MOSES P. – Interview

Nicht nur als Motor der deutschen Hip-Hop-Szene wird er von Tag zu Tag populärer. Sein Bodycheck auf Viva-Moderator Stefan Raab (inzwischen mit 50 Mille Strafgeld geahndet) und die anschließenden Verbal-Attacken haben den Mann aus Rödelheim auch zum bevorzugten Prügelknaben der Medien gemacht. Da nun selbst bundesdeutsche Musikerkollegen gegen Moses Pelham Front machen, scheint die Frage angebracht, ob er seinen Hang zu krassen Pforten nicht vielleicht doch etwas überzogen haben sollte...

Im Titelstück Deines neuen Albums „Geteiltes Leid I“ heißt es: „Man muß der Menschheit überlegen sein durch Kraft, durch Höhe der Seele, durch Verachtung.“ Könnte glatt von Adolf stammen.

Nietzsche hat das gesagt. Haben die Nazis den nicht auch immer für ihre Zwecke herangezogen? Hältste den auch schon für gefahrlich?

Wenn ich Teenager wäre und so was höre, könnt ich mir schon vorstellen, daß der Pelham ein Fascho ist.

Mit meinem Album ist es wie mit der Bibel: Falls du’s partout nicht verstehen willst, dann verstehst du es eben nicht. Kunst braucht keine Mehrheit. Entweder du kannst dich mit meinen Gefühlen identifizieren und fühlst dich von meinen Worten bestätigt und getröstet oder eben nicht.

Weiter heißt es: „Ich tret dich zusammen, piß dich an und laß dich liegen.“ Machst Du Dir wirklich keine Gedanken über Deine Verantwortung gebenüber jugendlichen Hörern? Daß die denken: „Der Moses sagt, Leute zusammenschlagen ist okay – also mach ich das auch mal“?

Also, es gibt Situationen, da kannst du nicht anders, als dem anderen eine reinzuhauen. Ja, Gott – und? Um meine Kunst zu verteidigen, lege ich alles rein, was ich habe.

Wenigstens wirst Du ordentlich dafür verklagt.

Ey, echt, Alter. Das geht mir so was am Arsch vorbei, was Du mir hier erzählst Ich zieh einfach meinen Scheiß durch. Mir ist es doch scheißegal, was andere Leute darüber denken. Alles, was mich interessiert, ist Moses Pelham.

Machst Du es Dir mit solch markigen Worten nicht arg einfach?

Ich mach s mir eben gerne einfach, hahaha. Paß mal auf: Ich kann dieser Verantwortung, die Du mir da aufschwätzen willst, einfach nicht gerecht werden. Ich bin nun mal kein Lehrer, Jugendbetreuer, nix dergleichen! Ich habe das irrsinnige Bedürfnis, meine Empfindungen in Worte zu fassen. Ich nehme es im Gegenzug gerne in Kauf, daß das den einen oder anderen provoziert, aber das ist mir echt so was von scheißegal, das kannst Du Dir gar nicht vorstellen. Ist mir schon klar, daß jemand wie Du meinen Scheiß scheiße findest – kein Problem für mich! Neid und Haß sind die aufrichtigsten Formen der Anerkennung. Der Deal, den wir haben, ist doch folgender: Du gibst mir deine 35 Mark für meine CD – und dann kannst du davon halten, was du willst. Auf was anderes lasse ich mich jetzt echt nicht ein.

Hören eigentlich auch Frauen Deine Musik?

Natürlich, Frauen können meine Gefühle genauso nachempfinden wie Männer. Aber ich war in meinem Leben noch nie ’ne Frau, weißte – deshalb kann ich auch nicht wissen, ob ich mich als Frau auch genauso ausgedrückt hätte.

Die Vorstellung fallt schwer, daß Zeilen wie diese bei einer Frau sonderlich Anklang finden: „Die erste von euch Fotzen, die mein Mikrofon berührt, wird vom Kabel eingeschnürt und kriegt es hinten eingeführt“?

Du verstehst echt gar nichts, was? Jetzt mal ehrlich, fick dieses Interview und sag mal…, ich meine, ist mir schon klar, daß Du ’nen möglichst tollen O-Ton brauchst…

Marke „Mein Scheiß ist der geilste“. Das ist doch wohl Deine Grundhaltung – auf dieser als auch auf allen anderen Rödelheim-Platten.

Danke. Aber warum „Fotzen“? Das Wort „Fotze“ hat mit Frauen überhaupt nichts zu tun, ich benutze das immer im Sinne von „hinterfotzig“. Außerdem meinte gestern ’ne Frau, daß man Fotze mit „V“ schreibt. Das auch noch, ja. Aber wenn Du meine Platte hörst und nicht raffst, daß „Fotze“ nichts mit Mann oder Frau zu tun hat, dann bist Du wahrscheinlich zu doof, um meine Platte zu verstehen.

Hast Du Angst vor Frauen? Also, um das Thema abzuschließen: Das ist nun mal mein Sprachgebrauch. Wenn Du nachher hier rausgehst, werde ich sagen: „Was für eine Fotze“.

Was sagt denn Deine Mutter zu Deinen Texten?

Die findet es ganz fürchterlich, grauenhaft. Aber es ist natürlich auch so – und da verstehe ich ja eine Frau um die 50 -, daß die da möglicherwebe keinen Zugang mehr hat. Da steht halt was dazwischen, zwischen ihr und dieser Kunst – meine Wortwahl nämlich.

Von den Texten einmal abgesehen, gibt es ja eigentlich keine gravierenden Unterschiede zwischen der Solo-Platte und den beiden Rödelheim-Scheiben.™

Ja, ist alles dieselbe Kacke. Aber ich will, daß es dieselbe Kacke ist, weil ich diese Kacke liebe. Verstehstewasichsage?

Warum ist Rödelheim-Partner Thomas H. dann diesmal nicht auch mit von der Partie?

Och, dem Thomas waren die Texte auch zu krass, der wollte das nicht mitunterschreiben. Der Thomas hat auch gesagt, daß da Sachen auf der Platte drauf sind, die kein Mensch verstehen kann, oder nur falsch verstehen kann. Der Thomas meint auch, er könnte die Platte nur deshalb verstehen, weil er mich schon jahrelang kennt.

Da hat der Thomas vielleicht recht.

Was weiß ich. Die Diskussion mit dem Thomas hab ich mir erspart, weil das ja eh nichts bringt.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates