Ompa ohne Oper – Kaizers Orchestra in Berlin

Nach sechs Konzerten in der Osloer Oper nehmen Kaizers Orchestra „Violeta Violeta Vol. III“ mit auf Tour durch Europa. Im Berliner Postbahnhof spielten sie ohne Orchester und Chor – dafür mit den altbewährten Ölfässern und Autofelgen.

Stampfende Polkas neben direkten Rocknummern: Die Setlist des gestrigen Abends ist ein Querschnitt durch alle Alben und Schaffensphasen von Kaizers Orchestra, dem sechsköpfigen „Orchester“ aus Stavanger. „Für Berlin keine Balladen, sondern Zigeunermusik“, wie Sänger Janove verkündet.

Der Anteil von Songs des letzten Albums hält sich entsprechend in Grenzen. Dem dritten Teil der Violeta-Trilogie hört man die Bühnenkonzeption deutlich an. Nicht nur, weil Orchester und Chor im Postbahnhof nicht auf die Bühne passten, sondern weil bei den Songs auf „Violeta Violeta Vol. III“ das Geschichtenerzählen im Vordergrund steht, was ohne szenische Unterstützung live wenig Anreiz bietet. Es war eine kluge Entscheidung, die Auswahl auf Songs zu beschränken, die eigenständig als solche funktionieren und nicht nur im Gesamtkonzept der Violeta-Oper, z.B. der Album-Opener „Begravalesepolka“ oder „Aldri Vodka“ – „Niemals Wodka“.

Den hatte das Publikum auch gar nicht nötig, um in Stimmung zu kommen. Noch bevor die Band die Bühne betritt, singen die Fans in der ersten Reihe das Intro mit: „Oooowoohoooo!“. Bei Textstellen wird der Chor schon dünner, obwohl eine kleine Gruppe Norweger den Weg in den Postbahnhof gefunden haben. Außerdem ein paar vereinzelte Schweden, die der „Schakal“, so der Spitzname des Mannes am Mikro- und Megaphon, scherzhaft wieder nach Hause schickt.

Janove Ottesen hat selbst sichtlich Spaß bei der Sache, tanzt über die Bühne und sucht immer wieder Kontakt zur feiernden Menge. „Killmaster“ und „Hellraizer“ zu seinen Flanken tun es ihm gelegentlich gleich. Wobei der „Killmaster“ Terje seinem Namen mehr Ehre macht als „Hellraizer“ Geir, der es mit Humor nimmt, als er für die kneifende Gastsängerin aus Norwegen kurzfristig bei „Dr. Mowinckel“ das Gesangsmikro übernimmt, wie auch bei der Album-Version auf „Ompa Til Du Dør“. Im Gegensatz zum fröhlichen Geir blickt Terje finster auf das Publikum hinunter. Der harte Kerl pflegt die leichte Arroganz und Düstermine sonst auch bei seiner Zweitformation Skambankt, die mehr dem Hard Rock als der Polka zugeneigt ist.

Da ist es fast schon ein Statement, dass er Tamburin und Rassel in die Hand nimmt, wenn seine Kollegen Janove und Geir mit Brechstange und Knüppel Ölfässer und Autofelgen bearbeiten – ein Markenzeichen ihrer Show. Im Hintergrund bearbeitet Helge die Tasten und fällt dabei niemals aus der Rolle als steif-skuriller „Omen“, der mit Gasmaske und Aktentasche als Erster die Bühne betreten hatte. Er ist es auch, der mit filigranen Klavierakkorden die erste Zugabe „Svarte Katter & Flosshatter“ einleitet. Derer gab es – wie immer bei den Herren Kaizer –auch dieses Mal viel zu wenige.

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