Happy Birthday, Masochist: Christian Bale wird 40

Verbissenheit und Gram zeichnen sein Gesicht: Es war ein langer Weg vom Kinderschauspieler zum Charakterdarsteller. Christian Bale wird 40 Jahre alt. Wir zeigen seine zehn besten Schauspiel-Leistungen.

Galerie: die zehn besten Schauspiel-Leistungen von Christian Bale

Dass es hart für ihn kommen könnte, wird Christian Bale schon in jungem Alter klar gewesen sein. Steven Spielberg besetzte den Waliser 1987 in „Empire Of The Sun“, da war Bale gerade mal 13. Und er war der einzige Hauptdarsteller – die älteren Kollegen John Malkovich und Miranda Richardson traten in dem Film eher wie Zuspieler auf. Ziemliches Besetzungs-Risiko, viel zu schultern für den Kleinen: Fast alle voran gegangenen Spielberg-Filme waren Kassenerfolge, der Regisseur schwamm noch auf den Wellen seiner „Indiana Jones“-Streifen (1981-1984) und „E.T. – The Extraterrestrial“ (1982). Spielbergs jüngstes Werk, „The Color Purple“, etablierte den 40-Jährigen auch als Mann für komplexere Literaturverfilmungen.

Der kleine Bale mit dem Pumuckl-Gesicht dagegen trat vor seiner Hauptrolle erst in einem einzigen Kinofilm auf, davor in Fernsehrollen. Nun sollte er sich der Lebensgeschichte des großen Schriftstellers J.G. Ballard annehmen. Der hatte seine Kindheit als britischer Junge in China verbracht, bis Japan angreift und Ballard in den Wirren des Zweiten Weltkriegs von seinen Eltern getrennt wird und in Gefangenschaft gerät.

Spielberg, Ballard und nun Bale, dem das Schicksal fast aller Kinderschauspieler bevorsteht. Viele dachten: Lass dich noch mal ansehen, und dann mach’s gut – eine Film-Karriere als Erwachsener wird’s für Dich nicht geben. Dann scheiterte „Empire Of The Sun“ auch noch an den Kassen. Und mit zehn Oscar-Nominierungen ins Rennen zu gehen (keine für Bale), ohne auch nur einen einzigen Preis zu bekommen: Das ist wie Doppelbackpfeife.

Heute noch, mehr als 25 Jahre später, glaubt man gelegentlich die Verbissenheit und den Gram in Bales Gesicht zu sehen, wenn der sich mit aller Kraft in seine Rollen wirft. Dank eines Oscars und dem Milliarden-Franchise der „Batman“-Trilogie im Rücken ist schon fast in Vergessenheit geraten, wie schwer sein Weg war. Die Entwicklung vom Kinderschauspieler zum Star dauerte fast 20 Jahre. Erst 2005, als Bale mit 30 in „Batman Begins“ das Cape überwarf, hatte er seinen ersten großen Erfolg. Es war ein Außenseiterprojekt. Regisseur Christopher Nolan galt als zu klug für einen Superhelden-Film, und Bale war kein Actiondarsteller. Heute sind die drei „Batman“-Filme für beide nicht weniger als die Messlatte für alles kommende.

Zwischen den Blockbustern, wahrscheinlich um sich vom Box-Office-Stress freizumachen, ging er für „Rescue Dawn“ (2006) in den Dschungel. Unter der Regie von Werner Herzog. Dessen Mann-gegen-die-Natur-Filme waren in der Vergangenheit ein, gelinde gesagt, herausforderndes Ereignis. Alte Schule. Das Team litt zusammen. Schauspieler lernen noch was. Jeder geht sich an den Kragen. Heutzutage sind aber alle Dreharbeiten bequemer geworden, es gibt Green Screens. Niemand flippt mehr aus, nur weil das Wetter so scheiße ist und der Urwaldfraß auch. Deshalb entstehen im Dschungel auch keine guten Filme mehr. Bale im Wald – hier mit dem unfreiwillig lustigen Rollennamen Dieter Dengler – wollte keiner im Kino sehen. Bale lernte daraus, es gab keine Fehlgriffe mehr in der Filmwahl.

Zwei seiner wichtigsten Rollen fielen dafür genau in die steinige Phase der Neunziger und frühen Nullerjahre. Für „American Psycho“ erhielt Bale im Jahr 2000 das bis dato größte Lob seiner Laufbahn. Das dürfte ihm jedoch nur bedingt gefallen haben. Auffallend hübsch, geradezu maskenhaft angelegt war sein Aussehen als perverser, mordender Broker, Bale sollte wie ein Model auftreten statt schauspielern. Dazu die reduzierte Mimik. Die Ironie in der Verfilmung, die originelle Idee, die blutrünstige Buchvorlage einfach als Groteske bis hin zur Illusion aufzuführen, strahlte nicht auf Bales Leistung ab. Immerhin nahm ihn niemand mehr als den Jungen aus dem Spielberg-Epos wahr.

Die zweite Rolle war ein ziemlicher Zwang. Für „The Machinist“ (2004) hungerte Bale sich auf 40 Kilo runter. Er wollte mit aller Gewalt Einsatz demonstrieren. Jeder weiß, dass seit De Niros „Raging Bull“ körperliche Veränderungen, drastische Gewichtszunahmen und -abnahmen, Oscar-Chancen massiv erhöhen. Bale muss man hier zugute halten, dass der kleine Film des unbekannten Regisseurs Brad Anderson keine Chancen auf wichtige Preise haben würde. Bale hat sich trotzdem mit aller Qual in die Rolle geworfen. Er wollte ein Lebenszeichen geben, lustigerweise mit dieser Darstellung eines Mannes, der langsam verschwindet.

Bale beherrscht die ernsten Gesichtsausdrücke sehr gut, er kann wütend sein wie wenige andere, er kann trauern, böse Gedanken mit sich rumschleppern, Rache nehmen, nachtragend sein – alle diese dunklen Sachen. Er ist darin vielleicht einer der Besten. Ein Outlaw, der Regeln brechen muss. Privat gibt’s auch immer wieder Sauftouren und auf YouTube einen Audiomitschnitt, wie er am „Terminator“-Set á la Kinski einen Kameramann in Grund und Boden beleidigt.

Wandlungsfähig ist Bale jedoch wenig, oder er sucht sich zumindest selten Rollen aus, die ihn mal anders zeigen: Er ist kein Komödiant, spielt nie einen korrupten Politiker oder einen Verliebten, der sich um Kopf und Kragen redet. Umso überraschender war er als blöder White-Trash-Boxer in „The Fighter“, seine Tragikomik rührte, und er erhielt zu Recht den Oscar als „Bester Nebendarsteller“. Wieder unter der Regie von David O. Russell hat er für „American Hustle“ jüngst seine erste Nominierung als „Bester Hauptdarsteller“ erhalten.

In einem Interview (siehe Video) wurde der junge Bale gefragt, wie sein erstes Treffen mit Spielberg verlief. „Nun“, sagt darin ganz trocken, „er hatte einen Raum, wo ich wartete. Voller Videospiele. Die hab‘ ich dann erstmal gespielt.“

Christian Bale als jemand, der sich sofort an die Arbeit macht.

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