Moon Martin überlässt den Erfolg lieber anderen

Es gibt Song-Anfange, die vergisst man nicht „The screen door slams, Mary’s dress waves“ etwa. Oden „I was born in a Bass Drum“. Mit Drum ’n’Bass hat der Autor der letzten Zeile natürlich nichts am Hut Populär wurde Moon Martin vielmehr als Erfinder des „Cadillac Walk“, den Willy (damals noch: Mink) DeVille anno 77 ins Repertoire seiner sensationellen Debüt-LP „Cabretta“ hievte (die freilich nicht Martin produzierte, wie die aktuelle Bio falsch vermeldet, sondern immer noch Jack Nitzsche).

Auch Robert Palmer fand Gefallen an Martin-Songs und brachte „Bad Case Of Loving You“ dann weltweit in die Charts. Palmer erzählte ihm später, er habe eine ganze Woche gebraucht, um die eigentlich doch recht simple Nummer endlich im Kasten zu haben.Die Tantiemen für diese Songs und eigene Alben wie „Shots Front A Cold Nightmare“ brachten John Martin (so sein bürgerlicher Name) zwar bis heute finanziell über die Runden. Doch ab Mitte der Achtziger verzweifelte der 49-jährige Songwriter aus Oklahoma zunehmend an den taktischen Winkelzügen der A&R-Leute. „Da hieß es immer: Bring mir drei Songs!“, rekapituliert Martin. „Hatten sie drei Songs, hieß es: Schon ganz gut, aber wir wollen noch drei! Hatten sie die, hieß es: Naja, ziemlich viele Gitarren drauf.“

Ergo nahm Martin die Sache ganz allein in die Hand, zog von L. A. nach Nashville, wo er sich in aller Ruhe ein eigenes Studio aufbauen konnte und wo er zudem auf einen Pool erstklassiger Musiker zurückgreifen kann, die froh sind, wenn sie mal keine 08/15-Country-Session abspulen müssen.

Auf seinem Comeback „Louisiana Juke-Box“ knüpft Martin manierlich an vergangene Großtaten an, mit bleiernen Stones-Riffs („Pictures Of Pain“). wohldosierter Midtempo-Melancholie („Don’t Blame The Rain“). Aber eine Zeile wie „I was born in a Bass Drum“ (aus dem Song „Hot Nite In Dallas“) die schreibt man wohl nur einmal in seinem Leben.

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