Interview: Judith Holofernes über ihr Solo-Album „Ein Leichtes Schwert“ (Video)

Danke, sie hat schon: Wir trafen Judith Holofernes zum Gespräch über ihr Solo-Album "Ein leichtes Schwert". Auch ein Video des Gesprächs gibt es zu sehen.

Das Schwert ist leichter geworden für Judith Holofernes. Nachdem man dem letzten Longplayer ihrer auf Eis gelegten Band Wir Sind Helden, dem 2011 erschienenen „Bring mich nach Hause“, Erschöpfungszustände und die Frage nach dem „Wie weiter“ durchaus anmerkte, ging die Gruppe 2012 offiziell in Pause – auf unbestimmte Zeit. Zu groß und eingefahren wurde der Band-Apparat, und gerade die Frontfrau wurde ihrer medial aufoktroyierten Rolle als Symbol oder Sprachrohr wohl ein wenig überdrüssig: Holofernes, die Über-Mutter des deutschen Popzirkus, die omnipräsente Medien- und Konsumkritikerin, die Jongleurin von Rockzirkus und Familie.

Es hat gut getan, eine Zeit lang mal gar nichts sein zu müssen, erzählt die Berlinerin, die gerade von einem Fernsehtermin gekommen ist. Sie wirkt gut gelaunt und entspannt, soeben ist ihr Solo-Album „Ein leichtes Schwert“ erschienen, eigentlich ihr zweites, rechnet man ihr Frühwerk „Kamikazefliege“ mit ein. Es hätte auch genau so gut ein Roman werden können oder weitere Tiergedichte – wäre da nicht wieder die Liebe zur Musik dazwischen gekommen, Konzerte und Platten anderer Künstler, die es dann doch wieder notwendig erscheinen ließen, selbst zur Gitarre zu greifen. Im Stillen und ohne die Öffentlichkeit darüber zu informieren entstanden so neue Songs, eingespielt wurde im kleinsten Kreis, der aus ihrem Mann und Wir-Sind-Helden-Schlagzeuger Pola Roy sowie dem Tele-Bassisten Jörg Holdinghausen und dem Produzenten Ian Davenport bestand.

So ist aus diesem „Nichts müssen, aber wollen und machen“-Gefühl ein ganzes Album geworden, und dieses kommt abwechslungsreich, augenzwinkernd, gut gelaunt und sprachlich gewohnt gewitzt daher. „Danke, ich hab schon“ heißt einer der tollsten Song auf der Platte, quasi ein Artverwandter von „Wir Müssen Nur Wollen“, oder „Liebe Teil 2: Jetzt erst recht“, das als erster Vorbote erschien und sich um das Eltern-Dasein dreht: „Du sagst, komm wir schieben heute alles den Kindern in die Schuhe / Du sagst, ich sähe doch toll aus / Ich sag, Mann lass mich in Ruhe / Ich sag ich bin so müde / Du sagst, ist dir recht / Du willst Liebe, du willst Liebe, jetzt erst recht“.

„Ich hatte natürlich auch Lust darauf, eine gut gelaunte Platte zu machen. Eben weil die letzte Helden-Platte – die ich sehr liebe, die mir zusammen mit dem ersten Album die liebste ist – so dunkel war“, erzählt sie. „Was ich auch gut finde, dass sie eben so konsequent dunkel war. Ich bin damals schon die Bresche gesprungen, dass man Lieder von der Platte nimmt, die nicht reinpassen. Dieses Mal habe ich einige sehr schöne, traurige Lieder von der Bettkante geschubst“.

Ob es jetzt, wo es mit Tour und Promo wieder losgeht, Veränderungen gibt, die der Balance im Vergleich zu früher dienen? „Es gibt eine relativ umwälzende Veränderung dadurch, dass Pola nicht auf Tour mitkommt. Umwälzend darin, dass unser Lebenskonzept plötzlich anfängt, sich machbar anzufühlen. Es ist für mich aber fast das Wichtigste, dass ich – dadurch dass ich nur mir alleine Rechenschaft schuldig bin – aus dem Bauch heraus entscheiden kann. Und dass ich meistens ganz gut liege mit meinem Bauchgefühl“.

„Die Platte spiegelt schon sehr meine letzten drei Jahre wieder“, erzählt Judith Holofernes gegen Ende des Gesprächs, und man merkt ihr an, dass „Ein leichtes Schwert“ auch eine Art Befreiungsschlag für sie war. „Ich hatte einfach eine unverschämt gute Zeit, habe mich mit tollen Leuten umgeben – und habe auch das Gefühl, dass ich jetzt viel näher dran bin an dem, was ich als Teenager gemeint habe mit meinem Traum“.

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