Prince: Diese 18 Song-Perlen warten auf ihre Veröffentlichung

Mit "Traffic Jam", "The Grand Progression" und "Baby Go Go".

1. The Dance Electric (1982)

Das später von André Cymone in gekürzter Form veröffentlichte Stück bietet einen großartig priesterlichen Anfang („Good Morning Children“) und ist ein höchst tanzbarer, zwölfminütiger Appell, seinen Feinden zu verzeihen. Eine Schande, dass Prince es nicht selbst herausgebracht hatte, er muss damals gedacht haben, seine Muse würde nie versiegen – passt schon, kann weg. Die „Purple Rain“-B-Seite „God“ würde den Titel noch einmal zitieren, was „The Dance Electric“ zum Gebet erheben sollte; er selbst würde auf das Stück bei der „Parade“-Tour zurückkommen. „Dance The Dance Electric“ – diese Wortfolge möchte man immer wieder laut aussprechen, sie wird nie, nie langweilig.

Cymones Version:

http://www.dailymotion.com/video/x3joqdt

2. Baby Go Go (ca. 1983)

Entstanden in seiner vielleicht produktivsten Phase, zwischen „1999“ und „Purple Rain“. Ein schwüles, düsteres Disco-Stück, das auch Beck auf dessen „Midnite Vultures“-Album gut gestanden hätte.

3. Electric Intercourse (1983)

Musste auf „Purple Rain“ dem besseren „The Beautiful Ones“ weichen, ist deshalb aber kein Loser. Prince, fasziniert von elektronisch klingendem Gospel („Electric“ war sein Lieblingswort des Jahres), übt sich hier weiter in MOR-Piano-Motiven, die „Purple Rain“ prägen sollten.

4. Computer Blue (Extended, 1983)

Es gibt eine 30-Minuten-Version (und viele zwischen 7 und 15 Minuten lange Fassungen) des „Purple Rain“-Tracks, der auf veröffentlichter Platte dann 3:59 lang ist. Prince musste kürzen – so wie auch „The Beautiful Ones“ – und später noch „Take Me With U“ aufs Album nehmen, damit eine ideale Kombination aus LP-Länge und Anzahl der Songs entstand. Das Wendy-und-Lisa-Intro ist natürlich legendär, und die „Poor, Lonely Computer“-Rede spiegelt erneut Prince‘ Faszination für Studiotechnik wider, die er gerne auseinander genommen hätte, um darin Gott zu finden.

5. The Beautiful Ones (Extendend, 1983)

Prince‘ wohl meistgeliebte Nicht-Single der „Purple Rain“-Ära, sein berühmter Gefühlsausbruch, das Lied, in dem bei ihm alle Dämme brechen. Die in der veröffentlichten Version fehlenden 43 Sekunden finden statt zwischen „I gotta know, i gotta know, do you want me?“ und „Baby, baby, baby, let’s do it“. Wie bei „Computer Blue“ musste Prince auch hier kürzen, damit die LP ihre Ideallänge erhielt. So blieben uns schöne Zeilen á la „Sometimes … I get so confused“ verwehrt.

6. Empty Room (ca. 1984)

Es existieren verschiedene Fassungen des Stücks. Leider klingen die neuen Versionen, mit Schmelzkeyboards und Schmelzwasserpiano, dem Material nicht angemessen. Das Original versucht gar nicht erst, ein Orchester zu ersetzen.

7. Traffic Jam (1984)

Ein Rock-Instrumental, von dem Prince in der Frühphase seiner Karriere viel zu wenige aufgenommen hatte. Dieser Verkehrsstau klingt so, als würden an einer Kreuzung vier Trucks frontal zusammenprallen. Led Zeppelin standen hier Pate.

8. Around The World In A Day (Long Version, 1985)

Beide Versionen haben ihren Reiz, die „indischer“ klingende Album-Version, ohne Bass, dafür mit Oud und Darbuka (diese Exotik der Instrumente allein!). Es spricht aber auch vieles für diese schnellere, längere Bandversion, die wie ein Schwesterlied von „Take Me With U“ aus „Purple Rain“ klingt – wie eine Reise in den Wald, Übernachtung im Freien nicht ausgeschlossen.

9. All My Dreams (1985)

Prince und seine Band The Revolution experimentieren mit Broadway, Varieté und Jazz. War auf einer ursprünglichen „Parade“-Konfiguration enthalten, das „Alice in Wonderland“-Gefühl entsprach aber nicht zu 100% dem Gefühl der Platte.

10. Manic Monday (1984)

Er schenkte es den Bangles, die damit den größten Hit ihrer Karriere landeten. Die mit seiner eigenen Band The Revolution aufgenommene Version klingt haargenau so – was hätte die Band um Susanna Hoffs auch anders machen sollen? Das Lied stieg im März 1986 bis auf Platz zwei der US-Billboard-Charts. Hätte auch auf der Eins landen können – wäre da nicht Prince, der die Position mit „Kiss“ blockierte.

11. Others Here With Us (1985)

Es ist Nacht, die Band imitiert mit ihren Instrumenten die Geräusche von Tieren aus dem Wald, Prince, er klang nie paranoider als hier, fürchtet sich vor dem, was aus der Dunkelheit kommt. Ein außergewöhnliches Stück dieser Ära, das viel über sein Gefühlsleben verrät – man hätte nie gedacht, dass es Prince so schlecht gehen kann.

Photo of PRINCE

12. In A Large Room With No Light (1985)

Es hätte auf das „Parade“-Album gehört. Karibisch, jazzig, fragil, tanzende Bläser – wie ein wackeliges Baugerüst, das nur von Tönen zusammengehalten wird. Wahnsinn!

13. Visions (1986)

Sollte u.a. auf „Crystal Ball“ erscheinen, die 3er-LP, die dann auch nicht erschien. Ein zweiminütiges Piano-Instrumental von Lisa Coleman, mit dem die Musikerin ihren Platz in der Band The Revolution ausbauen wollte. Als Co-Autoren wurde sie und Wendy Melvoin dann immerhin in „Mountains“ (auf „Parade“) genannt.

14. The Rebirth Of The Flesh (1986)

Das einzige Stück aus den „Camille“-Sessions – Prince‘ alter ego mit hoch gepitchter Stimme –, das auf eine Veröffentlichung wartet. Eine Art Hardrock, verlangsamt, und ein weiteres Statement des Musikers zum Thema Wiedergeburt. Auch dasjenige Camille-Lied, in dem es am wenigsten um Sexualität geht.

15. God Is Alive (1988)

Prince streute Elemente dieses Funk-Gospels bereits in seine „Lovesexy“-Tournee ein; ein Chor-Stück, das seinen Glauben bekräftigen soll. Nach den Erfahrungen mit dem „Black Album“ schien Prince mehr denn je auf Sinnsuche zu sein. Von dem etwas billig klingendem Rhythmus abgesehen, immer noch ein beeindruckendes Lied.

16. Love … Thy Will Be Done (1989)

Sein bestes zwar von ihm aufgenommenes, aber nicht selbst veröffentlichtes Lied (er gab es Martika). Eines jener Prince-sucht-die-ewige-Liebe-Stücke, die ihn als Schauspieler entlarven (erhältlich auf „Martika’s Kitchen“, 1991)

17. Dance With The Devil (1989)

Sollte auf dem „Batman“-Soundtrack erscheinen, ist zwar kein überzeugender Song (etwas zu monoton), aber eine aufschlussreiche Dokumentation von Prince‘ Seelenleben. Seine Sänger-Figur des Gemini, die Anteile des bösartigen Batman-Antagonisten Jokers besaß, erzählt die Geschichte eines faustischen Pakts. Prince soll 1987 schlimme ERfahrungen mit Drogen gemacht haben, hier, wie auch an anderen Stellen des „Batman“-Scores, geht er darauf ein.

Prince performing in Minneapolis

18. The Grand Progression (1989)

Dieses Lied wurde für „Graffiti Bridge“ schlussendlich mit dem etwas stärkeren „Still Would Stand All Time“ ausgetauscht. Letzteres hat, durch sein Gospel-Arrangement, eine positivere Note. Aber auch „The Grand Progression“ erzählt von einer positiven Hinwendung zu Gott.

Getty Images/Michael Ochs Archives
Michael Putland Getty Images
Suzie Gibbons Redferns
Frank Micelotta Archive Getty Images

Weitere Highlights

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates