Jimmy Pop

Furzen, Kacken und Titten sind die liebsten Witzthemen der Bloodhound Gang, und die waren seit ihrem Debütalbum „Use Your Fingers“ stets gut für höchste Chartpositionen. In ihren sanfteren Momenten sind sie die Benny Hills des Rock & Roll, mit frech recycelten Riffs und rüden Reimen für den Proll in uns allen.

„I want my next chick anorexic, the winner is thinner/ Won’t have have to take her skinny ass out to a fancy dinner.“ Dir aktuelles Album „Hooray For Boobies“ hat inzwischen auch bei uns Platinstatus, nicht zuletzt dank der Single „The Bad Touch“. Die Bloodhound Gang ist witzig, dämlich, ekelhaft, und die einzige Band unseres Planeten, neben der Fred Durst von Limp Bizkit wie ein Denker wirkt. Sexistisch, rassistisch, schwulenfeindlich? Jimmy Pop, das 27-jährige Chefgroßmaul der Gang, wischt solche Vorwürfe flugs vom Tisch. Erstens sei gerade er ein großer Fan von androgynen Bands wie Depeche Mode (kein so stichhaltiges Argument), zweitens habe seine Truppe jede Menge an weiblichen Fans (stimmt, und die waren jüngst bei einem Konzert in New Yrk ganz wild darauf, ihre Brüste freizulegen), und drittens mache er sich über Männer ja genauso lustig wie über Frauen (nicht richtig, trotzdem, danke für die Mühe, Jimmy). Wir rufen ihn im „Bucktail Camping Resort“ an, dem Campingplatz seiner Eltern in Pennsylvania, wo die Band gerade ein TV-Special aufzeichnet Du warst als Kind sicher viel campen?

Naja, der Platz ist vier Stunden von unserem Haus entfernt, und als ich so 14 bis 16 war, waren meine Eltern von Mai bis September hier, und ich hatte dann das Haus für mich. Ich durfte den ganzen Sommer lang die Sau rauslassen. Das Geld, das sie mir da ließen, gab ich für Bier und Kippen aus.

Dann musst du als 14-Jähriger ganz schön beliebt gewesen sein…

Klar, das war der einzige Grund, warum ich überhaupt Freunde hatte. Meine Eltern waren in den 50er Jahren jung – die hatten also keine Ahnung. Die dachten, LSD sei ein „Los Wochos“-Spezialgericht bei McDonald’s.

Wie finden sie denn deine Texte? Anfangs mochten sie die gar nicht Sie hatten ja nicht $40 000 investiert, um mich aufs College zu schicken, damit ich dann zu Discobeats Texte über Kacke schrieb. Aber inzwischen finden sie’s gut Ich bezahl ihren Urlaub.

Habt ihr je damit gerechnet, einen Plattendeal zu kriegen?

Wir hatten nie erwartet, irgendwo anders als auf privaten Parties zu spielen. Eigentlich ist es schockierend, dass so viele Leute auf der Welt einen so miesen Geschmack haben. Doch das rettet die Ehre all derer, die wie wir an den kleinsten gemeinsamen Nenner glauben. Egal ob du Pole, Deutscher oder Australier bist, über einen Furz kann sich jeder beömmeln. Daran denke ich, wenn ich eine scharfe Schnitte sehe. Neulich hatten wir einen MTV-Auftritt mit so einem Model. Sie war ziemlich hochnäsig, also hab ich sie mir auf dem Klo vorgestellt Und plötzlich saß sie nicht mehr auf einem Thron, nur noch auf ihrem … Stuhl Deine Texte sind ja ziemlich frauenverachtend. Wieso fahren auch die girls auf euch ab?

Weil sie smarter sind – sie verstehen die Texte. Die Jungs reagieren eher so nach dem Motto: „Hohoho, der hat „Kacke“ gesagt!“ Leute, die uns für frauenfeindlich, homophob oder gar rassistisch halten, verstehen uns vollkommen falsch. Deswegen -je mehr Asiatenjuden und sexy kleine Tunten uns toll finden, umso besser.

Was genau an deinen Texten sollen die girls denn besser verstehen?

Die Kerle kriegen auf unseren Platten genauso eins verpasst, wie wir weibliche Attribute in Frage stellen. Wir haben nie einen Song geschrieben, um jemanden zu schocken – es ist einfach das, worüber wir reden, worüber wir lachen. Wir labern im Bus, im Flugzeug, und dann setz ich mich einfach an den Computer und schreib’s auf. Ich hab halt einen schlichten Humor. Kannst du dir vorstellen, dass uns eine Plattenfirma eine Million Dollar für zwölf Songs hinblättert – von denen einer auf einem Casio eingespielt wurde und der von einer Stripperin handelt?

Das kann ich mir heutzutage sogar sehr gut vorstellen.

Trotzdem ist es komisch. Wir wollten nie irgendwen verletzen. Wer Humor hat und gern mal einen trinkt, der wird meine Texte mögen.

Die asiatisch-amerikanische Frauenorganisation Phuong hat gegen euren Song „Yellow Fever“ protestiert Ist je mal jemand ernsthaft gegen euch vorgegangen? Nee, nur böse Briefe. Aber einer unserer größten Fans ist ein Mädel namens Mandy Springfellow – eine Asiatin. Ich leite die Post an sie weiter, und sie beantwortet sie. Und wenn sie schreibt: „Halt deine Klappe, blödes Schlitzauge“, dann geht das in Ordnung.

Aber findest du nicht, dass diese asiatischen Frauen auch Recht haben? An einer Stelle des „Fever“-Songs werden einem Mädchen mit Zahnseide die Augen verbunden. Das ist ein alter Witz. Der ist aus dem „Truely Tasteless Jokes 8“-Buch. Nein, die Leute haben ein Problem damit, weil hier Klischees transportiert werden, aber Klischees existieren ja nur, weil stets ein Körnchen Wahrheit in ihnen steckt Ich meine, in Amerika nennt man die Franzosen „Frogs“, weil sie Frösche essen. Ich würde aber nie einen Song schreiben, der „Bringt die Pakistanis um“ heißt. Darum geht’s doch nicht Ich blödel einfach nur rum. Wenn Leute allerdings prinzipiell mit dem Gefühl rumlaufen, sie würden attackiert, dann reagieren sie natürlich entsprechend. „Yellow Fever“ handelt nur davon, dass ich gerne asiatische chicks vögeln würde. Auf meine Art sage ich: Sie gefallen mir. Hoffentlich können die Leute mit mir darüber lachen. Falls nicht, können sie sich ja die Platte von Creed kaufen.

Hast du eigentlich noch Hobbies?

Nicht mehr. Früher war mein Hobby, blödsinnige Songs zu schreiben. Jetzt tu ich nichts anderes mehr.

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