Ferne Hausmusik

Fast hätten wir Matthew Thomas Dillon an eine bürgerliche Existenz verloren, bevor wir überhaupt wussten, was für ein talentierter Songwriter er ist. „Ich habe diverse Jahre eingeschlossen in meinem Schlafzimmer damit verbracht, Songs aufzunehmen, die ich nie im Leben irgendwem vorspielen wollte“, erzählt der 26-jährige Stubenhocker, der in Newport Pagnell, einer dieser typischen britischen Kleinstädte aufgewachsen ist, in der sich nun wirklich niemand vorstellen kann, ein professioneller Musiker werden zu wollen.

Auch Matthew nicht, der irgendwann dann lieber doch mit einem Mädchen zusammenzog, Teil des unauffälligen Lebens werden wollte, das dort alle führen, und sein Vierspurbandgerät im Keller zustauben ließ. Matthews Bruder kostete es sehr viel Mühe, den introvertierten Hausmusiker nicht nur dazu zu überreden, wieder Songs zu schreiben, sondern mit seinem Projekt ‚Windmill‘ auch an die Öffentlichkeit zu gehen.

Das Ergebnis ist das Album „Puddle City Racing Lights“, auf dem Matthew ein bisschen wie eine Ein-Mann-Version von Arcade Fire, Guided By Voices oder den Flaming Lips — und irgendwie gar nicht britisch klingt. Während alle seine Bekannten in den Neunzigern ausschließlich Britpop hörten, habe er sich damals auf die US-Alternative-Szene gestürzt, erklärt er: „Ich habe mich noch nie für Sachen begeistern können, die sich direkt vor meiner Haustür abspielen, mich immer schon nach dem Entlegeneren gesehnt.“

Dieses Fernweh prägt auch die Songs auf „Puddle City Rating Lights“, die oft auf Flugplätzen spielen. „Ich finde Flugplätze faszinierend, weil es dort immer diese Vielzahl an Möglichkeiten, diesen Hauch von Schicksal gibt“, sagt er, „und auf der Platte geht es ja immer wieder darum, nach vorne zu schauen und auf etwas mehr zu hoffen, als das, was man gerade hat.“

Was er zu Hause mit billigem elektronischem Equipment aufgenommen hatte, konnte er jetzt zwar mit einem richtigen Flügel, echten Drums und Streichern umsetzen, musste seine Ideen aber anderen Musikern mitteilen. „Weil meine Songs so intim sind, fand das ich anfangs äußerst beunruhigend“, erinnert sich Matthew, der inzwischen allerdings eingesehen hat, dass die 2000 Lieder, die er bereits in der Schublade hat, raus müssen. Am liebsten würde er künftig alle sechs Monate ein neues Album veröffentlichen.

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