NEU IM KINO

The Grandmaster **** Tony Leung, Zhang Ziyi

Regie: Wong Kar-Wai Start: 27.6.

Nach Ang Lee („Tiger And Dragon“) und Zhang Yimou („Hero“) hat mit Wong Kar-Wai nun auch der dritte bedeutende asiatische Regisseur sein Martial-Arts-Meisterwerk vorgelegt. Dabei folgt er nur im Rahmen den Konventionen des Genres. Er erzählt die Biografie des Kung-Fu-Lehrers Ip Man (Tony Leung), des Mentors von Bruce Lee, der durch seinen Widerstand gegen die Japaner in China ein Volksheld wurde. Die Kämpfe sind fantastisch choreografiert und fotografiert ,vor allem beeindruckt die romantische Art, in der Kar-Wai die Geschichte von Ip Mans unmöglicher Liebe zu Gong Er (Zhang Ziyi) inszeniert. „The Grandmaster“ ist „In The Mood For Love“ mit Kampfkunst: tief bewegend und hoch ästhetisch. OH

Only God Forgives ***1/2 Ryan Gosling, Kristin S. Thomas

Regie: Nicholas Winding Refn Start: 18.7.

Seit „Drive“, mit dem Nicholas Winding Refn sich virtuos vor dem Actionkino der 70er-und 80er-Jahre, Sam Peckinpah, Walter Hill und Steve McQueen verbeugte, sind die Erwartungen an seinen neuen Film hoch. Als wollte der Däne sich dem Hype verweigern, hat er sich in den Underground seiner vorherigen Werke wie „Pusher“ und „Walhalla Rising“ zurückgezogen. Schon diese Konsequenz beeindruckt an „Only God Forgives“, der als Kunstfilm einer eigenen Vision folgt. Die Story ist rudimentär, die Bilder sind dafür umso schwelgerischer. Ryan Gosling spielt, aber spricht kaum den Drogenhändler Julian, der in Bangkok auf Befehl seiner teuflisch schwadronierenden Mutter Crystal (Kristin Scott Thomas) den Tod seines Bruders rächen soll. Wortkarg ist auch sein Widersacher Chang (Vithaya Pansringarm) als kompromissloser Cop mit Samuraischwert. Somnambul streifen die Figuren durch eine von Rot durchtränkte und Kastrationssymbolik durchzogene Albtraumwelt. Refns Hommage an den Surrealismus des chilenischen Regisseurs Alejandro Jodrowsky („El Topo“) ist stilistisch geprägt von Kim Ki-duk, David Lynch, Gaspar Noé, Takeshi Kitano. Kein überragendes Werk, aber der Film fordert einen heraus, wächst mit jedem erneuten Sehen und lässt sich leidenschaftlich diskutieren. OH

Fliegende Liebende ** Javier Cámara, Cecilia Roth

Regie: Pedro Almodóvar Start: 4.7.

Das Flugzeug ist schon auf dem Weg nach Mexiko, als dem Piloten auffällt, dass etwas mit dem Fahrgestell nicht stimmt und eine riskante Notlandung unvermeidbar ist. Die Business-Class wird mit Schlafmitteln ruhig gestellt. Doch eine jungfräuliche Hellseherin aus der Economy ist hellwach und hat den Tod gerochen. Und so haben die drei sehr tuntigen Stewards, die sich um die Touristenklasse kümmern und am Alkohol gütlich halten, ein Problem. Da hilft nur noch ein mit Mescalin (das ein Fluggast rektal mitführte) durchsetzter Cocktail, um die Leute auf den billigen Plätzen einigermaßen bei Laune zu halten. Doch das Wundermittel wirkt nicht nur stimmungsaufhellend, sondern auch enthemmend, Eros und Thanatos laden zur Orgie. Ein typischer Almodóvar eigentlich: der Camp, die klaren, kräftigen Farben, die starken Frauen, die nicht selten Huren sind, und die feigen, ein bisschen lächerlichen Männer, das Gefangensein und die Grenzüberschreitung. Aber dieses Mal zündet die Magie des Spaniers überhaupt nicht. Die abstruse Handlung findet ihre Entsprechung in löchrigen Dialogen, pubertären Pointen und eher stereotypen als schrill überzeichneten Charakteren. MB

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