Neu im Plattenregal

Hier nun wie jede Woche der virtuelle Einkaufszettel für den Gang zum Neuheitenregal, dargereicht mit Videos, Rezensionen, Albenstreams und was das Netz so hergibt. Heute u. a. mit: Antony And The Johnsons, Fran Healy, Sufjan Stevens.

Antony And The Johnsons – „Swanlights“
Da bleibt einem der Zynismus im Hals stecken, so feierlich und so berührend ist das. Ein Satz, der alles sagt über unser Album des Monats und erklärt, warum es viereinhalb Sterne bekommen hat. Nachlesen kann man ihn in der ausführlichen Rezension von Maik Brüggemeyer, die bereits hier online zu finden ist. Ebenso online ist momentan ein vollständiger Stream des Albums.

Belle & Sebastian – „Write About Love“
Drei Sterne gab es von Max Gösche für das neue Album von Belle & Sebastian, auf das man ja eine ganze Weile warten musste. Die Platte bietet „leicht Goutierbares“ inmitten von „Beach-Boys-Chören, Zombie-Orgeln und Lovin-Spoonful-Melancholie“. Die vollständige Rezension gibt es bereits online. Einen Stream haben wir ebenso im Angebot. Und hier noch mal der schöne, von der Band produzierte Film zum Release:

The Crookes – „Dreams Of Another Day“ EP
Melancholische junge Männer gibt es in England noch und nöcher – und nicht wenige von ihnen musizieren für ihr (trauriges) Leben gern. The Crookes stellen sich nur zu gerne in diese urbritische Tradition und singen von „Backstreet Lovers“ oder finden sich plötzlich „Somewhere Over The Bus Stop“. Neu ist das sicher nicht, uncharmant allerdings ebenso wenig. Der NME hat The Crookes bereits auf dem Zettel und auf seinem „Weekender“-Festival. Mal schauen, was da noch kommt.

Somewhere Over The Bus Stop by thecrookes

Die Antwoord – „$0$ (SOS)“
Wir schrieben auf www.rollingstone bereits ausführlich über dieses südafrikanische Internetphänomen, bei dem sich jeder folgende Fragen stellt.
1. Darf man das gut finden?
2. Ist das gut?
3. Sind die echt?
Nun ja, schlauer wurde man bis heute nicht wirklich, denn selbst, wenn die MCs Ninja und seine Partnerin (und angeblich Mutter seines Kindes) Yo-Landi Visser Interviews geben, steht am Ende immer wieder die Frage, die sie selber dem Hörer stellen: „Is it real?“ Wie auch immer: Ab heute muss sich Die Antwoord jedenfalls der Antwort stellen, ob sie auch im Plattenladen so heiß gehandelt werden wie im Internet. Wir haben einen Albenplayer und das neue Video:

The Duke And The King – „Long Live The Duke And The King“
Der Anfangszauber fehlt, die herrlichen Harmonien bleiben – Jörg Feyers Fazit zum neuen, zweiten Album „Long Live The Duke & The King“ (VÖ: 08. Oktober). Hier gibt’s das Making of, die Kritik, den Stream und die Tourdaten.

Jens Friebe – „Abändern“
Man soll es nicht glauben: Jens Friebe ließ sich von den Vengaboys zu diesem Albentitel inspirieren – und zwar von ihrem Song „Up & Down“. Musikalisch eifert er aber der Trashgruppe zum Glück nicht nach. Das weiß Joachim Hentschel, der das Album bereits hören konnte: Seine vierte Platte verbringt er auf dem Klavierhocker, spielt die Tasten im Songwriter-Gestus („Charles De Gaulle“, über die Schauspiele des Abschiednehmens), hämmert („Verbotene Liebe“, eine Schauervision über Romeo und Julia im Nazidorf) oder klimpert verhallt („Alles über die Welt“, Melancholie als After-Hour-Vergnügen). Die vollständige Kritik gibt es dann in unserer nächsten Ausgabe. Drei Songs kann man momentan auf seiner Myspace-Seite hören. Hier der Clip zu „Theater“:

Fran Healy – „Wreckorder“
Birgit Fuß schreibt in ihrer Kritik in unserem aktuellen Heft: Man sucht vergeblich den Haken, wieder einmal. Fran Healy singt so schön, kein Zynismus beschwert seine Stimmte. Der Schotte ist immer noch ganz bei sich und schreibt die schwelgerischsten aller schwelgerischen Popsongs, offensichtlich braucht er seine Band Travis dafür nicht. Nun ja, geschwelgt wird in der Tat recht viel – und gerade diese Lieblichkeit wird sicher auch den ein oder anderen auf die Palme bringen. Aggressionen allerdings, die im Live-Vortrag verfliegen – das bewies Healy bei seinem Gig im Ramones-Museum in Berlin vor einigen Wochen. Der Typ ist einfach dermaßen nett, dem kann man nicht böse sein. Aber – ganz im Sinne des so friedfertigen Fran Healys – möge sich ein Jeder sein eigenes Klangbild machen.

The Orb feat. David Gilmour – „Metallic Spheres“
Der Londoner DJ Alex Paterson alias The Orb hat bei einem frühen Auftritt in seiner Karriere mal eine Schafherde durch den Club getrieben. Heute ist das nicht mehr nötig, wie Jürgen Ziemer in unserer nächsten Ausgabe feststellt: Schafherden braucht er heute nicht mehr, dafür hat The Orb jetzt Lasershows, und auf dem neuen Album sogar einen leibhaftigen Pink Floyd: David Gilmour spielt auf den beiden je 25 Minuten langen Klang-Collagen Gitarre; Bass und Keyboards hat der Produzenten Youth übernommen. „Metallic Spheres“ klingt in den besten Momenten wie eine Mischung aus The Orb und den eher wabernden Stücken von Pink Floyd. Also genau das, was der Titel verspricht. Wie das Album entstand, kann man in diesem kurzen Making of sehen.

Sufjan Stevens – „The Age Of Adz“
Sufjan Stevens widmet sich auf seinem ziemlich irren, ziemlich großartigen Album der Kunst des ziemlich irren, ziemlich großartigen Malers Royal Robertson – ein selbsternannter Untergangsprophet, dessen Ex-Frau unsere Apokalypse einläuten wird. Die ausführliche Rezension von Maik Brüggemeyer, gibt’s im nächsten Heft. Auf www.rollingstone gab’s bereits den Albenstream und die Story hinter „The Age Of Adz“ – und zwar hier.

The Walkmen – „Lisbon“
Maik Brüggemeyer vergibt für das neue Album der Walkmen um Sänger Hamilton Leithauser dreieinhalb Sterne und konstatiert: Die Walkmen suchten nach einem neuen Sound, fanden ihn aber nicht gleich. So könnten einige Stücke in der ersten Hälfte von „Lisbon“ als Outtakes früherer Werke durchgehen. Wuchtige Gitarren, die plötzlich wegbrechen, minimalistisches Schlagzeug und Hamilton Leithausers schnoddrig-dylaneskes Organ – alles wieder da. Doch dann wechseln die Walkmen von der Garage ins Ballhaus, spicken ihre verführerischen Schieber mit 50s-Referenzen – dem Drama von Roy Orbison, den Harmonien der Four Freshmen, dem Rhythmus der Tennessee Three, dem Sentiment von Frank Sinatra. Ab und zu bricht eine Gitarre aus. Klingt, wie wenn das Sun Studio in der Einflugschneise eines Flughafens gestanden hätte. Wer reinhören möchte: Hier stellten sie in einer komplett gefilmten Live-Session die Songs „Angela Surf City“, „Blue As Your Blood“, „Juveniles“ und „Woe Is Me“ vor.

Lizz Wright – „Fellowship“
Vier Sterne gibt es in unserer Oktoberausgabe in den Kurzkritiken: Erdschwerer Gospel, tief empfundener Lobpreis: Lizz Wright singt vom Allmächtigen. Jeder Ton in diesen geistgeschwängerten Umarbeitungen alter Gospels sowie einiger Cover-Songs (von Hendrix und Blind Faith) schürft tief, Wrights dunkle Stimme steigt in den Himmel. Auf www.lizzwright.net kann man momentan einige der neuen Songs hören. Zudem gibt es bei uns den Song „Sweeping Through The City“ als Free Download. Ab Mitte Oktober ist Miss Wright hierzulande auf Tour. Hier die Daten:
16.10.2010 Berlin, Passionskirche
25.10.2010 Frankfurt a. M., Mousonturm
26.10.2010 Köln, Gloria
30.10.2010 Hamburg, Überjazzfestival, Kampnagel

Robert Wyatt / Gilad Atzmon / Ros Stephen – „For The Ghosts Within“
Was für eine Release-starke Woche! Mit einem weiteren Viersterner endet diese Liste, vergeben von Maik Brüggemeyer – und dem hängen die Sterne ja sonst nicht immer so locker im Ärmel. Sein Fazit: „The Ghosts Within“ ist – wie bei den Beteiligten nicht anders zu erwarten – ein Werk mit kulturpolitischer Mission. Dass aus diesen musikalischen Überblendungen und Verknüpfungen von Morgen- und Abendland kein Eine-Welt-Kitsch wird, sondern ein ergreifendes Album, ist natürlich dieser göttlichen Stimme zu verdanken, die über allem schwebt. Amen.

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