Fans von David Bowie trauern vor der Hauptstraße 155

Berlin trauert – Vor dem Haus, das David Bowie in den Siebzigern bewohnte, legen die Menschen Blumen nieder. Und feiern das Genie Bowies.

Und natürlich lebte Bowie auch in Berlin! In der Hauptstraße 155, Schöneberg, nahe der U-Bahnstation Kleistpark, 1977 bis 1978 war das. Der damals 30-Jährige soll in der Pizzeria an der Ecke des Öfteren mit Iggy Pop, ebenfalls Neuberliner, gegessen haben. Und als die Kneipe „Neues Ufer“ im Nachbarhaus noch „Zum anderen Ufer“ hieß, waren beide auch hier zu Gast.

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In der Disco S.O.U.N.D nahe der Kurfürstenstraße tanzte Bowie die Nächte durch, ging in den „Dschungel“ an der Nürnberger Straße oder natürlich auch ins Chez Romy Haag.

Es waren nur zwei Jahre, die Bowie in Berlin lebte, aber sie verknüpften den Künstler mit der Mauerstadt, dieser maroden Enklave, die ohne Wehrdienstpflicht zum Zufluchtsort wurde – und so eine eigene alternative Szene hervorbrachte, die keiner in Westdeutschland gleichte. Die Stadt zehrte auch von den Gespenstern der Vergangenheit und einem surrealen Inselstatus.

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Und Berlin verknüpfte sich mit Bowie, suhlte sich in seinem Glanz –auch heute noch, wie zuletzt die Bowie-Ausstellung 2014 im Martin-Gropius-Bau bewies.

Gerüchten zufolge war es auch gar nicht Gorbatschow, der Einheitskanzler Kohl oder gar David Hasselhoff, die die Berliner Mauer zu Fall brachten, sondern Bowie – als er am 6. Juni 1987 vor dem Reichstagsgebäude spielte und der Wind Musikfetzen rüber zum Brandenburger Tor wehte. Dort lauschten ostdeutsche Jugendliche den Songs Bowies, während die Polizei mit Schlagstöcken verhinderte, dass die Teenager rübermachten.

Sagen wir es deutlich: David Bowie wäre in dem Gespann der Mauerfall-Verantwortlichen der sympathischste Kandidat.

Blumen für Bowie
Hauptstr. 155 – Blumen für Bowie

So ist es auch nicht verwunderlich, dass am Montag, als Bowies Tod bekannt wurde, die Leute vor der Hauptstraße 155 stehen. Und wer sich da alles eingefunden hat: Kinder knien und zünden Kerzen an, während hinter ihnen ein Mann mit britischem Akzent einem Altpunk Whisky anbietet – den dieser dankend ablehnt, woraufhin jemand anderes fragt, ob es denn wenigstens ein Scotch sei.

Es sind alle Altersstufen vertreten. Ältere legen Blumen nieder, Jüngere trinken Bier, und in der Ecke baut jemand eine kleine portable Anlage auf, die bald Bowie-Stücke spielt.

„Where are we now? […] As long as there’s fire, as long as there’s me, as long as there’s you.“

Das Feuer ist da, die Kerzen brennen. Nur einer fehlt.

Daniel Decker Daniel Decker
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