Platten kaufen, anhören, Musik machen: STEREOLAB, Reisende in Sachen Sound

Eine Million Lieder später. Stereolab-Chef Tim Gane sitzt in einem Hamburger Hotelzimmer und kann sich nicht entscheiden. Was sind denn nur seine Lieblingsplatten? Der „Anna“-Soundtrack von Serge Gainsbourg, ganz klar. Beach Boys „Today“. Und dann? Stereolab-Sängerin Laetitia Sadier ist schneller: „Tahiti“ von Mouse On Mars. Und Prams „The Stars Are So Big“. Dem 33jährigen Songwriter ist inzwischen auch was eingefallen: die erste Faust-LP. „Vielleicht. Oder auch was anderes. Da gibt es so vieles.“

Ende des Textes. Gibt sonst nichts zu sagen. Ist nämlich eher nicht so interessant, die Sache hier, die Musiker und so. Stereolab, ja, gute Band. Findet jeder. Kann man auch nichts dagegen sagen. Tolle neue Platte, „Dots &Loops“. Gibt es niemand, dem die LP nicht gefällt. Und das ganz zu recht. Krautrock plus Easy-listening plus New Wave plus Pop plus irgendwas, blahblah. Ist gut, braucht keine Namen. Stereolab? Machen nichts außer Musik. Und Musik hören. Und Platten kaufen. Und andauernd verreisen. Um woanders Platten zu kaufen. Oder Musik zu hören. Sagen Sie mal, Mister Gane, was machen Sie eigentlich so den ganzen Tag?

„Ich mache eigentlich andauernd Musik. Und wenn ich keine Musik mache, kauf ich Platten. Ich hör irre viel Musik. Auch wenn wir aufnehmen. Ich höre sogar im Studio neue Platten.“

Aha! Musik hören beim Musikmachen. Ist auch gut. Da möchte man überhaupt nicht fragen, wer denn die Freunde sind, Plattenhändler vermutlich oder Musiker, und was die miteinander machen, kann man sich gerade auch noch vorstellen. Sex sicher weniger. Obwohl, man weiß ja nie. Aber erst einmal Musik. Klar. Laetitia fahrt nach München, trifft dort die Jungs von Isar 12, spricht im Hotelzimmer ein paar Zeilen ins Mikro, und etwas später hat’s noch einen Track mit Stereolab. Auf dem Isar 12-Album. Plus das Zeug, das es nur in limitierter Auflage gibt Oder nur in Japan. Oder nur per Mail-order. wenn schließlich was erscheint, ist das nächste Ding schon fertig. Das übernächste auch. Und die Band ist wieder unterwegs.

Nach Düsseldorf. Da geht’s in das Studio von Mouse On Mars, wo man ein paar Tracks einspielt Dann fährt man nach Chicago, John McEntire von Tortoise hat dort ein Studio, da könnte man zur Abwechslung ja mal ein bißchen Musik machen. Ist sicherlich schön.

„Die Zusammenarbeit mit Mouse On Mars war sehr gut. Andy und Jan verstehen unsere Musik, sie haben genau die gleiche Herangehensweise wie wir. In Chicago sind wir oft, nicht nur wegen John. Das ist eine sehr aufregende Stadt Wir haben sogar mal überlegt, da hinzuziehen.“ Sagt Tim.

Sie leben jedoch in London. Haben da zwar ’ne Wohnung. Sind aber immerzu woanders. Um Musik zu machen. Und neue Platten zu kaufen. Und alle mögen sie. Nette Leute, tolle Band, Stereolab. Nicht wie früher, als Tim Gane noch bei McCarthy war. McCarthy? Ist egal. War’s schon damals. Gitarrenband. Heute dagegen ist ja alles elektrisch, eklektisch und außerdem, laut Plattenfirma, jetzt obendrein noch zugänglicher. Was heißt: Soll nun auch Leuten gefallen, denen’s wurscht ist, was da gerade läuft, im Radio, zwischen den Staumeldungen.

Musik über Musik. Die so klingt als würde man’s mögen, wenn man richtig zuhören würde. Wie Sex mit jemand, an dem einem nichts liegt, der sich aber auskennt.

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