Pavement – Hamburg, Markthalle

Vor vielen Jahren – vom Millennium sprach damals noch niemand – gaben Pavement ihr Hamburg-Debüt in der Kleinen Markthalle; in Erinnerung davon blieb vor allem ein hippieesker Drummer, der vor lauter Turnerei schon mal seine Beat-Pflichten vernachlässigte. Heute dürfen die Kalifornier in der halbwegs gefüllten Großen Markthalle antreten. Der verrückte Schlagwerker ist längst gefeuert, die Band beschäftigt derzeit gleich zwei fähige Trommler. Wie einst die Allman Brothers. Oder Grateful Dead. Rechtfertigt all dies die Einschätzung (des englischen „Observer“), Pavement seien als die etwas andere Rockband für die 90er das, was R.E.M. für die Achtziger waren? Und vor allem: Was heißt das für die kommende Dekade? Steht der Durchbruch zu den Massen unmittelbar bevor?

Lichterketten illuminieren die Suche nach den Antworten. Gelbe, grüne, rote Lichterketten, die sich um Verstärker, Drumkit und Mikro-Ständer schlängeln und die sanfte Versuchung des Pavement-GHuvres symbolisieren: Twilight? Ja. Terror? Eher nein. „I’m ready for success“, singt ein gut aufgelegter Stephen Malkmus und übt sich nicht uncharmant in der Körpersprache des Entertainers. Singt er „up“, schnellen die Hände Richtung Decke. Naja. Erinnert sich noch jemand an Michael Stipes erste Gehversuche als Conferencier? Na eben.

Auch wenn gelegentlich bei den ersten Gitarren-Splittern dezentes Jubilieren im Publikum anhebt, leben Pavement-Songs wie „Spit On A Stranger“ und „Ann Don’t Cry“ doch weniger von einem offensichtlichen Wiedererkennungswert, als vielmehr von einem Identifikationsangebot, das sich subtiler entfaltet – aber dann umso nachhaltiger. Mühelos rockend schaffen sie so einen Kontext, in dem das alles noch mal möglich wird: Feiste Riffs, fulminante Unisono-Passagen, ja sogar das eine oder andere ziemlich fiese Solo. Alles an seinem Platz, der Zufall hat längst ausgedient. Kein Platz mehr für kopfstehende Drummer.

Nach einer guten Stunde voll sanfter Versuchungen haben dann alle gute Laune und Pavement zelebrieren „Major Leagues“ als Zugabe. Ob sie die auch kommerziell je erreichen werden, möchte ich mal bezweifeln. Ihr „Losing My Religion“, gar ihr „Shiny Happy People“ haben sie jedenfalls noch nicht. Aber damit haben Malkmus und Co. ja noch Zeit bis 2001. Odyssee im Mainstream-Pop-Orbit? We’ll see…

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