Kinovorschau 2018: Diese Filme müssen Sie sehen

Auch dieses Jahr dürfen wir uns wieder auf eine bunte Mischung sehenswerter Kinofilme freuen. Wir zeigen Ihnen die Highlights.

15. Februar

The Shape Of Water – Das Flüstern des Wassers

Eine junge Frau wacht morgens auf. Wir sehen, wie sie sich ankleidet, sich für den Tag schminkt. -Dazu läuft Musik aus den Musicals und Fernsehshows der Nachkriegszeit. Elisa (Sally Hawkins) ist gewissermaßen eine amerikanische Cousine von Amélie. In einem imaginären Baltimore arbeitet sie um 1960 bei einem Rüstungsbetrieb als Putzfrau. Elisa ist außerdem stumm, und so ist ihr soziales Leben auf ein Minimum geschrumpft, es besteht aus der Freundschaft zu einer Kollegin und dem closet-schwulen Nachbarn (Richard Jenkins) und vor allem aus dem Schwärmen für diverse Fernsehstars. Sie wohnt auch noch direkt über einem Kino, in dem sie Kostümschinken schaut.

Doch eines Tages durchschreitet sie in ihrer Firma ein verbotenes Stahltor und entdeckt dort ein Wesen aus einer anderen Welt, eine Mischung aus Mensch und Fisch, das bis zum Ende namenlos bleibt und mit dem die Militärs pervers-absurde Experimente durchführen. Elisa ist vom ersten Augenblick an fasziniert, die Zeichensprache der Stummen und ihre – naive? romantische? – Vorurteilsfreiheit helfen ihr dabei, sich mit dem Wesen anzufreunden. Bald wird eine Liebesgeschichte daraus.

Mit sehr originellem Production-Design und nostalgischen Bildern, in denen Grün-, Gelb- und Brauntöne dominieren, erzählt „The Shape Of Water“ eine vielschichtige Abenteuer-fantasy-Geschichte für Erwachsene, in der sowjetische Spione, Paranoia und die Faszination für das alte Hollywood-kino die Hauptrollen spielen. Der Mexikaner Guillermo del –Toro („Pans Labyrinth“), hat sich schon immer für die „andere Seite“ des Kinos interessiert, für seine Fantasie und Bilderkraft. Hier wirft er Seitenblicke auf das frühe US-Fernsehen, eine fest gefügte, auf subversive Art heile Welt und zweite Traumfabrik Amerikas: Durchlässig, offen für den Zeitgeist, lagen ihr bei aller Zerstreuungsabsicht aufklärerische Absichten zugrunde – eine Schule der Gesellschaft. So handelt diese vielschichtige Romanze auch von einer Unschuld, die bald zerbrechen wird, und zeitlosen Gegenwelten zum Vorhan-
denen.

Rüdiger Suchsland

Regie: Guillermo del Toro, Darsteller: Sally Hawkind, Michael Shannon
119 Min., Genre: Fanrasy-Drama

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04. Februar

The Woman Who Left

Das gute alte Kino wird erst so wirklich spannend, wenn es eingefahrene Plots und bekannte, immer wieder neu variierte Figuren verlässt und der Zuschauer seine Käsenacho–Realness hinter sich lassen muss. So wie bei Lav Diaz. Der philippinische Regisseur gehört zu den kompromisslosen Verweigerern der alten Sehgewohnheiten. 2016 lief auf der Berlinale sein achtstündiges schwarz-weißes Epos über die philippinische Revolution gegen die spanische Kolonialherrschaft, „A Lullaby To The Sorrowful Mystery“. Und nicht mal ein halbes Jahr später wurde „The Woman Who Left“ auf dem Filmfest in Venedig mit dem Goldenen Löwen als Bester Film ausgezeichnet. Der ebenfalls in Schwarz-Weiß gedrehte Film ist mit knapp vier Stunden Laufzeit fast ein Kurzfilm, aber nicht minder herausfordernd.

Diaz erzählt darin die Geschichte der unschuldig wegen Mordes verurteilten Lehrerin Horacia, die nach 30 Jahren Haft entlassen wird. Horacia bricht auf, um sich an dem Mann zu rächen, der sie damals hinter Gitter gebracht hat, und muss sich zugleich in einer völlig veränderten Gesellschaft zurechtfinden. Diaz hat sich hier von Leo Tolstois Kurzgeschichte „Ein Verbannter“ inspirieren lassen, die auch Grundlage für eine Stephen-King-Novelle war, die als Vorlage für Frank Darabonts „Die Verurteilten“ diente.

Eine Quelle, zwei völlig konträre Welten. Während „Die Verurteilten“ buddymäßigen Zusammenhalt zelebriert, entfesselt „The Woman Who Left“ wütend-verzweifelte Einsamkeit. Diaz hat ein Nachtstück gedreht, ein somnambules Taumeln in den Nervenenden der Poesie. Völlig entschleunigt schleppt sich der Film durch eine Gesellschaft der Schatten und verliert sich immer wieder bereitwillig in der Schwere des Zwielichts. Wie in Trance wird hier das Verhältnis von Schuld und Sühne verhandelt, ohne einer klassischen Dramaturgie zu folgen. Ja, dieser
Film ist Arbeit. Aber hinter der formalen Strenge schlummert eine ebenso spröde wie berührende Zärtlichkeit, die man so lange nicht mehr im Kino gespürt hat.

Cornelis Hähnel

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01. Februar

Die Verlegerin

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Vielleicht wollte Spielberg zur richtigen Zeit den richtigen Film drehen, weil er seinen ersten Oscar seit 20 Jahren erhalten möchte, und drehte seinen schnellsten Film aller Zeiten: begonnen im Februar, im Dezember für die Berücksichtigung der kommenden Award-Season fertig – for your consideration, dear Academy.

Vielleicht wollte Spielberg aber einfach nur die richtigen Zeichen setzen, weil die Zeiten so schlimm sind. Damals und heute, USA unter Nixon, USA unter Trump. Lügen, Vertuschung. In der Administration von 1971 und wohl auch in der Administration von 2017. Ein Ringsprecher würde es so ankündigen: der mächtigste Regisseur Hollywoods gegen den mächtigsten Mann der Welt.

Ein Siegeszug bei den Oscars scheint möglich. Gerade bei der Würdigung des „Besten Films“ berücksichtigte die Academy-Awards-Jury zuletzt Werke, die den Zeitgeist widerspiegelten. Rassismus („12 Years a Slave“), die überfällige Anerkennung afroamerikanischer Filmemacher nach berechtigter „Oscars So White“-Kampagne  („Moonlight“), oder eben Ehrung investigativ-journalistischer Arbeit in der Ära der „Fake News“-Vorwürfe, wie in „Spotlight“.

Die Tragikomik bei einem „Verlegerin“-Triumph in diesem Jahr besteht darin, dass Trump wahrscheinlich diesen Film, in dem ein verlogener Präsident eine Rolle spielt, gar nicht auf sich beziehen würde. Die Dinge liegen da für ihn ganz einfach. Trump selbst wird ja schließlich nicht namentlich erwähnt, so könnte er das sehen.

Sassan Niasseri

Regie: Steven Spielberg, Darsteller: Meryl Streep, Tom Hanks
115 Min., FSK: 0, Genre: Historien-Drama

Der seidene Faden

Paul Thomas Anderson, der Regisseur, der gebrochene Menschen penibel in makellose Sets setzt, und der Schauspieler Daniel Day-Lewis, der jeden Abgrund aufs Subtilste ausleuchten kann, sind ein perfektes, wenn auch anstrengendes Paar. „Der seidene Faden“ ist der letzte Film des Mimen, der sich zur Ruhe gesetzt hat. Er gibt den spleenigen Schneider Reynolds Woodcock, der in den 50er-Jahren mit seiner klassischen Mode die Damen der Londoner High Society einkleidet. Sein von Routinen bestimmtes Leben gerät ins Wanken, als er sich in die Kellnerin Alma (Vicky Krieps) verliebt, weil er in ihr das perfekte Model für seine Kleider erkennt. Doch die ist mehr als eine Anziehpuppe und verzweifelt bald an dem idiosynkratischen Genie. Overacting und Overdirecting auf höchstem Niveau.

Maik Brüggemeyer

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01. Februar:

Licht

Die erblindete Komponistin und Pianistin Maria Theresia Paradis gilt in der Wiener Salongesellschaft als Wunderkind. Neben ihrem Erfolg sind Resis Eltern vor allem an ihrer Heilung interessiert und setzen ihre Hoffnungen auf den umstrittenen Dr. Mesmer. Tatsächlich verbessert sich Resis Zustand, doch je mehr sie ihr Augenlicht zurückerlangt, desto mehr schwindet ihr Talent. Basierend auf realen Begebenheiten taucht Barbara Alberts „Licht“ in die Zeit des Wiener Rokoko. Doch statt sich in einem handzahmen, reaktionären Kostüm-schwank zu verlieren, entspinnt sie eine vielschichtige Parabel über Autonomie und die Strukturen von Sichtbarkeit. Getragen wird das virtuose Drama von Hauptdarstellerin Maria-Victoria Dragus, die hier mit grandioser Präzision an den Abgründen der Genialität wandelt.

Cornelis Hähnel

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25. Januar

Three Billboards Outside Of Ebbing, Missouri

Viele Monate ist es her, dass die Tochter von Mildred Hayes vergewaltigt, getötet und verbrannt wurde. Doch der Mörder wurde nicht ermittelt. Mildred ist so wütend darüber, dass sie zu einer aufsehenerregenden Maßnahme greift: Sie mietet drei alte Reklametafeln an der Einfahrt ihrer Heimatstadt Ebbing/Missouri und lässt sie mit provokanten Sätzen plakatieren, die unzweifelhaft als Kritik an den lokalen Polizeichef William Wil­loughby (Woody Harrelson) gerichtet sind. Mildreds Trauer ist bodenlos, ihr Zorn nicht zu besänftigen, und ­ihre Mission heißt, Recht zu fordern, selbst wenn sie sich dabei ins Unrecht setzen sollte. Bei ihren Mitbürgern stößt Mildreds Radikalität weitgehend auf Unverständnis. Als sich auch noch Willoughbys rechte Hand, der Polizist Dixon (Sam Rockwell), ein Muttersöhnchen mit Hang zur Gewalt, einmischt, eskaliert der Konflikt zwischen Mildred ­Hayes und den Ordnungshütern des Städtchens.

„Three Billboards …“ ist der dritte Film von Martin McDonagh, seines Zeichens irischer Bühnenautor, Drehbuchautor und Regisseur, der durch den Thriller „Brügge sehen … und sterben?“ (2008) und die Krimikomödie „7 Psychos“ (2012) bekannt wurde. Zum ersten Mal schrieb er ein Drehbuch mit einer weiblichen Hauptdarstellerin. Mildred Hayes ist seine bisher wohl gnadenloseste Figur: ­eine trauernde Mutter ohne ­jede Skrupel, die alle und jeden her­ausfordert. Diese Rolle ist ganz auf Frances McDormand zugeschnitten. Ihre Mildred ist kein sympathischer Mensch. Dennoch versteht man diese Frau, und mehr noch, man kann sich einfach nicht an ihr sattsehen. Die Oscargewinnerin macht die Inhaberin eines kleinen Souvenirladens zu einer abgebrühten, sturen, knallharten Frau aus der Arbeiterklasse, impliziert dabei jedoch auch ein komplexes, allerdings nie ausformuliertes Innenleben. Mildred ist ein Mensch, der durch überwältigenden Kummer an einen Ort ohne Wiederkehr verschlagen wurde, an dem er für andere kaum noch zu erreichen ist. Sie steckt voller heiligem Furor, aber auch voller Schmerz und hat keinen Zugang zu ihrer Verletzlichkeit. Ihren Arbeitsoverall trägt sie täglich wie eine Uniform, denn sie hat keine Zeit, um über ihre Kleidung nachzudenken – schließlich befindet sie sich quasi im Krieg. Außerdem wird sie davon gequält, dass sie während eines Streits ihrer Tochter just am Tag ihrer Ermordung das Schlimmste wünschte. Damit kann Mildred nicht leben. Sie ist ein komplizierter Mensch.

Antiheldin wie aus einer griechischen Tragödie

Im Lauf ihrer 36-jährigen Karriere hat McDormand immer wieder Frauen gespielt, die anziehend wirken, ohne recht eigentlich schön zu sein. Und sie hat oft Figuren am Rand verkörpert, die indes durch ihre große Darstellungskunst ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Mildred Hayes ist nun alles auf einmal: eine Figur am Rand der Gesellschaft, die zugleich im Mittelpunkt steht, und eine Antiheldin wie aus einer antiken Tragödie. McDormands Mildred knüpft an eine Tradition an, die lange Männern vorbehalten war: die Rolle des einsamen Helden, der einer ganzen Stadt die Stirn bietet, bis hin zum Showdown.

Doch die Geschichte weist weit über eine Westernerzählung und die Geschlechterfrage hinaus. Denn im Kern handelt der Film vom Krieg zwischen zwei Menschen, die beide in gewisser Weise im Recht sind. Wäre nicht diese Gegnerschaft in einer fatalen Pattsituation, Mildred und Willoughby hätten vielleicht Freunde sein können. Aus diesem Grundkonflikt entwickeln sich Drama und Spannung in einer Tragödie über das Menschsein an sich. McDonaghs Handlungswendungen und Dialoge sind aberwitzig, unnötige Redeabschweifungen leisten ihren humorigen Beitrag zur emotionalen Entlastung. Doch Mildreds Situation ist so abgrundtief tragisch, dass für Komik eigentlich kein Raum bleibt, und so trennt der Regisseur beides. Diese permanente Gratwanderung führt jedoch nie dazu, dass die Komödie die Oberhand über die Geschichte gewinnt. Denn die ist gewiss nicht zum Lachen.

Frances McDormand, Woody Harrelson
Regie: Martin McDonagh

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18. Januar

Die dunkelste Stunde

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Regie: Joe Wright, Darsteller: Gary Oldman, Lily James
125 Min., FSK: 6, Genre: Biopic

Downsizing

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Regie: Alexander Payne, Darsteller: Matt Damon, Kristen Wiig
135 Min., FSK:0, Genre: Komödien-Drama

Die Welt steht wegen der Menschheit vor einigen existenziellen Pro­blemen: dem Klimawandel, der Energie­krise, der Bevölkerungsexplosion und den neuen Platten von ­Katy Perry. Kleiner Spaß, das mit dem Klimawandel muss natürlich erst bewiesen werden, aber beim Rest sucht die Wissenschaft fieberhaft nach einer Lösung. Mit „Downsizing“ präsentiert Hollywood nun seine Vision, wie man das Problem des Bevölkerungswachstums lösen könnte: Da die Menschheit zahlenmäßig rapide wächst, muss sie eben größenmäßig schrumpfen. Denn wenn ein Mensch nur so groß wäre wie ein Handy, bräuchte man deutlich weniger Wohnraum. Und nicht nur das, auch der Bedarf an Lebensmitteln ginge zurück, die bereits an ihre Grenzen gelangte Massenproduk­tion könnte entspannt zurückgefahren werden. Zudem würde sich der Finanzmarkt aufgrund der kleineren Bedürf­nisse deutlich ändern, und die eigenen Ersparnisse würden zigfach im Wert steigen. Ergo: Man ­wäre zwar klein, aber reich und könnte sein Leben unbeschwert genießen – ­savoir vivre en petite.

Diesen Gedanken finden auch Paul (Matt Damon) und Audrey (Kristen Wiig) verlockend, und sie beschließen, sich einer Miniaturisierung zu unterziehen. Doch Audrey kneift, und Paul muss, klein und auf sich gestellt, einsehen, dass auch in der paradiesischen Mini-­Community Leisureland die Probleme riesengroß sind: Soziale Ungerechtigkeit und rassistische Strukturen gehören weiterhin zum Alltag.

„Downsizing“ beginnt als scheinbar harmlose Komödie. Bald wird daraus aber eine pointierte Gesellschaftssatire, die mit dem Fokus auf die Miniaturwelt den Blick für das große Ganze schärft. Trotz einiger spektakulärer Gulliver-­Schauwerte dominieren im Film vor allem die sozialkritischen Aspekte. Durch die dramaturgische Ausgangsidee wird deutlich: Unsere Probleme sind hausgemacht. Vom Menschen. Und so verdeutlicht „Downsizing“ mal eben anhand des Beispiels des „kleinen Mannes“ die moralische Fallhöhe des Menschen im Anthropozän (Cornelis Hähnel).

11. Januar

The Commuter

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Regie: Jaume Collet-Serra, Darsteller: Liam Neeson, Vera Farmiga
104 Min., FSK: 12, Genre: Action-Krimi

Wonder Wheel

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Ginny, eine ehemalige Schauspielerin aus der zweiten Reihe, arbeitet mittlerweile in Coney Island als Bedienung in einem Muschelrestaurant und kommt mit diesem Realitätsschock schlecht zurecht. In zweiter Ehe ist sie mit dem nicht weniger labilen Humpty (Jim Belushi) verheiratet, einem Karussell­betreiber mit Alkoholproblem. Beide teilen ihr kleines Apartment nahe dem Glücksrad seit Kurzem mit Carolina (Juno Temple), Humptys Tochter aus erster Ehe, die vor ihrem Gatten, einem Mafioso, geflohen ist, nachdem sie vor dem FBI gegen ihn ausgesagt hat. Der Rettungsschwimmer Mickey (Justin Timberlake) schließlich träumt von einer Karriere als Stückeschreiber – ihn hat Woody Allen als Erzähler des Ganzen eingesetzt, der sich von seinem Rettungswachturm aus immer wieder direkt an den Zuschauer wendet. Bald indes verwickelt sich Mickey, der Frauen eigentlich parasitär als Kunstmaterial betrachtet, persönlich in den Gang der Dinge, als er eine Affäre mit Ginny beginnt. Die 40-­Jährige wiederum erkennt in der jungen Carolina eine unwillkommene sexuelle Rivalin und trachtet danach, die Stieftochter loszuwerden.

Kate Winslet ist hier das Ereignis: Sie bezeugt allein durch ihr Mienenspiel Ginnys fatalen Abstieg von der romantischen Ehebrecherin zum skrupellosen, zynischen Biest. Das eigene Leben wird zur Bühne, auf der sich Lebensträume und Illusionen offenbaren und Fragen wie die nach dem Schicksal oder aber eigenem Verschulden aufgeworfen werden. Der eng umgrenzte Raum des Apartments bildet mit wechselnden Tableaus den Hauptschauplatz eines sich zuspitzenden Geschehens, das theatral inszeniert ist und den tatsächlichen verbalen Bezug auf klassische Theaterautoren wie Eugene O’Neill, Sophokles oder Shakespeare gar nicht braucht. Der Rummel mit Karussell, Schießstand und Glücksrad dient als metaphorischer Rahmen dieser machtvoll düsteren Geschichte über Leidenschaft und Verrat, der Vittorio Storaros poetische Kameraführung einen weiteren dramatischen Kontrast hinzufügt (Anke Westphal).

Regie: Woody Allen, Darsteller: Kate Winslet, Justin Timberlake
101 Min., Genre: Drama

Your Name. Gestern, heute und für immer

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Regie: Makoto Shinkai, Synchronsprecher: Ryûnosuke Kamiki, Mone Kamishiraishi
106 Min., FSK: 6, Genre: Animation

04. Januar:

Score – eine Geschichte der Filmmusik

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Regie: Matt Schrader, 93 Min., FSK: 12, Genre: Musik-Doku

In der Frühzeit des Kinos diente Filmmusik, live aufgeführt, dazu, den Lärm zu übertönen, der vom Projektor ausging. Doch spätestens 1933, mit Max Steiners Soundtrack zu „King Kong“, etablierte sie sich als eigenständige Kunstform. Matt Schraders Doku erzählt nun nicht nur von verschiedenen kompositorischen Herangehensweisen und musikalischen Stilen, sondern auch davon, wie, wo und von wem Filmmusik jeweils eingespielt wird.

Die Doku gibt quasi kleine Werkstattberichte, wobei Schrader sich auf den klassischen Hollywood-Score à la John Williams oder Hans Zimmer konzentriert. Viele namhafte Filmkomponisten, aber auch Regisseure wie James Cameron und eine Psychologin kommen zu Wort. Fazit: Soundtracks sind die Seele des Films (Anke Westphal).

Die Spur

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Krimis scheinen momentan das zu sein, was Eurodance für die 90er- Jahre war: schnell und simpel produziert und trotzdem (oder deswegen) ziemlich erfolgreich. Dabei sind Krimis, in kontrollierter Dosis, wunderbare Unterhaltung und im besten Fall weitsichtige Gesellschaftsstudien. „Die Spur“, der neue Film der polnischen Regisseurin Agnieszka Holland, ist dafür ein perfektes Beispiel.

In einer kleinen Hütte nahe der polnisch-tschechischen Grenze wohnt Duszejko, eine pensionierte Brückenbau-Ingenieurin und hippieske Tierrechtlerin mit Hang zur Astrologie. Ihr Leben wird jäh gestört, als ihre Hündinnen spurlos verschwinden und nur wenig später ihr Nachbar tot aufgefunden wird. Und dies ist nicht die letzte Leiche. Immer mehr Männer sterben auf mysteriöse Weise, allesamt Jäger. Duszejko ist überzeugt: Die Tiere haben begonnen, sich zu rächen. Nur die Polizei hat so ihre Zweifel an dieser These …

„Die Spur“ beginnt als klassischer Krimi, doch bald verlässt er die ausgetretenen Pfade und lässt sich von den Fährten der Tiere lenken. Der Krimiplot steht, weil er relativ banal und durchschaubar ist, weniger im Fokus. Holland konstruiert genüsslich eine Allianz zwischen den Zuschauern und ihrer Protagonistin. Und diese reibt sich an der brutalen Überlegenheit der Menschheit und der arroganten Selbstverständlichkeit des Patriarchats.

Auf der Berlinale 2017 hat „Die Spur“ den Alfred-Bauer-Preis gewonnen, der für Filme verliehen wird, die „neue Perspektiven eröffnen“. Holland, die in den letzten Jahren viele amerikanische Krimiserien (u. a. „The Wire“ und „­House Of Cards“) realisiert hat, spielt mit charmanter Leichtigkeit mit den Genre-Elementen und nutzt die Spurensuche als Vehikel für bis­sige Gesellschaftskritik. Und so ist „Die Spur“ ein sehr kluger, feministisch-­vegetarischer Schelmenstreich, der mit verträumten Bildern und einer grandiosen Hauptdarstellerin zu überzeugen vermag (Cornelis Hähnel).

Regie: Agnieszka Holland, Darsteller: Agnieszka Mandat-Grabka, Wiktor Zborowski
128 Min., FSK: 12, Genre: Krimi-Drama

Julian Schnabel – A Private Portrait

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In Künstlerporträts gilt es, neben Werk und Wirkung auch Inspiration und Intention einzufangen. Ob dies gelingt, hängt meist von der Annäherung an das Objekt des Interesses ab. Pappi Corsicato hat für sein Porträt des Künstlers und Regisseurs Julian Schnabel einen höchst subjektiven Blickwinkel gewählt: Freunde, Familie, Weggefährten und Schnabel selbst erinnern sich in beiläufigem Plauderton an künstlerische Eckpunkte und private Begegnungen.

Die Interviews mischen sich mit Aufnahmen aus Schnabels Atelier und Familienleben sowie Filmausschnitten. In den besten Momenten hat das etwas von einem Dinner mit Freunden, bei dem alte Anekdoten ausgetauscht werden, aber über weite Strecken beschleicht einen das leise Gefühl, dass hier befangen Legendenbildung betrieben wird (Cornelis Hähnel).

Regie: Pappi Corsicato, Genre: Künstler-Doku

The Greatest Showman

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Die Geburt des Showbusiness steht im Zentrum dieses neuen Musicals, welches von P.T. Banums Ambition und Fantasie inspiriert wurde. Erzählt wird die Geschichte eines Visionärs, der ein mitreißendes und faszinierendes Spektakel erschuf, welches auf der ganzen Welt zu einer einzigartigen Sensation wurde. Die Lieder zum Musical stammen von den Oscar-Preisträgern Benji Pasek und Justin Paul („La La Land“).

Regie: Michael Gracey, Darsteller: Hugh Jackman, Zac Efron
105 Min., FSK: 6, Genre: Musical

Insidious – The Last Key

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Regie: Adam Robitel, Darsteller: Lin Shaye, Angus Sampson
103 Min., FSK: 16, Genre: Horror

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