4,0 Andrew Bird

Popmusik muss ja nicht intelligent sein- aber manchmal ist es doch schön, wenn sie es ist. Die Songs von Andrew Bird sind außerdem pizzikat, erlesen, informiert, sensibel, gewitzt und literarisch, weshalb der Kunst‘ ler in den USA kein Publikum hat. Allein für den Titel „Armchair Apocrypha“ müsste Bird die Kritiker-Bestenlisten anführen — vor nicht einmal zwei Jahren war ihm das mit „The Mysterious Production Of Eggs“ auf einigen Stimmzetteln gelungen.

Andrew Bird spielt Violine und schreibt Songs. Sein Lied über „Heretics“ ist nicht nur besser als alles, was Paul Simon in den letzten 20 Jahren geschrieben hat, sondern auch noch ein schwungvoller Popsong, ein wenig wie Violent Femmes oder Feit mit Orchester. Anderweitig belehnt Bird Folklore, Klezmer, Vaudeville- und Kammermusik und singt ein surrealistisches Rätsellied zum Klavier, das einen aus dem Lehnsessel reißt, so intensiv und schmerzlich wie Jeff Buckley oder der frühe Mark Eitzel: „I dreamed you were a cosmonaut of the space between our chairs/And I was a cartographer of the tangles in your hair.“ Dann schwingt der Sänger sich aut, eine Harmonika heult, eine Jazz-Gitarre schnalzt: „Time it’s a crooked bow/ Fifty-five and three-eighths years later/At the bottom of this gigantic crater/ An armchair calls to you…“

Das Spiel mit Geräuschen, Vogelzwitschern, mit Schlagwerk und präzis eingesetzter Elektronik stört mittendrin ein wenig die auratische Intensität von raffinierten Balladen wie „The Supine“ oder dem strengen Klöppel- und Flöten-Folk von „Scythian Empires“—hier wie da pfeift Bird plötzlich nonchalant ins elegische Violinenspiel.

Es mag enigmatisch sein, wovon dieser Kalligraf des Abstrakten erzählt – aber man ergibt sich dem Wohlklang. Diese Musik ist eine überwältigend sinnliche wie intellektuelle Kunst — eine elitäre zwar, aber eine bleibende,(FARGO/ ROUGH TRADE)

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