Neu im Plattenregal: Die Alben vom 04. Mai 2012

Die Neuerscheinungen der Woche - wie immer mit Rezensionen, Videos und Streams. Diesmal u. a. mit dabei: Damon Albarn, die Toten Hosen, Santigold, Florence + The Machine und Richard Hawley.

In unserem beliebten Überblick der Alben der Woche reisen wir weiterhin durch die Plattenläden des Landes. Heute empfehlen wir einen Besuch bei Musik & Buch Wolff, Eisenbahnstr. 140 in 15517 Fürstenwalde.

Damon Albarn – Dr Dee (Parlophone/Capitol/EMI)
Dr. Dee war fast alles – nur kein Rocker. Und eigentlich möchte die Welt doch nichts anderes als ein neues Blur-Album“, findet unser Rezensent, wie man hier nachlesen kann.
>>>> Video: Kurzdokumentation über die Entstehung von „Dr. Dee“

Cats On Fire – All Blackshirts To Me (Cargo)
Das dritte Album der Band aus Turku in Finnland verneigt sich wieder einmal vor den großen Melancholikern der britischen Popmusik – allen voran seien da natürlich die Smiths genannt, die als Referenz bei den brennenden Katzen glasklar rauszuhören sind. Bandleader Mattias Björkas hat hier durchaus schöne Songs versammelt – „My Sense Of Pride“ zum Beispiel, in dem er auch die Selbstironie eines Morrisseys zeigt. Björkas‘ pathetisches Timbre sorgt dann auch dafür, dass das Album trotz des ein oder anderen Hängers überzeugt, selbst wenn man sich ein paar Tempovariationen mehr, wie die Klavierballade „1914 And Beyond“, gewünscht hätte. Props auch für den schönen Albentitel: „All Blackshirts To Me“ – das gehört auf Plattencover und schwarze T-Shirts…
>>>> Stream „It’s Clear Your Former Lover“
>>>> Stream: My Sense Of Pride“
>>>> Stream: „A Few Empty Waves“

The Cribs – In The Belly Of The Brazen Bull (Wichita/PIAS/Rough Trade)
Der „Brazen Bull“ zählt zu den besonders grausamen Foltermethoden der Antike. Im Inneren des bronzenen Stieres wurden, der Überlieferung nach, Gefangene eingesperrt und durch ein Feuer unter des Stieres Bauch zu Tode gequält. Dem brutalen Titel stehen die Blümchen auf dem Cover des fünften Cribs-Albums entgegen und lassen sich, möchte man Erklärungen finden, vielleicht mit einer gewissen Zerissenheit erklären. Oder auch einfach einer Prise Aufstand? Schließlich mussten sich The Cribs in der neuen, alten drei-Mann-Besetzung erst einmal wieder neu sortieren, seit Johnny Marr weitergezogen ist. Das Ergebnis ist zumindest keineswegs Folter, sondern handfester, oft roher Post-Punk, der auch mit dem ein oder anderen Ohrwurm, wie „Come On, Be A No-One“ überzeugt.
>>>> Albumtstream

Experimental Pop Band – Vertigo (Wear It Well/Cargo)
Es passt zum Humor der Band aus Bristol, dass Davey Woodward und seine Mannen ihr neues Album mit einem Song über den bekanntlich ausgestorbenen „Dodo“ starten – und ihn mit einem herrlich grenzdebilen Refrain versehen: „Dudududu…“ trällert eine hohe Stimme, dann ein Break und eine dunkle Stimme, die raunt „Dodo, Dodo“. Vielleicht wollten sie sagen, dass sie trotz über 15 Jahren in der Rubrik Geheimtipp, noch immer nicht ausgestorben sind. Klingt auch noch alles recht vital auf „Vertigo“, selbst wenn der schrubbelnde mit fiependen Keyboards versehene Außenseiter-Pop einem nach fünf Liedern auch schon mal auf die Nerven gehen kann…

Florence + The Machine  – MTV Unplugged (Island/UID/Universal)
Florence Welch hat schon oft bei Konzerten gezeigt, dass ihre Songs und vor allem ihre Stimme nicht auf eine große Instrumentalisierung angewiesen sind und sie die Spannung zwischen laut und leise beherrscht. Den eindeutigen Beweis dafür gibt es jetzt noch einmal gebündelt, denn zusammen mit einem zehnköpfigen Gospelchor haben Florence + The Machine im vergangenen November in einer ehemaligen New Yorker Synagoge den Strom abgedreht und der „MTVUnplugged“-Reihe ein Konzert beigesteuert.  Auf dem Album gibt es jetzt elf der gespielten Songs, unter anderem die unglaublich starke, weil zunächst sehr minimalistische, Version des „Drumming Songs“, das Otis Redding-Cover „Try A Little Tenderness“ und das Johnny und June Carter ‚Cash-Cover „Jackson“, für das Queens Of The Stone Age-Frontmann Josh Homme als Duettpartner zur Seite stand. (Miriam Mentz)
>>>> Video: Clip zu „Jackson“

Get Cape. Wear Cape. Fly – Maps (Cooking Vinyl/Indigo)
Sam Duckworth, der Kopf hinter Get Cape. Wear Cape. Fly, gibt einem weiterhin Rätsel auf, wo seine musikalische Reise hingehen soll. Das Debüt „The Chronicles Of A Bohemian Teenager“ war noch in sich gekehrter Pop mit nettem Beatgebrutzel dahinter – ab dem Nachfolger „Searching For The Hows And Whys“ ging es dann jedoch in Richtung Pop & Politics. Duckworth widmete sich politischen Themen, engagierte sich für Oxfam und ähnliche Organisationen und wirkte auf der Bühne bisweilen, als wolle er Billy Bragg beerben. Mit der Zeit wurde seine Musik facettenreicher und ein wenig breitbeiniger – allerdings mit wechselnden Ergebnissen, was auch bei „Maps“ wieder der Fall ist. „The Real McCoy“ ist fintenreicher Gitarrenpop, der ähnlich gut funktioniert wie die Single „Daylight Robbery“, anderes klingt überambitioniert und zusammengewurschtelt, wie das geradezu nervige „Vital Statistics“, das auf Funk-Bass und schiefe Bläser setzen will, oder die Zusammenarbeit mit UK-Rapper Jesht, die nicht so richtig zusammenpassen will. Bei „The Joy Of Stress“, das vielleicht seinem Debüt am nächsten steht, ist er dann mal wieder ganz melancholisch und ganz bei sich. So bleibt am Ende eine Handvoll guter Songs – und ein paar nicht so gute. Und weiterhin die Frage: Wo will er denn nun hin?
>>>> Clip zu „Daylight Robbery“

Richard Hawley – Standing At The Sky’s Edge (Parlophone/Capitol/EMI)
Nein, sei neues Album habe nichts mit Drogen zu tun, selbst wenn das Cover nach LSD-Trip aussieht und der beste Song „Leave Your Body Behind You“ heißt. Das verriet uns Mr. Hawley höchstselbst, den wir kürzlich für ein Videointerview trafen. Sehr gelungen ist das feedbackfreudige Album dennoch, wie man hier nachlesen kann.
>>>> Video: Clip zu „Standing At The Sky’s Edge“

Garland Jeffreys – The King Of In Between  (Big Lake Music/India/Rough Trade)
Garland Jeffreys ist zurück – die Review zum neuen Album gibt es hier. Ein Interview mit dem Songwriter aus New York, der Bruce Springsteen zu seinen Bewunderern und Freunden zählen darf, gibt es in der kommenden Woche bei uns. Außerdem ist er bald bei uns live zu sehen – präsentiert von ROLLING STONE. Hier die Daten: 29.05.2012 D- Aschaffenburg, Colos Saal| 30.05.2012 D- Hamburg, Downtown | 31.05.2012 D- Köln, Kulturkirche

K-Holes – Dismania (Hardly Art/Cargo)
Das zweite Album der New Yorker ist erneut eine schizophrene, angepisste, feedbackzersägte Angelegenheit mit einem Unterhaltungswert, der eher aus dem Ungestümen denn aus dem tatsächlichen Können resultiert. Ambitionierte Künstlertypen, die zu Iggy ins „Fun House“ wollen, gibt es zwar genug, gerade in New York, aber was diese Herren und Damen auszeichnet ist, dass sie das ganze nicht hochglanzverpacken sondern so dreckig klingen lassen, als wäre es direkt in einem Darkroom in New York auf harten Drogen aufgenommen worden…
>>>> Video: Clip zu „Rats“
>>>> Free Download von „Rats“ (rechte Maustaste: „Speichern unter…“)

Keane – Strangeland (Island/UID/Universal)
Die Briten legen ein weiteres überzeugendes Album vor, um zu zeigen, dass sie kein One-Hit-Wonder waren. Die Review gibt es hier.
>>>> Video: Clip zu  „Disconnected“

Light Asylum – Light Asylum (Cooperative Music/Universal)
Das Duo aus Brooklyn wird bereits seit seiner EP „Tension“ hochgelobt. Erste Deutschland-Shows gerieten zum reinsten Hipster-Schaulaufen. Den Hype um Shannon Funchess und Bruno Coviello kann man allerdings nachvollziehen. Zwar ist die Musik nicht neu, sondern eher aus den 80ern geborgt und mit moderneren Gerätschaften nachgespielt, aber zwei Stimmen wie ihre in dieser Kombination, das hört man selten. Jemand sagte mal, Light Asylum klängen wie eine Kombination aus Grace Jones und Ian Curtis – und das trifft die Sache erstaunlich gut. Coviello klagt und jault und leidet mit dunklem Pathos und Funchess kann alles von der Souldiva bis zur Furie. Wenn dann in Songs wie „Pope Will Roll“ auch noch munteres Geschrei und ein paar Industrial-Noise-Parts eingestreut werden, bleibt einem nur ein lautes „Wow“ als Fazit übrig.
>>>> Clip zu „Dark Allies“
>>>> Albumstream

The Parlotones  – Journey Through The Shadows  (Ear Music/Edel)
So ganz hat das mit den Parlotones in Deutschland nicht geklappt – und das obwohl sie bei der WM in Südafrika 2010 mit „Come Back As Heroes“ den „WM Song der ARD“ stellten. Könnte aber auch an dem Song gelegen habe, der „die südafrikanischen Coldplay“ – wie sie oft mal genannt werden – eher von ihrer schmantigen Seite zeigen. Das richtige Maß in Sachen große Geste haben sie zwar immer noch nicht gefunden – manchmal wollen sie immer noch zu sehr U2 oder Coldplay sein (zum Beispiel in „Soul And Body“) – aber „Journey Through The Shadows“ ist nicht so schlecht, wie der „WM Song“ von damals und das Artwork vermuten lassen. Wenn sie sich ein wenig zurücknehmen und zum Beispiel im Opener einfach mal nur auf die eigentlich sehr schöne Stimme von Kahn Morbee setzen, dann ist man bei guter Mainstream-Popmusik gelandet. Auch der dezente Country-Flair in „Suitcase For Home“ steht ihnen ganz gut. Leider überwiegen noch die Songs, die in alle Radios der Welt wollen – besagtes U2-Rip-off „Soul And Body“, oder der Streicher-Overkill in „Goodbyes“.
>>>> Albumstream

Santigold – Master Of My Make Believe (Warner CD)
Rezensent Markus Schneider findet:Natürlich fehlt der Überraschungseffekt des Debüts. Doch der entscheidende Spaßfaktor liegt auch diesmal an der magischen Lässigkeit, mit der Santigold ihren Disco-Eklektizimus zum breitentauglichen Pop-Konzept erklärt.“ Die vollständige Review gibt es hier.
>>>> Video: Clip zu „Disparate Youth“

Die Toten Hosen – Ballast der Republik (JKP/Warner) und Die Geister, die wir riefen (JKP/Warner)
Das neue Album der Toten Hosen ist schon seit heute Morgen Thema auf unserer Website. Die Review dazu gibt es hier.
>>>> Die Toten Hosen historisch – ausgewählte Texte aus unserem Archiv

Tu Fawning – A Monument (City Slang/Universal)
Die Review zum zweiten Album von Tu Fawning gibt es bereits hier online. Ein Interview gibt es in der kommenden Ausgabe – ebenso eine Rolling Stone Session mit der Band.
>>>> Albumstream
 

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