Quentin Tarantino feiert 50. Geburtstag

Der Trash-König für Intellektuelle wird 50. Ein Hoch auf den 'Baywatch' liebenden Nonkonformisten.

Eine besonders gute Sozialprognose hätte man Quentin Tarantino nicht gerade ausgestellt. Schließlich schmiss er die High School, um sich seine Tage in Grindcore-Kinos um die Ohren zu schlagen und des Nachts in schmuddeligen Videotheken zu jobben. Heute wissen wir: Film-Fan Tarantino lernte schon früh fürs Leben. Anstatt über Ausätzen und theoretischen Abhandlungen zu sitzen, schaute er Filme – angefangen bei schmierigen Spaghetti-Western über Arthouse bis hin zu zig-teiligen Pornoflicks. Was er in seinem fantastischen Gedächtnis behält (man munkelt, sein IQ liege über 150) benutzte er später für seine Filme. Und er merkte sich viel: Von Namen der Darsteller und Drehbuchschreiber bis hin zu Einstellungen, Szenenbildern und natürlich Dialogen, die er mitunter Wort für Wort übernommen haben soll.

Dass ein selbstverliebter Schulschwänzer und leidenschaftlicher Camp-Anhänger, der aus seiner Liebe zu „Baywatch“ nie einen Hehl gemacht hat, einmal einen Oscar gewinnen würde – das hat Tarantino wahrscheinlich immer für möglich gehalten. Süffisant sei er bereits als Kind gewesen, sagt zumindest seine Mutter. Das die halbblütige Cherokee–Indianerin all seine Filme gesehen hat, versteht sich von selbst. Zusammen mit Regisseuren wie Robert Rodriguez hob Tarantino den Independent-Film in den Mainstream. Trash trifft den Nerv der breiten Masse: nerdige Charaktere, gepaart mit Stories, die viel Gewalt, Blut, Drogen und ein paar dicke Burger beinhalten und deren Episoden mit Song-Klassikern unterlegt sind, begeistert er die Kids des White Trash und Harvard-Studenten gleichermaßen.

„Reservoir Dogs“, „Jackie Brown“, „Pulp Fiction“, „Kill Bill“: Mit 50 gehört der Mann, der Peinlichkeit in Coolness verwandelt, längst selbst zur Popkultur. Auch aus Schauspielern macht er Ikonen: John Travolta verdankt ihm das Comeback, Uma Thurman ihr Image und Christoph Waltz den Durchbruch und zwei Oscars. Der Regisseur selbst liebäugelt mit der Schauspielerei,  doch nach „From Dusk Till Dawn“ ist klar: Wenn überhaupt, dann kann Tarantino nur eine Parodie auf sich selbst spielen.

Schon nach „Pulp Fiction“ musste Tarantino niemandem mehr etwas beweisen, doch mit der Nazi-Groteske „Inglourious Basterds“ gelang ihm der Balanceakt zwischen Splatter-Kino und kunstvoller Inszenierung, brutalem Slapstick und heikler Geschichtsklitterung. Die Auszeichnungen, mittlerweile von stattlicher Anzahl, schmeicheln Tarantinos Eitelkeit und befeuern noch seine Arbeitswut. Bleibt nur die Frage, wann er endlich David Hasselhoff besetzt.

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