Kritik mit der Kamera

Filmfestivals gewinnt man damit nicht, aber der Preis für die galligste Titelparodie geht klar an: „Celsius 41.11: The Temperature at Which the Brain … Begins to Die“. Clever auch „Fahrenhype 9/11“, völlig humorlos indes „Michael Moore Hates America“ oder „Shooting Michael Moore“. Und bei „The Divided State“ meint man es fast schon mit einer seriösen Sicht der Dinge zu tun zu haben. Gemein ist all diesen Dokumentationen, von denen auf dem US-DVD-Markt ein knappes Dutzend zirkulieren, die Aversion gegen Michael Moore und seine Methoden. Dieser wischt filmische Gegenpositionen zu seinen Arbeiten augenrollend als Propaganda politischer Gegner hinweg – und tatsächlich ist fundierte Kritik nicht zu erwarten, wenn unter den Machern von „Fahrenhype 9/11 etwa Sean Hannity fungiert, Star-Moderator und Liberalenfresser bei Rupert Murdochs rechtskonservativem Sender „Fox News“.

Doch nicht alle Filme im Fahrwasser von Moores Enthüllungs-Docutainment sind nur persönliche Attacken. „Manufacturing Dissent“ (2007) etwa kommt von Peter Bart, dem Chefredakteur der Branchenbibel „Variety“, und untersucht schlüssig die Neigung des Regisseurs zur künstlichen Skandalisierung zum Verbiegen von Fakten. Nichts davon ist neu, jedes Argument wurde bereits genannt. Doch so lange die Marke Moore an der Kasse zieht, wird er Kritiker auf den Plan rufen. Deren Produktionen schaffen es zwar nie ins Kino. Aber durch geschicktes Grassroots-Marketing stoßen sie vor allem im Süden der USA stets auf eine empörungswillige Fanbasis.

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