MS MR: vom Netz in die Wirklichkeit

Zunächst betörten MS MR nur virtuell - doch jetzt ist das erste Album des amerikanischen Pop-Duos erschienen

Pop-Anleihen, Dance-Beats und gehörig Indie-Attitüde: Das Klangkonzept des New Yorker Duos MS MR („Miss Mister“) ist alles andere als neu erfunden, wirkt aber in seiner Zusammensetzung derart betörend, dass Lizzy Plapinger und Max Hershenow im Nu aus den Katakomben der Tumblr-Bloggerwelt hervorstießen und im Hause Sony einen Major-Deal unterschrieben. Viel wusste man dieser Zeit nicht über die ominösen vier Buchstaben MS MR, keiner hatte sie je live gesehen – und doch überschlugen sich die Bildmalereien und Vergleiche, die ihren Sound zu erfassen versuchten.

„In der Popmusik ist alles meist an Gesichter geknüpft, was aber nicht immer förderlich ist. Es war toll, nur Musik sprechen zu lassen, auch wenn es so nicht geplant war“, merkt Sound-Tüftler Hershenow an, wobei seine Sängerin lieber schweigt, denn so ganz grün hinter den Ohren ist sie eigentlich nicht. Als Mitgründerin des 7“-Vinyl-Labels Neon Gold hat sie mit Künstlern wie Marina And The Diamonds und Gotyé  bereits Geschäftssinn bewiesen. „Schau,“ wirft die Frau mit den bunten Haaren lachend ein, „mystisch angehaucht sind wir nun nicht gerade!“ Und tatsächlich erinnert Plapinger an Robin Sparkles und deren Hit „Let’s Go To The Mall“.

Obwohl MS MR gemeinsam studierten, fanden sie freundschaftlich und musikalisch erst 2010 zusammen, als Hershenow bei Plapingers Label nach Gesangstalenten fragte und jene ein Band von sich selbst herausrückte. „Ich hatte noch niemals jemandem vorgesungen und war sehr aufgeregt, Max meine Songideen vorzustellen. Deshalb ist es ziemlich kühn, wenn man mich gesanglich mit Adele oder Florence Welch vergleicht.“ Gebastelt wurde in Hershenows Schlafzimmer. „Wir wollten Popmusik machen, und heraus kam ‘Bones‘. Es ist wahnsinniges Glück, dass wir den Song im ‘Game Of Thrones‘-Trailer unterbringen konnten.“ Mit Tom Elmenhirst (Adele, Amy Winehouse) gewannen MS MR für das Album „Secondhand Rapture“ den richtigen Mastering-Chef, der aus dem „Tumblr-Glitch-Pop“ tiefgängigen Vintage-Wave-Pop machte.

Secondhand Rapture ist bereits erschienen.

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