Liebe. Rock und Fusel

So schön die Platten auch sind, Ryan Adams wächst einem sicher erst dann ans gebrochene oder intakte Hetz, wenn man ihn live gesehen hat. Viele junge Damen haben den Braten schon gerochen und reisen ihm umständlich hinterher, und selbst etwas distanziertet« Fans sprechen noch heute von den Deutschland-Konzerten des Wuschligen: Wie Ryan Adams vor gut zwei Jahren mit seiner Band Sweetheart Revolution mehrstündige, im strengen Sinne des Wortes „versoffene“ Rock’n’Roll-Revuen herausprügelte und bei „Brown Sugar“ das Mikrofon als Lasso schwang. Wie er vor gut einem Jahr alleine mit der Gitarre in kleinen Hallen sang, die auf sein Geheiß abgedunkelt statt erleuchtet wurden. Wer sich nicht erinnert, war nicht dabei.

Jetzt kommt Adams mit Band und zwei Alben, die die musikalische Doppelnatur bestens beschreiben, „Rock N Roll“und der Zweifach-EP „Love is Hell“. Obwohl er Mitte November das Publikum in Stockholm damit schockierte, dass er vor den Zugaben nur Stücke der neuen Rock-Platte spielte, ist das bei den Deutschland-Terminen kaum zu erwarten. Zuletzt in England standen Lieder aus allen Schaffensphasen auf der Liste, dazu ungehötte Cover-Versionen von Smiths-und Cash-Songs. In London setzte sich Adams sogar ans Schlagzeug, in Glasgow gab es Tumulte, weil er ein auf die Bühne geworfenes Celtic-Hemd überzog und die Rangers-Fans protestierten.

Mit ein klein wenig Chaos sollte man rechnen, mit ungewöhnlichen Wendungen, ohrenzerreißendem Krach und plötzlichen romantischen Anwandlungen. Und damit, dass man spätestens nach dem Konzert endlich verstanden hat, warum Adams trotz aller Hochs und Tiefs einer der Größten ist.

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