A Prairie Home Companion :: Start: 12. 4.

Zum Einsatz kam Paul Thomas Anderson nicht. Er war nur der Strohmann für den 80-jährigen Robert Altman, damit die Dreharbeiten versichert werden. Dass dies tatsächlich sein letzter Film wurde, da er knapp ein Jahr darauf verstarb, macht diese Anekdote nicht weniger symptomatisch für seine gesamte Karriere: Die Zweifel, das Misstrauen von Produzenten und Studios begleiteten ihn von Anfang an..

Altman hat alles gedreht, Dokumentationen, Serienepisoden, Werbespots, Fernsehfilme… Kein anderer Regisseur kann ein umfangreicheres Gesamtwerk vorweisen. Doch es war ein langer, zäher Weg. Viele Auftragsarbeiten entstanden nur, weil Hollywood den stoischen Autodidakten nicht richtig ranließ. Er war schon a!t, als er mit „M.A.S.H.“ gefeiert und damit Teil des New Hollywood wurde, als er mit „McCabe And Mrs. Miller“ den Western, mit „The Long Goodbye“ den Detektivfilm, ja fast jedes Genre seinem Improvisationsstil unterwarf. Es war seine produktivste Phase, Warren Beatty hat ihn gehasst, Paul Newman geliebt, und nach dem versagten Oscar für „Nashville“ und dem Desaster von „Popeye“ hatte er sich alle Wichtigtuer zum Feind gemacht. Seine besten Filme lagen noch vor ihm. So erscheint es bezeichnend, dass Altman sich mit einem Meisterwerk verabschiedet hat, das noch einmal alle seine Kunstfertigkeiten zum Leuchten bringt. Mit einem bravourösen Ensemble, sich überlappenden Dialogen und ineinander fließenden Handlungssträngen. „A Prairie Home Companion“ heißt die Radioshow von Garrison Keillor, einem Moderator, Schriftsteller, Journalisten und Stand-up-Komiker, der seit 1974 mit Livemusikern vor allem Folk, Blues und Country aus dem „Fitzgerald Theatre“ in St. Paul, Minnesota sendet. Es ist ein Relikt aus ferner, familiär anmutender Zeit, das nicht mehr existieren dürfte und im Film symbolisch für ein Parkhaus platt gemacht werden soll. Der Investor (Tommy Lee Jones) wird „Axeman“ genannt und zu der letzten Sendung erwartet. Zuvor aber trudeln die alten Weggefährten zum Abgesang ein. Auf der Bühne wird gesungen und gescherzt, in der Garderobe geschwatzt und etwas geweint. Traumhaft fügen sich melancholische, zarte, heitere Momente zusammen.

Keillor hat das Drehbuch geschrieben, der Film versammelt aber wie ein Rückblick Altmans Universum. Kevin Kline spielt den Sicherheitschef Guy Noir wortwörtlich als Fil m-noir-Figur, Meryl Streep, Luv Tomlin und Lindsay Lohan sind wie die „3 Frauen“, Woody Harrelson und John C. Reilly geben mit Gitarren und Zoten die „Nashville“-Cowboys. Und über allen schwebt Virginia Madsen platinblond als Todesengel. Wehmut erfasst einen – doch bei aller Nostalgie zeigt Altmans letztes Statement ein Ende, dem ein Anfang innewohnt.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates