recht. Widmen wir uns lieber Keith Moon. Der vermutlich unberechenbarste Rockmusiker aller Zeiten verlor an seinem 21. Geburtstag seinen Schneidezahn. Kann passieren. Die Umstände indes sind berichtenswert: Es begab sich nämlich, dass Moon im Hotel Inn von Flint, Michigan vor einem lokalen Sheriff weglaufen musste und dabei auf einem Stück Marzipan (!) ausrutschte. Ich frage Sie: Wann haben Sie zuletzt jemanden den Satz sagen hören „Meinen Schneidezahn verlor ich, als ich im Hotel Inn von Flint, Michigan auf einem Stück Marzipan ausrutschte, während ich versuchte, einem örtlichen Sheriff zu entkommen?“ Es sei der Vollständigkeit halber angefügt, dass sich Moon nur darum auf der Flucht befand, weil er es zuvor für eine gute Idee gehalten hatte, einen Lincoln Continental im Pool des Hotels zu versenken, aber die Geschichte ist ja weithin bekannt.

Nun zu einem Gentleman, der unter dem Namen John Lennon exorbitante Beliebtheit errang. Lennon hat in seinem Leben einige seltsame Dinge angestellt (und ich meine hier keineswegs den Text zu „I Am The Walrus“ oder sein Siebziger-Jahre-Rock’n’Roll-Album). Meine Lieblingsanekdote ist die folgende: In den späten Sechzigern, so wusste einst das Word-Magazin zu berichten, erwog John Lennon, sich zum Zwecke der Bewusstseinserweiterung den Schädel aufbohren zu lassen. Als er McCartney während eines Abendessens davon zu überzeugen versuchte diese Form der mind expansion mit ihm gemeinsam auszuloten, schlug dieser vor, Lennon möge doch bitte anfangen und McCartney vom Ergebnis berichten. Alice Cooper wiederum wollte sich nie den Kopf aufbohren lassen, rammte sich aber mal ein Schwert ins Bein, weil er die Schwertscheide verfehlte. Warum trug er ein Schwert? Keine Ahnung, aber es gehörte früher mal Errol Flynn.

Da kein Text ohne eine Elton-John-Geschichte auskommt, hier noch eine Elton-John-Geschichte. Wie dessen Biograph Mike Murpheys berichtet, weigert sich der exzentrische Musiker konsequent, vor Familienangehörigen aufzutreten. Dies gehe laut Murpheys so weit, dass John bisweilen gar störrische Cousinen, Nichten oder andere Familienmitglieder von Sicherheitspersonal aus dem Konzertsaal eskortieren lasse. Ich glaube, da ist mir persönlich Rod Stewart mit seinen Fußballfeldern näher.

Übrigens: Ich habe mir einen Spaß erlaubt. Eine der oben erwähnten Geschichten stimmt nicht – die anderen dafür aber umso mehr. Welche ist es? Zuerst wollte ich ja ein Preisausschreiben daraus machen, aber ich habe nichts zum Verlosen gefunden. Es sei hier also gesagt: Die Elton-John-Geschichte ist Quatsch, sein Biograph heißt gar nicht Mike Murpheys.

Haben Sie sich eigentlich nie gefragt, was es mit der Frisur auf sich hat, die Bob Dylan im Video zu „Sweetheart Like You“ auf dem Kopf trägt?

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