Ich hör TV

Von den Rolling Stones bis Nena, vom „Tatort 1 bis „Nur die Liebe zählt": So funktioniert die farbenfrohe Vermarktung von Musik via Fernseher. Von neulich noch bis schon sehr bald.

Paint It Black von den Stones in der Telekom-Werbung, Alicia Keys bei „Wetten, dass..?“, Nena für „Verliebt in Berlin“, Metallica bei Raab, „Bridge Over Troubled Water“ in „Sturm der Liebe“ und haufenweise weitere Welthits als Tapete für Vorabendserien. Im Zeitalter rückläufiger Plattenverkäufe ist die Vermarktung von Musik via TV ein viel versprechendes, hart umkämpftes Territorium für Künstler jeglicher Geschmacksrichtung. Aber: Wie war das noch vor 20 Jahren, als es nur das Erste, Zweite und Dritte gab? Warum hat die Präsenz von Musik in der Glotze eine derart drastische Metamorphose hinter sich? Und welche Möglichkeiten zur Vermarktung über die Flimmer-Kanäle bieten sich den Künstlern heutzutage? Und übermorgen?

Drei Männer sorgen für Klarheit: Dr. Rolf Moser vom Verlag Bavaria Sonor, der seit Jahrzehnten den „Tatort“ mit Musik füttert und etwa 1986 mit Chris Normans Single „Midnight Lady“ mit Hilfe genau dieses Krimi-Klassikers einen außerirdischen Erfolg verzeichnete. Dazu Hans Fink, Geschäftsführer der Pro7/Sat1/ Warner-Kooperation „Starwatch“, hinter der sich eine überaus erfolgreiche junge Plattenfirma verbirgt, die Roger Cicero aufbaute und Lindenberg ein gelungenes Comeback unters ßäumchen legen wird. Und drittens Johannes Strate, Frontmann von Revolverheld – der Band, die mit „Helden 2008″ den offiziellen DFB-Song zur Fußball-Europameisterschaft 2008 lieferte und inzwischen erfuhr, wie eingefleischte Fans auf eine solche Nummer reagieren, wie die große Vermarktungsmaschinerie funktioniert und wie exponenziell die Popularität dadurch steigt.

„Helden 2008″ wird im Jahr vor der Fußball-Europameisterschaft unter fürstlichem Wappen geboren: dem des DFB. Tatsächlich fragt der Deutsche Fußball Bund bei Revolverheld an, ob die Band den offiziellen EM-Song beisteuern wolle. Für Sänger Johannes Strate ein Angebot, das man nicht ablehnt: „Wir sind ohnehin regelmäßig im Stadion und sehen uns die Spiele von Werder Bremen und dem HSV an – da lässt man sich ein solches Angebot Video. Zwei Roboter verlieben sich ineinander – ästhetisch unfassbar schön in Szene gesetzt.“ doch nicht entgehen.“ Zumal es keine Konkurrenz gibt. Keine Ausschreibung, kein Pitch, nur Revolverheld. Also tut man, was man immer tut, setzt sich mit einigen „Nananana“-Ideen im Kopf mit Akustikgitarren im Wohnzimmer zusammen, schreibt einen Song, nimmt diesen im Proberaum auf und schickt ein professionelles Demo davon an den DFB. „Wir dachten, die würden uns das Ding um die Ohren hauen und etwas ganz anderes fordern, so nach dem Motto: .Erwähnt doch mal den Bierhoff!‘ Aber die haben die erste Version direkt abgesegnet“, erklärt Johannes, der bereits Werder Bremens Vereinshymne „Lebenslang Grün-Weiß“ eingesungen hat und mit Revolverheld zur Weltmeisterschaft 2006 den Song „Heimspiel“ als VIVA-WM-Song platzieren konnte. Was dann folgt, ist ein strategisches Meisterwerk, dem die Chaostheorie zum Erfolg verhilft: Die Plattenfirma SonyBMG haut auf die ganz große Promo-Pauke, verkündet die Veröffentlichung des Songs für den denkbar günstigsten Termin – eine Woche vor Anpfiff des Turniers – und ergattert quotenerotische Auftritte: Revolverheld spielen im Aktuellen Sportstudio, bei Public Viewings vor 40.000 Leuten, im ZDF-EM-Studio auf der Seebühne in ßregenz vor Millionenpublikum und sogar auf der großen DFB-Abschlussfeier in Berlin, die ebenfalls vom ZDF übertragen wird. Das DFB-Siegel öffnet alle Türen. Im Endeffekt aber muss sich die Band bei Ballack, Lahm und Co. bedanken: „Je länger die Nationalmannschaft im Turnier bleibt, desto besser für unseren Song“, erzählt der Sänger, „denn wenn die Jungs in der Vorrunde rausfliegen, interessiert sich keine Sau für dein lächerliches Lied, und du spielst auch nicht im ZDF. Auf diese Weise hat unser EM-Abenteuer eine fantastische Eigendynamik angenommen, die so im Vorfeld überhaupt nicht komplett planbar war.“ Alles, was nach einer Casting-Staffel an Aufmerksamkeit, PlattenDer Sänger von Empty Trash und Sohn des Musikers Carl Carlton galt als Tatort – die fetten Jahre RTL vor der Finalshow trennten. Buskohls freiwilliger Ausstieg war der bislang größte Aufreger in der wunderbaren Welt der deutschen Casting-Formate. So perfekt die Vermarktung des Revolverheld-Songs übers Fernsehen auch gelaufen ist, die gewöhnliche Realität sieht Max, wie bewertest Du die damalige Teilnahme aus heutiger Sicht?

anders aus. Lange vorbei sind die Zeiten, als Samstagabends Eagle Eye Cherry und Natalie Imbruglia ihre Singles in Shows wie „Geld oder Liebe“ präsentierten und die Silberlinge am Montag darauf weg gingen wie warme Suppe in Alaska.

„Nur die Liebe zählt“: So funktioniert die Kaum jemand weiß das besser als Dr. Rolf Moser, dessen Verlag Bavaria Sonor an die Bavaria Film gekoppelt ist und nach bombastischen Erfolgen mit TV-Hits in den 80er Jahren mittlerweile den Fokus nachgeschärft hat – nun setzt man fast ausschließlich auf dramaturgische Musik für Kino- und TV-Produktionen. Hier hat man erstklassige Referenzen von „Das Boot“ bis „Nirgendwo in Afrika“ zu bieten und stattet noch heute den „Tatort“ mit Musik aus. Über den unkaputtbaren Krimi-Knüller hat Moser neben Orchester-Gerassel auch haufenweise Chartknacker generiert: „Das extremste Beispiel war ‚Midnight Lady‘. Wir haben damals viel mit Dieter Bohlen zusammengearbeitet, der das Stück für das die Vermarktung von Musik via TV ein viel versprechendes, hart umkämpftes Territorium für Künstler jeglicher Geschmacks-Comeback von Chris Norman schrieb. Am Sonntag lief der Tatort, am Dienstag war die Single auf Platz eins, und zwei Monate später hatten wir 700.000 Tonträger verkauft“, berichtet Moser. Dabei brachte sein Verlag stets am liebsten einen Komponisten mit Hitnase mit der Regie zusammen und ließ dann für den jeweiligen „Tatort“ ein dramaturgisch passendes Stück schreiben. Konzepten wie diesen sieht der Frontmann von Polarkreis 18 die Drei Männer sorgen für Klarheit: Dr. Rolf Moser vom Verlag Doch das war damals, als die Männer noch in kurzen Turnhöschen vom Fußball kamen und eine Fernbedienung genau drei Hilfe genau dieses Krimi-Klassikers einen außerirdischen Erfolg verzeichnete. Dazu Hans Fink, Geschäftsführer der Pro7/Sat1/ Programmtasten brauchte. Es gab nur öffentlich-rechtliches Fernsehen, die besagten Sendungen hatten Marktanteile von 60 bis 70 Prozent, und Pop im TV war rar und kostbar. Die Zuschauer dürsteten nach Tipps und waren heißer auf den neuen „Tatort“-Song als Schimanski auf eine handfeste Keilerei. „Die Fernsehlandschaft hat sich extrem gewandelt“, stellt Moser nüchtern fest, „heute findet viel mehr Unterhaltungsmusik im Fernsehen statt als vor zehn oder zwanzig Jahren. Die Berieselung mit aktueller Popmusik ist täglich 24 Stunden abrufbar, in den Telenovelas werden ständig Songs eingespielt, in der Werbung enorm viele – deswegen achtet kaum noch einer darauf, was wo zu hören ist. Früher hat die ganze Nation darauf gewartet, welcher Song im Krimi gespielt wird heute interessiert das kein Schwein mehr.“ Strate ein Angebot, das man nicht ablehnt: „Wir sind ohnehin regelmäßig im Stadion und sehen uns die Spiele von Werder Wir Deutschen knabbern an einer grobkörnigen Extrawurst: Aufgrund der Vereinbarung zwischen den Sendern und der GEMA bei Fernseh- und Auftragsproduktionen darf jeder Song verwendet werden, sei es ein etablierter Welthit von Madonna oder die brandneue Single von Pink. Die Vermarktung neuer Bands übers Fernsehen ist schwierig und weit weniger ertragreich als einst. „Warum Anna Meier aus Olehing eine Chance geben, wenn man Pink haben kann?“, fragt der Bavaria-Sonor-Chef. Vorabend-Serien wie „GZSZ“ oder „Marienhof“ nudeln täglich ihre Titelmelodien herunter und bieten zudem in jeder Folge zwischen drei und zehn bekannte Popsongs, da diese aus Sicht der Regisseure und Redakteure das Programm attraktiver machen. Moser: „Meine Erfahrung sagt mir, dass die Titelsongs von Daily-Produktionen und Telenovelas fast nie ein Hit werden, weil man damit keine Begehrlichkeit weckt. Denn der Zuschauer hört den Song ja ohnehin jeden Tag, und so fehlt der Impuls, ihn zu kaufen. Natürlich ist es gut, einen Sänger bekannt zu machen und ein paar GEMA-Einnahmen zu bekommen. Aber zum Beispiel ist ,Es des Songs für den denkbar günstigsten Termin – eine Woche vor dem .Marienhof in verschiedenen Single-Versionen veröffentlicht worden. Trotzdem aber war es letztlich nie der richtige Bringer.“ weg gingen wie warme Suppe in Alaska.

Laut Moser greift die Einbindung von Songs in eine Sendung lediglich mit ganz außergewöhnlichen TV-Highlights: „Diesen Kraftaufwand und all die Überzeugungsarbeit bei den Regisseuren würde ich heute nur noch bei einem außergewöhnlichen TV-Highlight wie einem ganz großen Boxkampf betreiben. Und neben der Größe des Events ist für mich wichtig, dass die Musik integrativer Bestandteil der Gesamtdramaturgie ist. Time To Say Goodbye‘ zum Beispiel untermalte den Abschied von Henry Maske und wurde zum Riesenhit.“ Orchester-Gerassel auch haufenweise Chartknacker generiert:

„Das extremste Beispiel war ‚Midnight Lady‘. Wir haben damals Heutzutage funktioniert die erfolgreiche Vermarktung von Musik via Glotze auf vollkommen andere Weise. Die Privatsender haben die Zügel fest in der Hand. Grund: Hier gibt es unbegrenzte Werbezeiten und jede Menge Möglichkeiten zur Cross-Promotion. am Dienstag war die Single auf Platz eins, und zwei Monate später hatten wir 700.000 Tonträger verkauft“, berichtet Moser. Dabei „Besonders sticht momentan Starwatch hervor – eine Kooperation der ProSiebenSat.1 Group mit der Plattenfirma Warner“, so Moser. „Die betreiben hochprofessionelle Cross-Promotion, spielen hier noch die neue Platte von Udo Lindenberg ein, lassen ihn dort auftreten – auf dieser Klaviatur können wir nicht spielen, denn dazu fehlt den öffentlich-rechtlichen Sendern die Manövriermasse. Starwatch ist momentan ein sehr erfolgreiches Konzept und eine der erfolgreichsten Plattenfirmen des letzten Jahres.“ verzeichnete. Dazu Hans Fink, Geschäftsführer der Pro7/Sat1/ Programmtasten brauchte. Es gab nur öffentlich-rechtliches

Starwatch – Vermarktung total

bis 70 Prozent, und Pop im TV war rar und kostbar. Die Zuschauer dürsteten nach Tipps und waren heißer auf den neuen „Tatort“-Song Vielleicht ist Starwatch sogar noch ein bisschen mehr als ein momentan erfolgreiches Label. Die Zukunft der Musikindustrie zum Beispiel oder eine konkurrenzlos clevere Idee zur modernen Vermarktung von Künstlern. Vielleicht. Was Starwatch auf jeden Fall ist: eine Vorzeige-Enkelin. 2005 kommt der ProSiebenSat.1 Group der Gedanke, die in Formaten wie „Popstars“ gezielt aufgebauten Künstler nicht mehr an Gastlabels weiterzureichen, sondern sie selbst zu betreuen. Da die eigene Vermarktungs-Tochterfirma „MM MerchandisingMedia“ heißt und kein Label ist, muss ein solches her. So wird Starwatch als Tochter der Tochter zum Leben erweckt. Und weil man auf dem Gebiet der klassischen Plattenfirmenarbeit – AEtR, Vertriebsleistungen und Vertriebs-Promo – bisher nicht über die nötige Erfahrung verfügt, geht man ein Joint-Venture-ähnliches Bündnis mit Warner ein. Das Baby wird ein Prachtexemplar: Starwatch verbindet die Auswertungsebene eines klassischen Musiklabels mit der TV-Reichweite der Senderfamilie. So gesehen ist Starwatch ein Musiklabel mit angeschlossener Fernsehanstalt. Seit Mitte 2008 ist die Exklusivvereinbarung mit Warner abgelaufen, weshalb man nun auch neue Künstler mit anderen Plattenfirmen unter Vertrag nehmen kann. Roger Cicero und Udo Lindenberg sind die beiden Aushängeschilder des Labels von Geschäftsführer Hans Fink und seinen Helfern – Cicero hat man erfolgreich selbst aufgebaut und Lindenberg zu einem grandiosen Comeback verholfen. Was macht Starwatch so lecker? „Wir haben einen gigantischen Vorteil“, erläutert Fink, „wir können die klassische Labeltätigkeit mit der gesamten Reichweite unserer Mediengruppe verbinden und Dinge in den richtigen Fokus setzen, um die Leute darauf aufmerksam zu machen.“ Finks Vorzeige-Pony im Stall: Roger Cicero. Dessen Konzept mit seiner Big Band sei sehr individuell und Anpfiff des Turniers – und ergattert quotenerotische Auftritte:

sorge besonders auf der Bühne für Faszination. Logisch, dass bei so viel Livetauglichkeit des Künstlers und Vermarktungspotenzial von Tourneen das 360-Grad-Modell nicht weit ist: „Wenn uns ein Künstler an seinen Konzerteinnahmen beteiligt, ist das gut für ihn, denn wir haben eben die Möglichkeit, seine Tour nachhaltig zu unterstützen. Deswegen können wir Verträge sinnvoller erweitern als ein klassisches Label“, erklärt Fink. Kraftaufwand und all die Überzeugungsarbeit bei den Regisseuren würde ich heute nur noch bei einem außergewöhnlichen TV-Dass der oben beschriebene „Tatorf‘-Faktor – Sonntag im TV, Dienstag hoch in den Charts – heute nicht mehr funktioniert, muss Fink bestätigen, weiß jedoch mit diesem Umstand zu arbeiten: „Wenn ein Künstler heutzutage bei ‚TV Total‘ oder ‚Nur die Liebe zählt‘ war oder einen Beitrag in einem der größeren Magazine bekommt, dann können wir anhand von Indikatoren wie Amazon oder iTunes sehen, wie die Nachfrage steigt.“ So habe man zum Beispiel im Mai 2007 eine Kampagne für Roger Cicero gestartet, in deren Rahmen ein Auftritt bei „Nur die Liebe zählt“ stattfand. Dadurch habe man über Amazon einen deutlichen Push der Nachfrage verzeichnet. Fakt ist: Cicero stieg danach in die Top 20 ein, kletterte im Sommer in die Top 10 und krallte sich monatelang in den Albumcharts fest. „Hier hat die Reichweite übers Fernsehen geholfen, präsenter zu sein“, fügt Fink hinzu. Neben Roger Cicero befinden sich Udo Lindenberg, Marquess, Chris de Burgh, Monrose und die Newcomerin Jenniffer Kae auf Starwatch. Mit der Band Wunder allerdings hat Starwatch eine Niederlage einstecken müssen. Es war nicht der richtige Partner, um für die nötige Nachfrage zu sorgen. Seitdem weiß der Geschäftsführer: „Der Künstler muss ein passendes Konzept mitbringen und sollte nicht allzu weit von der Mitte entfernt sein, damit er das Label von einer Zusammenarbeit überzeugen kann.“ bis 70 Prozent, und Pop im TV war rar und kostbar. Die Zuschauer dürsteten nach Tipps und waren heißer auf den neuen „Tatort“-Song Wie arbeitet das jüngste und angeblich modernste Mainstream-Label weit und breit in der digitalen Zukunft? Fink antwortet fast zum Beispiel oder eine konkurrenzlos clevere Idee zur modernen Vermarktung von Künstlern. Vielleicht. Was Starwatch auf jeden beiläufig: „Für uns als Mediengruppe ist Musik ein Wachstumsthema, weil wir in neue Felder hineinkommen, die wir früher nicht beackert haben.“ Spaziergang machen. 20 Kniebeugen. Kaffee trinken. Den letzten Satz noch mal lesen: „Musik ist ein Wachstumsthema“! Klingt nach Trendwende. Sicher, das Label ist jung, es hat weder Altlasten zu stemmen noch Strukturen zu entkalken. Hört man sich jedoch Finks Vision an, kommt Hoffnung auf: Er möchte in Deutschland einen IPTV-Sender einrichten, der zurück an die Wurzeln des Musikfernsehens geht und ein Pure-Music-Konzept verfolgt. Die Zuschauer sollen ihre Musik weiterhin in ihren Stores kaufen können, mit denen der neue Internetsender sie verbindet. ist die Exklusivvereinbarung mit Warner abgelaufen, weshalb man nun auch neue Künstler mit anderen Plattenfirmen unter Vertrag Eine logische Konsequenz aus MTVs Entwicklung weg vom Musikfernsehen und dem Trend der Plattenverkäufe hin zu Downloads. Und ein Versuch, aus den Versäumnissen der Plattenindustrie in Lindenberg zu einem grandiosen Comeback verholfen.

Was macht Starwatch so lecker? „Wir haben einen gigantischen den letzten gut zehn Jahren zu lernen. Finanziert werden könne ein solches Modell eventuell durch eine Mischung aus Werbefläche und Online-Abonnenten. Die Hirnwindungen vibrieren, die Meetings sind in vollem Gange, die Perspektiven mannigfaltig. Welche Vermarktungswege sich durch ein solches Projekt für die Musik via TV ergeben, sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht vollständig absehbar. Doch wenn dieses Vorhaben klappt und sich durchsetzt, wird Starwatch nicht bloß ein erfolgreiches Label bleiben, sondern zum Retter des großen Mainstream-Musikfernsehens. Beavis und Butt-Head haben bereits einen Online-Kurs belegt und trainieren ihre Nackenmuskulatur. sich die Band bei Ballack, Lahm und Co. bedanken: „Je länger die

Große Chance oder Seelenverkauf?

von Tourneen das 360-Grad-Modell nicht weit ist: „Wenn uns ein Künstler an seinen Konzerteinnahmen beteiligt, ist das gut für ihn, Revolverheld-Sänger Johannes Strate über das Für und Wider des EM-Songs „Helden 2008″. als ein klassisches Label“, erklärt Fink.

Kraftaufwand und all die Überzeugungsarbeit bei den Regisseuren Johannes, mal Hand aufs Herz: Was hat bei „Helden 2008″ im Nachhinein überwogen? Die Popularität oder die Prügel? Dienstag hoch in den Charts – heute nicht mehr funktioniert, muss Fink bestätigen, weiß jedoch mit diesem Umstand zu Ganz klar die Popularität. die Liebe zählt‘ war oder einen Beitrag in einem der größeren Magazine bekommt, dann können wir anhand von Indikatoren von den Sportfreunden Stiller hört man, dass sie für „54, 74, 90, 2006″ böse Prügel bezogen haben. gestartet, in deren Rahmen ein Auftritt bei „Nur die Liebe zählt“

stattfand. Dadurch habe man über Amazon einen deutlichen Push Stimmt, das haben sie mir auch erzählt. Vielleicht haben die Sportis die Prügel eingesteckt, die wir jetzt nicht mehr bekommen haben. Danke, Sportis! Ich habe schon als Kind das Aktuelle Sportstudio geguckt und bin noch heute regelmäßig im Stadion – wenn uns der Neben Roger Cicero befinden sich Udo Lindenberg, Marquess, Chris de Burgh, Monrose und die Newcomerin Jenniffer Kae DFB fragt, ob wir den offiziellen EM-Song schreiben wollen, dann lässt man sich ein solches Angebot als Band nicht entgehen. Partner, um für die nötige Nachfrage zu Wie haben die eingefleischten Fans reagiert? der Geschäftsführer: „Der Künstler muss ein passendes Konzept mitbringen und sollte nicht allzu weit von der Mitte entfernt sein, Natürlich haben viele Fans, die mit Fußball nichts am Hut haben, keinen Bock auf einen solchen Song und werfen uns vor, wie einst die Sportfreunde auf den Kommerzzug aufgesprungen zu sein. Aber das hat man uns auch schon bei unserer Vertragsunterzeichnung bei einem Majorlabel vorgeworfen. Ich verstehe die Fans der ersten Stunde total: Sie fühlen sich verprellt, weil sie nicht mehr exklusiv die einzigen sind, die diese Band kennen. beiläufig: „Für uns als Mediengruppe ist Musik ein Wachstumsthema, weil wir in neue Felder hineinkommen, die wir früher Die Ideallösung ist wahrscheinlich, seine künstlerische Identität zu wahren und sich trotzdem der breiten Masse zu öffnen. Wachstumsthema“! Klingt nach Trendwende. Sicher, das Label ist jung, es hat weder Altlasten Es scheint tatsächlich so gewesen zu sein. Unsere Konzerte waren aufgrund des EM-Songs nicht besser besucht, und es waren auch nicht nur Fußballfans im Trikot da, die auf den einen Song gewartet haben. Das war meine Horrorvorstellung. Zum Glück zurück an die Wurzeln des Musikfernsehens geht und ein PureMusic-Konzept verfolgt. Die Zuschauer sollen ihre Musik weiterhin wird dieser ganze EM-Song eher in Verbindung mit dem Turnier gesehen als mit der Band. Während der EM haben wir weder mehr Karten noch Alben verkauft als vorher, sondern die Leute haben sich halt die Single gegönnt. Ich schätze, sie kaufen ein Trikot der Nationalmannschaft, eine Karte für irgendein Spiel und dann die Single dazu. Ich glaube auch, das sind ganz andere Fans als unsere. Uns war nicht bewusst, dass das so getrennt gesehen wird – was natürlich sehr angenehm ist, damit man nicht auf ewig „die Fußballband“ bleibt. den letzten gut zehn Jahren zu lernen. Finanziert werden könne ein solches Modell eventuell durch eine Mischung aus Werbefläche Hattet ihr beim Songwriting deswegen gewisse Konflikte mit euch selbst? Welche Vermarktungswege sich durch ein solches Projekt für die Musik via TV ergeben, sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht vollständig Das haben wir bei normalen Albumsongs viel mehr. Da haben wir eine viel ausgeprägtere eigene Ethik. Bei „Helden 2008″ war recht eindeutig, wie das Ding klingen muss. Denn hier gibt es nicht vieles, das man nicht bringen kann – es sei denn, „Klose, du bist der Größte, ich liebe dich“. Bei einem Fußballsong muss man Augenzwinkern beweisen, locker bleiben, und dann kann man da fast alles bringen. Wobei ich schon ehrlich zugeben muss: Für die Strophen müssten wir eigentlich 500 Euro ins Phrasenschwein zahlen. Bei diesen Fußballweisheiten ist unser Drummer der Beste: Der hat eine Dauerkarte beim HSV und so ziemlich jede Fußballphrase schon aus tiefstem Herzen geschrien. im Vorfeld überhaupt nicht komplett planbar war.“

Alles, was nach einer Casting-Staffel an Aufmerksamkeit, Platten-Es gibt genau einen phänomenalen Fußballsong: „Three Lions . RTL vor der Finalshow trennten. Buskohls freiwilliger Ausstieg war der bislang größte Aufreger in der wunderbaren Welt der deutschen Casting-Formate. Finde ich auch. Das ist die Mutter aller Fußballsongs. Daran sieht man auch, wie sehr ein Fußballsong emotionalisieren kann. Ich finde es aber auch immer komisch, wenn ein Fußballsong beschissen produziert ist, wie zum Beispiel der von Oliver Pocher jetzt zur EM – der klingt unterirdisch, wie eine fiese Bohlen-Produktion. „54, 74 …“ hingegen finde ich super, weil’s den Nagel auf den Kopf trifft. Ich hab mit den Sportis schon so oft backstage Fußball gespielt, dass ich es ihnen abnehme. Die sind mit Bayern und 1860 groß geworden, die sind authentisch. verbinden. So gesehen denke ich, dass wir durchaus die geeigneten Moralapostel und CSU-Abgeordnete, Medienwächter und Zumal die Sportfreunde ja von jeher auf ihren Konzerten Fußballatmosphäre verbreiten: Da geht die Welle, da wird „ole ole“ gesungen, die Band tritt in Trikots auf … singen möchtest, probierst und machst, und dann stellst du dich da hin und sie sagen:

„Nö. Mach doch mal lieber den hier!“ Sobald du beginnst, dich in diese Entscheidungen Was ich daran sehr sympathisch finde: Die nehmen sich nicht ständig so wahnsinnig ernst. Die denken nicht so versteift darüber nach, ob das jetzt noch Indie ist und worauf man theoretisch achten müsste. in dem Glauben, dass die saudumme Lebensart bestimmter Menschen zu einem neuen popkulturellen Wert hochstilisiert Hattest du „Three Lions beim Schreiben im Kopf? vom Rhythmus und von der absteigenden Akkordfolge her gibt es deutliche Parallelen … Auch als selbstbewusster David, der sich gegen den RTL-Goliath stemmt?

multifunktionale Alternative zum klassischen Femsehen etabliert. Nichtdirekt. Unterbewusst viel leicht schon, denn gute Fußballsongs funktionieren nun mal auf eine bestimmte Weise, und deswegen mögen sie sich hier und da ein bisschen ähneln. diese Scheiß-RTL-Popband.“ Und hinterher sind sie alle überrascht, wie gut wir rocken.

the real Werdet ihr für euer nächstes Album weitere Tv-Vermarktungsmöglichkeiten nutzen? Serien oder Shows zum Beispiel? Nischen finden kannst?

nächsten warten wir noch ab … bis Mal im Ernst: Es gibt so viele TV-Shows, die so finster sind, dass man da nicht zusagen kann. Und Serien? Sag mir eine deutsche Serie, wo du als Band stattfinden möchtest! Die ganzen Daily Soaps und Telenovelas? Das würde ich nicht machen. an dem Druck zerbrechen sehen.

Mehr kann man wohl auch nicht mehr erwarten. Den Fußballsong schon, aber Vorabendserien nicht? War Dieter Bohlen sauer, als du vorzeitig gingst?

Implosion des „Segments“. So viel ist gejammert worden in den Ganz genau. Das sehe ich völlig getrennt. Ich stehe auf die Fußball-EM, deswegen kann ich das mit mir selbst vereinbaren. Da ist Euphorie, da freuen sich Menschen, da geht’s um Sport. Aber eine Vorabendserie, in der der komplette Trash besprochen wird, das geht nicht klar. trotzdem einfach nie verstanden: „Euro Sport“ zeigt doch auch immer Was hast du am Ende aus der Erfahrung gelernt? Schreib doch mal einen neuen Song für „Großstadtrevier . Dass man sich bei so etwas niemals melden sollte, wenn man nicht ganz genau weiß, zu was man bereit ist. Man sollte sein Privatleben da raushalten. Ich hatte eine Mitbewerberin, die Dann bringt mich Jan Fedder um!

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates