Ganz ehrlich: Der Cocktail schmeckt überall gleich, und die Lounge-Musik von DE-PHAZZ und den CULTURED PEARLS klingt nicht so deutsch wie befürchtet

Vergnügte Propheten, fern dem eigenen Land: In der Ukraine werden Pit und Pat, Otto und Karl mit Polizei-Eskorte zu Konzerten gefahren, bei denen die Leute die Songs mitsingen. Auch in Frankreich, Portugal oder Kanada mag man kaum glauben, dass De-Phazz aus Deutschland kommen: zu easy das Listening, der Groove, der Mix aus Soul und Schlager, Jazzvibes und Latin oder wohldosiertem Dub. Vergnügt registrieren die Heidelberger, dass sie auch zu Hause Zwölfhunderter-Hallen füllen mit ihrer Entertainment-Dröhnung: Tänzerinnen, Videos, Bläser, Lightshow und Klamotten, die nicht den Verdacht aufkommen lassen, man würde Sessionmusikern bei der Studioküchenarbeit zuschauen.

Als unbedingt loungetauglich hatte sich schon „Death By Chocolate“ erwiesen. „Dayly Lama“, die neue Platte, strickt weiter am Gute-Laune-Eklektizismus, ohne einem Hit wie „Something Special“ penetrant den nächsten Mambo hinterherzuschicken. Die Medien tun sich noch schwer mit den Einheimischen, denen ihre Herkunft kaum anzumerken ist. Sängerin Pat Appleton, seit 16 Jahren in Heidelberg, hört sich so wenig deutsch an wie ihr aus den USA immigrierter Kollege Karl Frierson. Was also ist deutsch an De-Phazz?

„Pits Sorgfalt“, sagt Pat „Wie er das alles organisiert“, sagt Karl. „So ein gewisses Arbeitsethos“, sagt Posaunist Otto Engelhardt, „die Liebe zum Detail.“ „Und der Umgang mit gruppendynamischen Prozessen. Die werden bei uns ausgelebt“, ergänzt Pit. „So alles zerreden“, präzisiert Pat vergnügt Und dann wieder Pit: „Das geht in die Tiefe.“

„Deutsch? Hm, klar schöpfen wir auch aus deutschen Musiktraditionen. Wir sind ja hier aufgewachsen. Deutsche Texte zu schreiben, ist allerdings sehr sehr schwierig. Auch, wenn wir englisch singen, bleibt das eine deutsche Produktion“, meint Astrid North von den Cultured Pearls angesichts der Diskussion um eine Radioquote für deutschsprachige Musik.

Der Sound der Cultured Pearls, diese Mischung aus Soulpop und Easy-Listening-Elementen, war aber immer schon international. Für das neue Album „Life On A Tuesday“ gut das umso mehr, da die Band sich entschloss, sich erstmals mit einem auswärtigen Produzenten zusammenzutun: dem Briten Jon Kelly, der bereits mit Heather Nova und Kate Bush arbeitete.

„Er hat eine sehr musikalische Art zu produzieren“, schärmt Schlagzeuger B. La. „Wir haben die meiste Zeit live ohne Kopfhörer gespielt. Die Hemmschwelle Englisch führte bei mir dazu, dass ich einfach wacher sein musste.“ Auch die zweisprachig aufgewachsene Astrid profitierte von der neuen Internationalität: „Wenn Jon auf die Texte einging, war das einfach sehr direkt, weil er eben englisch denkt und fühlt.“

So ist „Life On A Tuesday“ das vielleicht bisher schönste Cultured-Pearls-Album geworden. Da spielte sicherlich auch die neue Gelassenheit der Bandmitglieder eine Rolle: „Astrid ist Mutter geworden, ich schreibe Film-Scores und Drehbücher, B. La schreibt an einem Kinderbuch. Jeder verwirklicht sich auch anderswo und ärgert sich im Studio nicht mehr über jede Kleinigkeit Man kommt schneller zu einer Einigung“, bestätigt Tex Super. Und das Publikum reift mit, wie B. La schmunzelnd bemerkt: „Eine Tour-Managerin war mal ganz begeistert, denn unser Publikum geht nicht mehr so oft auf Konzerte, die tragen etwas unbeholfen ihre Jacke über dem Arm, haben ein Glas Wein in der Hand und verbrauchen damit viel Platz, so dass der Raum gleich voller aussieht.“

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