In der Badewanne nach Hause

Ich habe nur wenige Platten zu Hause, und meine CDs werde ich wohl auch bald in den Müll werfen, da ich mir Musik lieber digital hole. Das „Hoffnungslos“-Cover von Wolfgang Ambros steht bei mir aber tatsächlich auf dem Schreibtisch. Dementsprechend gerne sehe ich es mir auch an. Ich habe das Album vor gut vier Jahren von Christian Kolonovits, dem Produzenten, geschenkt bekommen. Ich habe zwar anfangs nicht alles verstanden, wusste aber gleich, das ist Musik, die einem Tränen in die Augen treibt. Manchmal todtraurig und doch komisch. Seine Texte sind ziemlich verstörend, aber das finde ich großartig. Ich habe deswegen ein Ambros-Lied in mein Live-Programm aufgenommen – auf Hochdeutsch übersetzt – um zu sehen, wie das beim Publikum ankommt. „Heit drah i mi Ham“ – „Heute fahr ich nach Haus“ heißt das Stück und handelt von jemandem, der sich in die Badewanne setzt und sich die Pulsadern aufschneidet. Dazu haben wir die Bühne langsam in rot getaucht. Das kam in Wien sehr gut an, in Deutschland waren die Leute nun ja fassungslos.

Ich liebe es, Menschen dazu anzuregen, die Normalität infrage zu stellen und Ambros schafft das allein durch seine Texte. Er arbeitet mit Bildern, die völlig wahnsinnig sind. In „Weiß wie Schnee“ baut ein kleiner Junge im Sandkasten die Pyramiden von Gizeh, mit nur einer Hand, ein architektonisches Meisterwerk der Menschheit. Ich frage mich, warum hat er nur eine Hand. Seine Texte beinhalten eine gewisse Ernsthaftigkeit, über die man trotzdem lachen kann. Das finde ich inspirierend.

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