Melt! 2011: Diese Geheimtipps muss man sehen

Heute Abend startet das international renommierte Festival Melt! in Ferropolis bei Gräfenhainichen. Wir empfehlen in unserem Artist To Watch-Special frische Namen, aber auch die ein oder andere legendäre Band, die man gesehen haben sollte.

Auf dem Ferropolis-Gelände in Gräfenhainichen bei Dessau startet heute Abend das schon lange ausverkaufte Melt! Festival (Line-up und Infos gibt es hier). Zu diesem Anlass empfehlen wir heute in unserer Rubrik Artist To Watch den alten Hasen ein paar junge Namen und dem Festivalnachwuchs ein paar legendäre Acts, die man live gesehen haben sollte. 

Wer Swans, die New Yorker Pioniere des No Wave, bereits im Dezember 2010 in Berlin oder Hamburg gesehen hat, weiß, worauf er sich gefasst machen darf: Auf ein Noise-Inferno von biblischem Ausmaß. Auf die schweren, düsteren Grooves des Comeback-Albums „My Father Will Guide Me Up A Rope To The Sky“. Auf die Urschreitherapie des großen Apokalyptikers Michael Gira. Die alten Männer von Swans werden verstören und zeigen, was in Sachen Lautstärke so geht auf dem Melt. Am Freitag spielen sie um 20 Uhr auf der Mainstage.

Der 21-jährige Chilene Nicolas Jaar ist neben James Blake eines dieser neuen Wunderkinder, die zugleich Tanzflächen auf Trab bringen und eine ganz neue Form von Pop-Musik machen. Seine originären Disco-Edits und der Downtempo-House seines umjubelten Debütalbums „Space Is The Only Noise“, das seine Fühler auch zärtlich in Richtung Soul und Hip Hop ausstreckt, machen den runden, selbstvergessenen Zeitlupentanz zur Königsdisziplin der Bewegungslehre.  Beim Melt! mit einstündigem Live-Set am Freitag um 21.15 im Melt! Selektor.

Der Hamburger Produzent Marco Niemerski von Tensnake ist seit beinahe zwei Jahren in aller Munde. Mit Edits von Hercules & Love Affair, Talk Talk, oder den Scissor Sisters sowie fantastischen Eigenproduktionen wie der neuen Single „Something About You“ oder „Come Cat“ – einem DER Tanzflächenknaller 2010 – hat Tensnake den späten Disco- und Boogie-Sound revitalisiert und den House mit noch mehr cheesy Pop-Appeal unterspült. Beim Melt am frühen Morgen mit 75-minütigem Live-Set am Freitag um 05.45 Uhr an der Gemini Stage.

Mutter aus Berlin sind weithin missachtete Lieblinge der deutschen Pop-Kritik. Deshalb spielen sie am Melt-Samstag auch schon am späten Nachmittag. Den großen, schrillen Auftritt, die kollektive Hysterie brauchen Max Müller und Band nach zehn Alben nicht mehr. Vom Status der Altrocker sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Denn Mutter sind nicht nur scharfsinnige Zyniker und kleine Großstadtromantiker, sondern abseits des intellektuellen Ballasts auch eine der wahrhaftigsten Rock-Bands des Landes. Wer das nicht glaubt, muss nur das letzte Album „Trinken Singen Schießen“ hören. Und zwar am Samstag um 17.30 Uhr im Intro Zelt.

Zugegeben, ein Geheimtipp sind Console aus der Weilheimer Szene um The Notwist nicht mehr. Vielmehr sollte man die Band von Martin Gretschmann nach ihrer Karriere-Hochphase um die Jahrtausendwende nun unbedingt wieder neu entdecken, obwohl die letzten beiden Alben nur verträumten, auf Dauer etwas langweiligen Ambient-Pop zu bieten hatten. Denn live reichern Console ihr Set zusätzlich mit breakigen Rhythmus-Studien und flirrenden Techno-Tracks von Gretschmanns DJ-Moniker Acid Pauli an. Außerdem hat Sängerin Miriam Osterieder immer noch eine der schönsten Stimmen im Pop. Zu bewundern ist diese am Samstag um 23.00 Uhr an der Gemini Stage.

Heimische Snythpop-Klänge gibt es von Sizarr Soundsystem aus dem malerischen Landau in Niederbayern. Die drei Herren haben bereits im vergangen Jahr auf dem Melt! 2010 das Publikum aus den Gummistiefeln geblasen, und wurden deswegen mit Freuden ein weiteres Mal eingeladen. Noch sind die Bayern ohne Label oder Veröffentlichung unterwegs, aber wenn ihr Auftritt dieses Jahr so gut laufen sollte, wie zuletzt, ist das wohl nur noch eine Frage der Zeit. Wir freuen uns jedenfalls auf die Klänge von „Fake Foxes“ und „Boarding Time“ und pilgern am Samstag um 18.30 zum Melt! Selektor.

Die coolen Kids nennen ihn „subtract“, alle anderen versuchen gar nicht erst, den Namen SBTRKT auszusprechen. Der Produzent und Dub-Musiker aus Oxford ist definitiv jemand, von dem noch viel zu erwarten ist. Nicht nur, dass er, ähnlich wie sein Kollege James Blake, eine außergewöhnliche Live-Show abliefern kann, der Maskenmann springt zwischen Techno und Pop-Welt so leichtfüßig hin und her, dass er sich blitzschnell eine Fangemeinde aus beiden Genres angeeignet hat. Sein Debüt „SBTRKT“ ist am 24. Juni veröffentlicht worden, und in der Nacht von Samstag auf Sonntag spielt er um 00.00 Uhr am Melt! Selektor.

Little Dragon ist sozusagen die Band des Sommers: Neu auf dem Markt ist sie wirklich nicht, schließlich ist das von Kritikern und Fans gleichermaßen gefeierte „Ritual Union“ schon das dritte Album der Schweden. Die Synthpop-Band um die bezaubernde Sängerin Yukimi Nagano (alle Frauen wären gerne wie sie und alle Männer hätten sie gerne an ihrer Seite), hat nicht nur wirklich gute Songs geschrieben, sie versteht es ebenso, diese auch live wirklich gut zu performen. Kommet und sehet selbst am Freitag um 20.30 Uhr im Intro Zelt.

Das New Yorker Duo The Hundred In The Hands spielt dieses Jahr zum ersten Mal auf dem Melt!. Erst im letzten September veröffentlichten Gitarrist Jason Friedman und Sängerin und Keyboarderin Eleanore Everdell ihr selbstbetiteltes Debütalbum. Dem folgte eine ausführliche Tour durch die Staaten und Europa, bei der The Hundred In The Hands ihr Publikum mit ihrer pulsierenden Energie mitriss. Nächste Gelegenheit, sich von den beiden Menschenfängern aus New York keschern zu lassen, ist am Samstag um 20.00 Uhr an der Gemini Stage.

Diese Amerikaner wissen, wie man Spaß hat und feiert – und sind ebenfalls alte Bekannte des Melt!: Mit ihrem 80er Jahre-inspirierten Hardcore-Dance-Pop, bringen die Damen von Men jeden noch so störrischen Tanzmuffel dazu, an seinem Hüftschwung zu feilen. Le Tigres JD Samson ist die schnauzbärtige Frau an der Front und komplettiert den Neo-Disco Sound mit ihrer hellen, Kermit-artigen Stimme. Zu Men getanzt werden kann am Samstag ab 21.30 Uhr an der Gemini Stage.

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