Foals live in Berlin: Party auf dem Punkt

Staccato-Figuren und Math-Rock: Foals beweisen sich mit dem dritten Album "Holy Fire" als großartige Musiker – auch live, im Berliner Astra Kulturhaus.

„Gutes Licht – für das Astra“, sagte ein Fotografenkollege zum Veranstalter. Gemeint hat er wohl: Gutes Licht zum Fotografieren – was ungewöhnlich sei, weil es sich hier um den Veranstaltungsort „Astra“ handelt. Aber das Kompliment kann man ohne weiteres an den Lichtmann der Foals weitergeben. Mit meiner Kamera war ich selbst ganz nah dran am Geschehen – zumindest für die ersten drei Songs, dann ist bekanntermaßen die Fotozeit um; wir mussten die Halle erst einmal wieder verlassen. Fotoapparat abgeben. Garderobe für die Jacke – voll. Menschen bis vor den geöffneten Türen des Saals – toll!

Dafür hatte ich zum Glück den gekonnten Auftakt der Show von ganz vorne mitbekommen. Ein reduzierter Beat aus der Konserve kündigte die fünf Briten an. Dazu war die Bühne in atmosphärisches blau-violettes Licht getaucht. Irgendwo neben und unter dem Schlagzeugpodest fing ein Blaulicht an zu blinken – zu fuchteln. Auch in den Rest der Bühnenbeleuchtung kam Dynamik, bis sich die blauen, violetten und weißen Lichter bis zum Stroboskop-Gewitter gesteigert hatten. Gitarrist Jimmy Smith betrat als Erster die Bühne. Das „Prelude“ von „Holy Fire“ war Vorspiel der Show und baute sich ebenso langsam auf – filigrane Gitarrenechos, entfernt gesprochene, verzerrte Vocals, dann setzte der Bass ein und auch die Percussions steigerten sich vom leisen Shaker zum ganzen Set.

Für den Rest des Konzerts erhasche ich nur noch einzelne Blicke aus der Ferne – auf die beiden Bartträger und scheinbaren Frontmänner an den Gitarren. Dabei sollte man die Jungs im Hintergrund nicht übersehen – gerade Bass und Drums halten die Songs zusammen, sind der Kleber für das auch live perfekt getimte Zusammenspiel der Band.

Den Feinanstrich gibt Edwin Congreave an Keyboard und Synthie. Dass die Songs bis auf improvisierte Zwischenparts klingen wie auf der Platte, ist beim Math-Indie-Rock der Foals eine positive Tatsache. Jede fragment- und sprunghafte Staccato-Figur von Jimmy Smith sitzt. Drummer Jack Bevan ist für seine Ausdauer zu bewundern – egal wie schnell oder vertrackt der Rhythmus ist, er trifft punktgenau Fell oder Becken. Bei „Electric Bloom“ bekommt er Unterstützung an Extra-Trommeln von Sänger Yannis. Sonst gibt es wenige Songs vom Hit-Debüt, darunter „Red Sock Pugie“ und „Balloons“.

Die Foals konzentrieren sich auf ihr aktuelles Album, das mit Gitarrenwänden und hymnischen Säulen Richtung Stadion schielt – Stichwort „Inhaler“ -, aber mit ebensolchen Dancefloor-Fillern aufwarten kann wie der hektisch-zackige Erstling. Ganz vorne dabei: das 80s-infizierte Funk-Pop-Stück „My Number“. Die Menge kriegen sie aber nicht nur mit den tanzbaren Nummern, ruhige Songs wie der Stellvertreter des zweiten Albums, „Spanish Sahara“, animieren einen lauthalsen Publikums-Chor wie sonst an diesem Abend nur „Two Steps, Twice“, das praktisch dafür geschaffen wurde.

Bap barap bap baraa… – damit verabschieden die Foals das Publikum in die eiskalte März-Nacht. Und ich muss mich jetzt wenigstens nicht in der endlosen Garderoben-Schlange anstellen.

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