Kurzer Sommer

Gastgesänge, Tourneen mit Nena, USA-Pläne - wie finden Suzie Kerstgens und Klee Zeit für Romantik?

Wer ein bisschen aufgepasst hat, dem ist Suzie Kerstgens in der letzten Zeit zumindest musikalisch oft begegnet. Kerstgens, zuvorderst die Sängerin der Kölner Band Klee, hat mit Erdmöbel gesungen, die seltsame Kunstkommune Popshopper an den Start gebracht, an der Else-Lasker-Schüler-Hommage „Ich träume so leise von dir“ mitgewirkt und auch sonst gern mit Kollegen Kunst gemacht. Mit Netzwerk und Übereifer habe das aber nichts zu tun, sagt Kerstgens, nur mit Freundschaftund dem Spaß am Ungewohnten.

Sogar bei BAP hat sie mitgemacht, als die zum Jubiläum die halbe Stadt einluden. „Das ist natürlich auch so ein Kölscher Klüngel -Helmut Krumminga (den BAP’Gitarristen) kenne ich schon seit Ewigkeiten“, sagt Kerstgens, „da braucht man dann ja nicht dicke tun, sondern hält sich einfach gegenseitig an der Hand. Popmusik ist eh ein einziges großes Referenzsystem, und das kann man doch mit den Menschen genauso machen. Nur kölsch singen, das kann ich nicht.“ Weshalb sie auf BAPs Jubiläumsaufnahme von „Frau ich freu mich“ nur lautmalte – und zur Aufnahme-Session ein T-Shirt mit der Aufschrift „Rock’n’Roll Is Dead“ trug. Wolfgang nahm es ihr nicht übel.

Suzie Kerstgens ist auch ein zu offenherziger, übersprudelnd freundlicher Mensch, als dass man hier Gemeinheiten argwöhnen würde. Auch auf dem neuen Klee-Album „Zwischen Himmel und Erde“ ist diese großherzige Freundlichkeit, ein ganz weites Sehnen, das die Platte fließen lässt, immer weiter auf dem Weg ins Meer. Und dass Klee große Romantiker sind, das war ja schon immer zu lesen und zuhören. „Diesmal hatten wir zusammen das Gefühl, dass es in den Songs irgendwie insgesamt um die Epoche der Romantik geht“, erklärt Kerstgens. „Nicht so diese Fototapeten-Welt mit untergehender Sonne und so, sondern um eine innere Empfindsamkeit, eine Traute zur Weichheit. So als Gegenstück zur Ellbogengesellschaft. Die richtigen Worte zu finden, war superintensiv.“

Superintensiv war auch das letzte Jahr für Klee. 150 Konzerte sind da gegeben worden, darunter große Festivals, eine Tour mit Nena und ein London-Konzert im Vorprogramm von The Wedding Present. Deren Gitarrist Simon Cleave spielt auf „Zwischen Himmel und Erde“ Gitarre, bei einem ganz und gar britischen Lied namens „Dieser Fehler“, dessen Worte von Tom Liwa stammen – auch der ist hier gut bekannt. Ebenfalls geholfen hat Cleave bei Übersetzungen – Klee haben ihr letztes Album „Jelängerjelieber“ ganz unverhofft in den USA veröffentlichen können, bei einem kleinen Label, aber immerhin. Und mit drei englischen Liedern. „Wir sind nicht dogmatisch, was die deutsche Sprache angeht“, sagt Kerstgens, „es hat nur ziemlich lange gedauert, bis die Übersetzungen gut waren – man will ja nicht Wort für Wort übersetzen, so im ninety-ninered balloons-Stil. Das Gefühl sollte rüberkommen.“ Ist es bestimmt.

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